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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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geringe Habe
des jungen Mannes betrachtete. »Benutz die Kleidung als Kissen. Und den Beutel legst du irgendwohin, wo er nicht im
Weg ist.«
Talon nickte und sah sich um. In einer Ecke neben der
Feuerstelle gab es eine Feuerzange, einen Kessel und einen
Besen, aber die andere Ecke war leer. Er legte sein kleines
Kleiderbündel dorthin.
»Komm mit raus«, sagte Magnus.
Als sie wieder unter dem Nachthimmel standen, sagte er:
»Du bist kein dummer Junge. Sieh dir die Sterne an und sag
mir, wo wir deiner Ansicht nach sind.«
Talon blickte auf und verglich den Himmel mit dem, den er
als Kind in seinen heimatlichen Bergen gekannt hatte. Er
schaute den kleinen untergehenden Mond an und warf dann
einen Blick nach Osten, wo ein Schimmern das Aufgehen des
großen Mondes ankündigte. »Noch vier Stunden bis zur
Dämmerung«, stellte er fest. »Es dämmerte schon, als du
mich in Kendricks Gasthaus geweckt hast.« Er kannte sich
mit Geografie nur wenig aus, hatte nur ein paar Landkarten
gesehen, mit denen sich Robert beschäftigt hatte. Aber er benutzte, was er wusste, und kam dann zu dem Schluss: »Wir
sind auf einer Insel im Bitteren Meer.«
»Gut. Wie bist du darauf gekommen?«
»Wir sind westlich von Kendricks Gasthaus, denn ansonsten wäre es schon Tag, oder wenn wir weit östlich wären, wäre es später Nachmittag oder frühe Nacht, und der kleine
Mond würde tief am östlichen Himmel stehen statt im Westen
untergehen. Aber wir sind nicht weit genug im Westen, dass
wir uns hinter der Straße der Finsternis und in der Endlosen
See befinden könnten. Wir sind … südlich von unserem Ausgangsort.«
»Gut«, wiederholte Magnus.
»Darf ich wissen, wieso ich hier bin?«, fragte Talon.
Magnus sagte: »Halte dich noch einmal am Stab fest und
lass auf keinen Fall los.«
Talon packte den Stab, und plötzlich wurde er wie von der
Hand eines Riesen in die Luft hinaufgerissen. Der Boden verschwand mit Schwindel erregender Schnelligkeit, und sie rasten durch die Wolken.
Dann hielten sie inne. Und Talon wusste ohne hinzusehen,
dass seine Knöchel weiß waren, denn er klammerte sich mit
all seiner Kraft an den Stab.
»Sieh dir die Welt an, Talon Silverhawk.«
Im Osten überzog der aufgehende große Mond die weit
entfernte Landschaft mit Silber. Ein frischer Wind wehte, aber
Talon schauderte aus anderen Gründen. Er hatte schreckliche
Angst.
Er nahm sich jedoch zusammen und blickte sich um. Die
Insel unter ihnen war in Wolken und Dunkelheit verborgen,
aber er hatte ein Gefühl von ihrer Größe erhalten, als sie nach
oben geschossen waren. Die Hütte befand sich am nördlichen
Strand der Insel, und das Land senkte sich nach Süden hin ab,
vielleicht zu einem Tal. Talon wusste nicht viel über Meere
und Inseln, nur, was er auf Roberts Landkarten gesehen hatte,
aber er hielt die Insel für ziemlich groß – mehr Land, als von
dem Wald rings um Kendricks Gasthaus bedeckt wurde, wenn
er das richtig eingeschätzt hatte.
Schließlich ließ seine Angst nach, und er sah sich in alle
Richtungen um. Das Licht des aufgehenden Mondes berührte
die Wolken unter ihnen, und das Glitzern des Meeres im Norden reichte bis zur Biegung des Planeten am Horizont.
»So groß?«, sagte er schließlich.
»Gut«, erklärte Magnus, und sie stiegen wieder hinab. »Du
kannst das Ganze jetzt in Perspektive setzen.« Als sie wieder
sicher auf dem Boden waren, fuhr er fort: »Du bist nur aus
einem einzigen Grund hier, Talon Silverhawk, nämlich um zu
lernen.«
»Um was zu lernen, Magnus?«, fragte Talon.
Der Magier legte Talon die Hand auf die Schulter und
drückte sie sanft. »So viel, wie ich dir nur beibringen kann.«
Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um, betrat die Hütte, und nach kurzem Zögern folgte Talon ihm in die Behausung, die nun offenbar für einige Zeit sein Heim sein würde.
    Talon las die Passage zum fünften Mal laut vor, und Magnus
lauschte angestrengt. Als Talon fertig war, sagte der Magier:
»In Ordnung.«
    Während des ersten Monats, nachdem sie auf der Insel angekommen waren, hatte Talon laut lesen müssen, und Magnus
hatte seine Grammatik und seine Aussprache, die Satzmelodie
und den Tonfall verbessert. Talon wusste von den Stunden, in
denen er Graf Ramon DeBarges belauscht hatte, dass Magnus
versuchte, ihm die Sprechweise eines Adligen beizubringen.
    »Das hier ist etwas Neues«, sagte Magnus und hielt ihm
ein Buch hin.
Es war in einer ihm unbekannten Schrift verfasst. »Was ist
es?«
»Ein

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