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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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er begann, flach und abgehackt zu atmen. Tal
beobachtete das Gesicht des Mannes und sah, wie
sehr er schwitzte.
Quint kam zu ihm und fragte leise: »Wird er es
schaffen?«
»Vielleicht«, sagte Tal. »Morgen früh werden wir
es wissen.«
Quint nahm Tal am Arm und führte ihn ein Stück
von den anderen weg. »Tal, du hast nichts darüber
gesagt, was wir tun werden, wenn wir die Grenze
erreicht haben.«
»Ich verlasse mich darauf, dass du uns rüberbringst, Quint. Du kennst die Armee von Olasko besser als jeder andere. Irgendwann musst du einmal
einen Bericht gelesen oder von einer Region gehört
haben, in der wir die Grenze überqueren können, und
dann machen wir einen großen Umweg und werden
uns Karesh’kaar von Norden aus nähern.«
Quint sagte: »Ja, vielleicht weiß ich eine Möglichkeit. Ich habe von Sümpfen südlich des Flusses gehört, etwa vierzig Meilen landeinwärts, wo es keine
Patrouillen gibt, weil es zu gefährlich ist. Aber selbst
wenn wir es schaffen – was machen wir, wenn wir in
Karesh’kaar sind?«
»Wir essen, wir ruhen uns aus, und dann fangen
wir an zu rekrutieren.«
»Ich dachte, all dieses Gerede vom Aufbau einer
Armee wäre nur Prahlerei.«
»Ich meine es ernst. Ich habe vor, die Zitadelle
von Opardum zu erobern, und zwar, solange Kaspar
noch drin ist.«
Quint lachte. »Hast du je auch nur einen Söldnertrupp gesehen, gar nicht zu reden davon, einen anzuführen?«
Tal lächelte. »Oh, ja, das habe ich. Und ich war
einmal Hauptmann einer Truppe.«
»Wirklich? Das hast du nie erwähnt.«
»Ich denke, es hätte Kaspar nicht gefallen.«
»Warum?«
Tal sagte: »Weil ich der Mann bin, der Raven getötet, seine Truppe vernichtet und Kaspars Angriff
gegen die Orodon zurückgeschlagen hat.«
Quint schwieg einen Moment, dann lachte er.
»Meine erste Reaktion war, dich zu erwürgen, denn
Kaspar war so wütend wie ein Stier mit einem Stachelschwein im Arsch, als das passierte, aber jetzt,
nachdem ich darüber nachgedacht habe, würde ich
sagen, das hast du gut gemacht. Ich habe einmal mit
Raven zusammenarbeiten müssen. Er war der übelste
Mistkerl, den ich je kennen gelernt habe. Ich bin
Soldat, aber ich habe für Krieg nichts übrig. Dieser
Mann hat es genossen, Menschen niederzumetzeln.
Ich habe selbst gesehen, wie er sogar Kleinkinder
getötet hat.«
Tal schwieg eine Weile, dann fragte er: »Warum
hast du nicht versucht, ihn aufzuhalten?«
»Ich hätte ihn umbringen müssen. Und ich war als
Verbindungsoffizier da und sollte nur dafür sorgen,
dass Raven die richtigen Ziele fand; ich war kein
Kommandant, der ihm sagen konnte, wie er seine
Arbeit machen sollte. Ich habe gesehen, wie er Frauen niedergemetzelt hat, wie er Bogenschützen befahl,
auf alte Männer zu schießen, wie er Kinder niederritt
…« Quint senkte einen Moment den Blick, als wären
ihm die Erinnerungen wirklich sehr unangenehm.
»Ich sah, wie er einen Jungen niederschoss, der nicht
älter als dreizehn oder vierzehn sein konnte. Der arme Junge war blutüberströmt und hatte ein Schwert,
das viel zu groß für ihn war. Er bewegte sich nur
noch schwankend und war bereits halb tot. Ich habe
Raven bloß für den Fall gewarnt, dass der Junge nahe
genug herankommen sollte, um ihn zu verwunden,
aber statt ihm einen Faustschlag zu verpassen und ein
Stück wegzureiten, hat der Mistkerl ihn mit der
Armbrust erschossen.« Er schwieg einen Augenblick, dann fügte er hinzu: »Ich freue mich zu hören,
dass du es warst, der ihn umgebracht hat. Das lässt
mich hoffen, dass dieser verrückte Plan, den du ausgeheckt hast, tatsächlich funktioniert. Aber ich habe
eine Frage.«
»Was?«
»Armeen brauchen Gold. Und ich glaube, es wäre
mir aufgefallen, wenn bei den Sachen, die du aus der
Festung mitgenommen hast, irgendwelches Gold
gewesen wäre. Wie hast du vor, dir welches zu beschaffen?«
Tal sagte: »Bring uns nach Karesh’kaar, und ich
beschaffe uns Gold.«
»Ich werde mein Bestes tun«, erwiderte Quint.
»Warum legst du dich nicht hin? Ich übernehme die
erste Wache.«
»Weck mich in zwei Stunden«, bat Tal. Er ging zu
seinem Bündel, legte sich hin und dachte darüber
nach, was Quint gesagt hatte. Er erinnerte sich an
den Tag, den Quint erwähnt hatte, denn er war der
Junge gewesen, den Raven mit der Armbrust angeschossen hatte. Er konnte sich in allen Einzelheiten
daran erinnern, er sah vor seinem geistigen Auge
Leutnant Campaneal auf Ravens anderer Seite, er
sah, wie Quint den Mund

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