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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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dass die Meister des
Hofes etwas dagegen hätten, wenn er als Teil der
Übungsroutine anfangen würde, zwischen Beine zu
treten, Augen auszustechen und Ohren abzubeißen.
Tal wusste, dass viele junge Männer, die Jahre ihres
Lebens am Hof der Meister trainierten, nie ihre Klingen im Zorn erheben würden. So etwas gehörte nicht
unbedingt zum Leben eines jungen Adligen im zivilisierten Roldem.
Mit Anatoli wurde er schnell fertig, denn der junge
Mann beherrschte zwar die Grundlagen der Schwertkunst, aber es fehlte ihm an wirklichem Talent. Die
drei anderen Männer hielten nicht viel länger stand,
und Tal beschloss, das Training für heute zu beenden.
Statt jedoch direkt in den Umkleideraum zu gehen,
begab er sich zu einem Tisch am Ende der Halle, auf
dem Erfrischungen angeboten wurden. In der Mitte
stand eine Kristallschale mit Wasser, auf dem Zitronenscheiben schwammen. Tal hatte sich an dieses
säuerliche Getränk erst gewöhnen müssen, aber inzwischen mochte er es. Außerdem gab es hier Obst,
verschiedene Käsesorten, Brot, Gebäck und Räucherfleisch. Krüge mit Bier und Wein standen für jene
bereit, die mit dem Training fertig waren. Tal ließ
sich von einem Diener ein Glas Zitronenwasser geben, dann griff er nach einem Stück Apfel, um daran
zu knabbern, während er sich umsah.
Einer der vielen Diener des Hofs kam herein und
begann, die Erfrischungen aufzustocken, so dass alles stets frisch war. Tal fragte sich, welche Unkosten
wohl allein dieses Büfett bereiten mochte und wie
teuer es sein musste, den Hof der Meister zu betreiben. Es stand jedem Adligen frei, den Hof zur Verbesserung seiner Fähigkeiten im Schwertkampf aufzusuchen. Wohlhabende Bürgerliche konnten ihn
gegen eine nicht unbeträchtliche Gebühr ebenfalls
nutzen, und viele taten dies schon aus politischen
Gründen. Aber die Mitgliedsbeiträge genügten nicht,
und der größte Teil der Kosten wurde von der Krone
bestritten.
Einen Augenblick lang überlegte Tal, wie reich
König Carol wohl war. Er erinnerte sich an ein Buch
über das Leben des Kaufmanns Rupert Avery aus
Krondor und daran, wie übertrieben ihm die dort genannten Summen vorgekommen waren. Als er allein
in seiner kleinen Hütte auf der Insel des Zauberers
gesessen hatte, war Talon Silverhawk zu dem
Schluss gekommen, dass der Autor die Zahlen wahrscheinlich aufgebläht hatte, um seiner Behauptung,
er sei für das Weiterbestehen des Königreichs wichtig gewesen, mehr Geltung zu verleihen. Aber als er
jetzt darüber nachdachte, wie groß der Palast in Roldem war und wie teuer es sein mochte, allein den
Hof der Meister zu unterhalten, nicht zu reden von
der Kriegsmarine, erkannte Tal, wie naiv Talon gewesen war. Irgendwo aus seiner Erinnerung tauchte
die Bemerkung »Es ist gut, König zu sein« auf, und
er wusste zwar nicht mehr, welcher seiner Lehrer das
gesagt hatte, aber er konnte ihm nur zustimmen.
Einen Moment lang keimte so etwas wie Verständnis für Herzog Kaspars Machtgier in ihm auf.
Dann bemerkte er, wie eine größere Gruppe den Saal
betrat, und ohne einen zweiten Blick wusste er, dass
Prinz Matthew eingetroffen war. Tal dachte noch
einmal über seinen Plan nach, wie er es in der letzten
Woche schon zahllose Male getan hatte. Nur Tage,
nachdem er den Herzog gerettet hatte, und mit so viel
Wohlwollen des Königs war dies der beste Zeitpunkt, um seinen Plan durchzuführen, ohne dabei auf
dem Richtblock zu landen oder diskret in den Hafen
geworfen zu werden.
Er trank noch einen Schluck Zitronenwasser und
schlenderte dann auf den Prinzen und sein Gefolge
zu. Prinz Matthew war ein eitler Mann, aber er hatte
sich schon mit dreißig einen gewaltigen Bauch zugelegt, trotz ansonsten eher schmaler Gestalt. Das ließ
ihn zur allgemeinen Erheiterung aussehen wie ein
großes Reptil, das versuchte, einen noch größeren
Ball zu verdauen. Dennoch, der Prinz unternahm
heldenhafte Versuche, über das Ergebnis seiner Exzesse hinwegzutäuschen, indem er eine Jacke trug,
die in der Taille eng geschnitten und an den Schultern gepolstert war. Sein Haar war kurz, stark eingeölt und nach vorn gekämmt, um seine höher werdende Stirn zu verbergen, und er hatte einen dünnen
Schnurrbart, von dem Talon annahm, dass es jeden
Tag Stunden brauchte, um ihn zurechtzustutzen. Er
trug auch ein kunstvoll verziertes kleines Augenglas,
ein Ding aus helllila Quarz aus Queg, durch das er
mitunter die Welt betrachtete, als zeige ihm das Glas
erstaunliche

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