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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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Wasser Schmelzwasser der Gletscher war. Will war weniger begeistert von der Säuberung, aber nach dem Bad und mit
frischer Kleidung sah er wie ein ganz anderer
Mensch aus. Er hatte unter dem Dreck und den Haaren tatsächlich ein Gesicht: Es war schmal und ununterbrochen zu einem Grinsen verzogen, und seine
Augen schienen ständig zu zwinkern.
Anatoli sah aus wie ein großes, dickes Ei mit einem Kopf, Armen und Beinen. Seine Muskeln hatten
sich allesamt in Fett verwandelt, und Tal wusste,
dass er ihn im Schwertkampf leicht schlagen könnte,
selbst mit der linken Hand. Er nahm an, dass Kyle
und Benson, die anderen Wärter, ebenso eingeschränkt waren, wenn es ums Fechten ging. Sie
mochten groß und breit sein, aber schnell waren sie
nicht. Nachdem er sich fünf Minuten mit Anatoli unterhalten hatte, fügte Tal im Stillen hinzu, dass sie
offenbar auch geistig nicht besonders beweglich waren.
Tal hatte sich rasch das Kühlhaus angesehen, einen Keller, den man unter der Festung gegraben hatte, um Fleisch und Käse kühl zu halten. Es war dort
unten immer noch eiskalt, denn der Boden hielt die
Kälte des Winters bis zum Frühsommer. Später,
wenn die Vorräte aufgebraucht waren, würden sie ein
Tier schlachten; die Rinder standen auf einer kleinen
Weide auf der Ostseite der Insel, zusammen mit den
Schafen, und auf der windabgewandten Seite der Festung waren ein paar Schweine untergebracht.
Mit Hilfe von Anatoli und Will fühlte sich Tal
beinahe, als hätte er wieder zwei Hände. Er stellte
fest, dass der Dieb recht geschickt war, und sie gewöhnten sich rasch daran, jeweils eine Hälfte eines
Händepaars zu sein. Anatoli beschäftigten sie mit
schlichten Arbeiten wie Gemüseputzen und
Töpfeschrubben.
Tal fand in der Speisekammer einen Kasten mit
Gewürzen, die alt, aber immer noch brauchbar waren. Er wusste, dass diese Gewürze nicht benutzt
worden waren, um die Mahlzeiten zu verbessern, jedenfalls nicht, seit er in die Festung gekommen war.
Also würden sie sogar halb vertrocknet eine willkommene Abwechslung bieten.
Er setzte Wasser auf, dann warf er Rinderknochen
für die Brühe hinein und fügte Gemüse und klein geschnittenes Rindfleisch hinzu. Er kochte auch ein
paar Rüben, die noch nicht zu vergammelt waren,
und bereitete ein wenig Käse und Obst vor. Er zeigte
Will und Anatoli, wie sie Zirgas Tisch decken sollten, wenn er dort mit den drei Wärtern aß, und begann, die Mahlzeiten für die vierzehn Gefangenen
zuzubereiten.
Es war nur ein hastig zusammengekochter Eintopf,
aber Tal hätte trotzdem gewettet, dass es das Beste
war, was alle hier seit Jahren gegessen hatten. Nachdem Zirga und die drei Wärter sich zu ihrer Mahlzeit
niedergelassen hatten, brachte er zusammen mit Will
das Essen zu den Gefangenen. Tal sorgte dafür, dass
auf jedem Teller ein gutes Stück Fleisch lag und es
dazu eine gute Portion Kartoffeln, Zwiebeln und Rüben gab. Es dauerte beinahe eine Stunde, bis sie die
Teller zu den anderen zwölf Gefangenen gebracht
hatten. Als sie fertig waren, hatte Tal jede bewohnte
Zelle in der Festung gesehen.
Er hatte nun ein Gefühl von der wahren Größe des
Orts und wusste, wo er die Dinge für seine Flucht
finden würde.
Zirga kam in die Küche, während Tal und Will an
einem kleinen Tisch aßen. »Das war gut«, sagte er zu
Tal. »Ich denke, du solltest kochen, bis sie mir jemanden als Ersatz für Charles schicken. Und jetzt
hör auf zu essen und geh zurück in deine Zelle.«
Anatoli ging auf Tal zu, um ihn zurückzubringen,
aber Tal sagte: »Das geht nicht.«
»Warum nicht?«, fragte Zirga misstrauisch. »Du
kannst morgen früh wieder herkommen.«
»Aber heute Abend muss ich Brot backen. Das
dauert den größten Teil der Nacht.« Er zeigte auf eine Stelle am Boden vor dem Ofen. »Ich kann dort
schlafen, während der Teig geht, und es dann in den
Ofen schieben, damit es morgen früh fertig ist.«
Zirga dachte darüber nach, dann zuckte er die
Achseln. »Na ja, es ist schließlich nicht so, als könntest du irgendwo hingehen.«
Tal nickte, ohne mit der Wimper zu zucken. Als
Zirga sich anschickte zu gehen, sagte er: »Ich brauche Will, damit er mir hilft.«
Zirga schaute über die Schulter. »Gut. Behalt ihn.«
»Und Anatoli gleich früh am Morgen.«
»Also gut, du kannst ihn haben.«
Der Wärter zeigte keine Reaktion auf diesen
Wortwechsel. Als Zirga und Anatoli draußen waren,
fragte Will: »Wie hast du das gemacht?«
Tal zuckte die Achseln und zeigte auf die

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