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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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sich immer noch quälend langsam. Er klammerte sich an den Mast, stand auf und beobachtete,
wie die Haie sie umkreisten. Zwei oder drei von ihnen schossen dorthin, wo die letzten beiden den
Paddler in die Tiefe gezerrt hatten, angezogen vom
Blut.
Plötzlich wurde ein dritter Mann nach unten gerissen, und die Männer zu beiden Seiten von ihm
schrien. Einer von ihnen versuchte, aufs Floß zu klettern. Hauptmann Quint stieß ihn wieder ins Wasser
und schrie »Tritt, verdammt noch mal!« Dann sprang
er neben ihm ins Wasser und nahm den Platz des
Mannes ein, der gerade getötet worden war.
Will flüsterte: »Drei Männer, Tal!«
Einer, der vorne links auf dem Floß saß, stürzte
sich ins Wasser und versuchte, zum Ufer zu
schwimmen. Tal hatte in seinem Leben genug gute
Schwimmer gesehen, um zu erkennen, dass dieser
Mann ungeübt war. Seine Stöße waren hektisch und
unkoordiniert, und er verschwendete viel Kraft, also
kam er kaum voran und würde rasch ermüden.
Tal sagte zu Will: »Er hätte wenigstens die Stiefel
ausziehen sollen.«
Kein Hai näherte sich dem Mann; sie gaben sich
offenbar im Augenblick damit zufrieden, diejenigen
zu fressen, die sie schon getötet hatten, aber auf halbem Weg zwischen dem Floß und den Brechern ging
der Kopf des Schwimmers unter und tauchte nicht
wieder auf.
Tal versuchte abermals einzuschätzen, wie sie vorankamen, und sah, dass sie jetzt näher an den Brechern waren. Das Floß hob und senkte sich schneller,
je näher sie dem Ufer kamen.
»Tretet fester!«, rief er. »Wir sind beinahe da!«
Dann ruckte das Floß, als wäre es gegen einen Felsen gestoßen, und zwei Männer fielen auf der rechten
Seite hinunter. Ein zweiter fester Schlag kam von
unten, und Tal schrie: »Einer ist direkt unter uns!«
Beide Männer versuchten verzweifelt, wieder aufs
Floß zu gelangen, aber einer verschwand direkt vor
Tals Augen unter Wasser. Der andere schaffte es aufs
Floß, aber sein Paddel hatte er verloren. Der erste
Mann tauchte nicht wieder auf, und das Wasser verfärbte sich rot.
Tal schrie: »Alle ins Wasser!«
Er sprang neben die Männer, die das Floß von hinten schoben, hielt sich mit der linken Hand fest und
begann zu treten. Mit weniger Gewicht auf dem Floß
und mehr Männern, die schoben, wurde das Floß
schneller. Ein paar Minuten später erfasste die Flut
das Gefährt und zog es schneller aufs Festland zu.
Tal schrie: »Schwimmt ans Ufer!«
Er war als Junge ein guter Schwimmer gewesen,
aber er war nie mit einem Arm geschwommen. Er
musste sich anstrengen, so etwas wie einen Rhythmus zu halten, und trat, so fest er konnte.
Plötzlich berührte sein rechter Fuß etwas. Er tastete mit dem linken und spürte wunderbarerweise
Sand. Die Wellen brachen sich am Strand nicht höher als zwei oder drei Fuß. Er begann zu waten und
sah sich um. Die Männer schwammen immer noch
hinter ihm oder wateten durch die Gischt ans Ufer.
Hinter den anderen sah er Hauptmann Quint und
rief: »Pack das Floß!«
Der Hauptmann drehte sich um und sah das Floß
auf den Wellen. Er rief den anderen zu, ihm zu helfen. Die beiden Männer in der Nähe ignorierten ihn,
so hektisch waren sie bemüht, aus dem Wasser zu
kommen, aber ein anderer drehte sich um und tat,
was Quint ihm sagte. Bald schon machten noch mehr
mit, und sie zogen das Floß an den Strand.
Die Männer fielen weinend in den Sand – erschöpft, geschwächt und verängstigt, aber sie waren
frei.
Tal sah sich um und fing an zu zählen. Er stellte
voller Entsetzen fest, dass nur elf von ihnen den
Strand erreicht hatten. Ein Mann war ertrunken, und
er hatte gesehen, wie die Haie vier geholt hatten, also
musste ein weiterer den Haien zum Opfer gefallen
oder bei dem Versuch, den Strand zu erreichen, er
trunken sein.
Baron Visniya, Masterson, Hauptmann Quint, Tal
und sieben andere Männer saßen triefend im Sand.
Dann begriff Tal: Will war nicht da. Er spähte aufs
Wasser hinaus, lauschte den Brechern und dem Keuchen der erschöpften Männer. Einen kurzen Augenblick erwartete er, Will würde aus dem Wasser auftauchen und auf sie zugehen, aber nach einer Minute
gestand er sich die Wahrheit ein: Will war tot.
Tal blickte zum Himmel. Es war eine Stunde nach
Mittag. Der Weg von der Insel hierher hatte sieben
Stunden gedauert und sechs Leben gekostet, und vor
ihnen lagen immer noch mehrere hundert Meilen in
der Wildnis, bevor sie die Zivilisation erreichen würden. Im Augenblick gab es nur einen Trost für Tal:
zu wissen, dass er frei war und dass man

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