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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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Schlag führte. Tal machte eine Finte,
und der Prinz reagierte. In schneller Folge schlug Tal
danach dem Prinzen den Säbel aus der Hand, schob
die Spitze seiner eigenen Klinge unter Matthews
Helm und schnippte ihn ihm vom Kopf. Schließlich
ging er an seinem Gegner vorbei und versetzte ihm
dabei einen festen Schlag aufs Hinterteil. Die Menge
reagierte sofort. Erstauntes Keuchen mischte sich mit
Johlen und schrillen Pfiffen. Der Schlag war so heftig gewesen, dass Prinz Matthew auf die Knie gefallen war und sich mit den Händen abfangen musste.
Er war dunkelrot angelaufen, und seine Augen waren
von den Schmerzenstränen, die er nach den ersten
Schlägen nicht geweint hatte, verquollen. Nun jedoch
gelang es ihm trotz aller Anstrengungen nicht mehr,
die Tränen zurückzuhalten.
Höflinge eilten vorwärts und halfen dem gedemütigten Prinzen auf die Beine. Tal wandte ihm den
Rücken zu und ging davon – ein weiterer Bruch der
Etikette. Auf der Galerie erhoben sich mehrere junge
Damen, die in der Hoffnung, Tals Aufmerksamkeit
zu erregen, zum Hof der Meister gekommen waren,
und verließen das Gebäude mit verächtlichen Mienen.
Meister Vassily eilte auf Tal zu und sagte: »Habt
Ihr vollkommen den Verstand verloren?«
Tal lächelte in Richtung Prinz Matthew und antwortete: »Ganz im Gegenteil, Meister Vassily.«
Mit leiser Stimme warnte ihn Vassily: »An Eurer
Stelle, Junker, würde ich eine weite Reise in Erwägung ziehen. Sieger am Hof der Meister oder nicht,
Ihr habt Euch gerade einen sehr gefährlichen Feind
gemacht. Der Prinz mag viele Eigenschaften haben,
aber Versöhnlichkeit zählt sicher nicht dazu.«
Tal blickte Prinz Matthew quer durch den Raum
ins Gesicht und erkannte, dass hinter den Tränen des
Schmerzes und der Demütigung kaum gezügelter
Zorn stand. »Ja, ich glaube, da könntet Ihr Recht haben.« Wieder legte er Spott in seine Stimme, wieder
sprach er laut genug, dass alle in der Nähe ihn hören
konnten. »Aber nach diesem kleinen Kampf zu
schließen ist er nicht besonders gefährlich.«
Der Meister wusste nicht mehr, was er sagen sollte, also drehte er sich um und ging. Tal wandte sich
der Ecke zu, in der Pasko und Amafi warteten. Pasko
verstand, was geschehen war, aber Amafi sagte:
»Euer Wohlgeboren, habt Ihr vor, Euch umzubringen?«
»Nein, eigentlich nicht. Warum?«
»Der Prinz wird Euch umbringen wollen.« Mit einem Lächeln fügte er hinzu: »Und er hat genug Gold,
dass ich zumindest in Erwägung ziehen würde, Euch
zu verraten.«
Tal lachte laut genug, dass alle in der Umgebung
annehmen mussten, dass er den Augenblick genoss.
»Dann verrate mich nicht, und ich werde in Erwägung ziehen, deinen Lohn zu erhöhen.«
»Ja, Euer Wohlgeboren.«
Als sie zum Umkleideraum gingen, flüsterte
Pasko: »Seid vorsichtig. Noch bevor der Kampf vorüber war, haben ein paar von Matthews Leuten das
Gebäude verlassen, um anderen von seiner Demütigung zu erzählen. Ihr habt Euch einen sehr mächtigen Feind gemacht.«
Tal atmete langsam aus, um sich nach all der Anspannung ein wenig zu beruhigen. »Dann ist es wohl
an der Zeit, einen mächtigen Freund aufzusuchen.«
Fünf
Dienst
    Kaspar lächelte.
»Sieht so aus, junger Hawkins, als hättet Ihr Euch
wirklich in eine ausgesprochen unangenehme Situation gebracht.« Der Herzog lehnte sich im Sessel zurück und bedeutete seinem Diener, zwei Weinbecher
zu füllen, die auf einem runden Tisch standen. Kaspar und Tal saßen in einem Empfangszimmer der
großen Wohnung, die der König dem Herzog zur
Verfügung gestellt hatte.
Amafi stand draußen vor der Tür und spielte den
Kammerdiener, während Pasko sich in der Wohnung
auf seine Abreise vorbereitete. Die Geschichte mit
dem kranken Vater passte ihm gut, und er hatte bereits eine Überfahrt auf einem Schiff nach Prandurs
Tor gebucht, wo er ein weiteres Schiff nach Küstenwacht suchen und von dort aus mit dem Wagen weiter zu Kendricks Gasthaus reisen würde. Er würde
die Stadt innerhalb einer Woche verlassen.
Tal hatte dem Herzog am Vortag eine Botschaft
geschickt, in der er um eine Audienz bat, und am
nächsten Morgen hatte ein Palastpage die Antwort
gebracht. Der Herzog lud Tal zu einem Besuch am
späten Nachmittag ein, riet ihm jedoch, statt des
Haupttors einen der Dienstboteneingänge des Palastes zu benutzen – aus offensichtlichen Gründen.
Kaspar trug ein Hemd mit Brokatbesätzen, das bis
zum Hals geschlossen war und einen Schnitt hatte,
wie ihn Tal noch nie gesehen hatte; es

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