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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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musste etwas
für Olasko Typisches sein, dachte er. »Ich dachte, Ihr
wärt ein junger Mann von ungewöhnlicher Vernunft
und erstaunlichem Urteilsvermögen. Was hat Euch
dazu getrieben, etwas so Uncharakteristisches zu
tun?«
Tal griff nach seinem Becher und schnupperte aus
alter Gewohnheit an dem Wein. Er trank einen
Schluck und sagte dann: »Ah, das hier muss die neue
Ernte aus Krushwin im Rabenwald sein.«
Kaspar zog die Brauen hoch. »Ihr kennt Euch mit
Wein aus, Talwin. Ja, er ist letzten Monat eingetroffen, und der König war so freundlich, ein paar Flaschen für mich aufzubewahren. Und jetzt beantwortet
meine Frage.«
Das Letztere klang nicht mehr so leutselig wie
bisher; tatsächlich war es beinahe ein Befehl.
Tal versuchte, verlegen dreinzublicken. »Prinz
Matthew ist ein ungehobelter Kerl.«
»Ja, aber das macht ihn unter den Adligen hier in
Roldem nicht gerade zu einer Seltenheit. Warum ihn
in aller Öffentlichkeit demütigen?«
»Weil ich wohl kaum dem Henker entgangen wäre, wenn ich ihn getötet hätte«, sagte Tal und trank
einen Schluck Wein, um ein wenig Zeit zu gewinnen.
»Wenn er kein Verwandter des Königs wäre, hätte
ich ihn in einer Ehrenangelegenheit zum Duell gefordert.«
»Ach ja?«, sagte der Herzog und zog abermals die
Brauen hoch. »Wessen Ehre? Zweifellos nicht Eure
eigene. Ich hatte bisher den Eindruck, dass Ihr ein
pragmatisch denkender Mann seid und nicht zu über
triebener Prinzipienreiterei neigt.«
Tal erkannte, dass er die Sache nicht so genau
durchdacht hatte, wie er sollte, und sagte: »Die Ehre
einer Dame, Sir.«
»Ihr hattet Streit mit Prinz Matthew wegen einer
Dame?«
Tal wusste, dass Kaspar diese Geschichte nicht
weiterverfolgen würde, wenn sie sich halbwegs plausibel anhörte, also improvisierte er. »Nein, es ging
eher darum, sie zu verteidigen. Die fragliche Dame
ist Witwe, und der Prinz war ein wenig … zu nachdrücklich bei seinen Versuchen, ihr seine Aufmerksamkeit aufzudrängen.«
»Ah, Ihr sprecht von Lady Gavorkin«, sagte Kaspar mit einem leisen Lachen. »Ich habe hier ebenso
gute Quellen für den Klatsch wie an meinem eigenen
Hof.«
Tal zuckte die Achseln. »Die Dame und ich haben
einander nahe gestanden. Ich bin allerdings nicht an
einer Ehe interessiert, und sie wird, sobald die Umstände es zulassen, nach einem neuen Gemahl suchen, denn die Krone denkt bereits daran, ihr einiges
von ihrem Land zu nehmen, und sie befürchtet, die
Einkünfte zu verlieren.«
Kaspar machte eine wegwerfende Geste. »Ihre Situation ist mir bekannt. Wäre Matthew mit ihr in der
Öffentlichkeit gesehen worden, hätten andere interessierte Adlige sie gemieden. Ich verstehe.«
Tal war nicht sicher, ob Kaspar die Geschichte
glaubte oder nicht. Er konnte sich nur auf eine einzige Bemerkung berufen, die Lady Gavorkin gemacht
hatte, als er sie eines Nachmittags besuchte. Damals
hatte sie erklärt, dass sie den Prinzen abstoßend fände.
»Dennoch«, sagte Kaspar wieder mit leisem Lachen, »musstet Ihr ihn denn gleich in der Öffentlichkeit dazu bringen, dass er flennt wie ein Kind?«
»Besser als ihn zu töten«, erwiderte Tal.
»Vielleicht auch nicht«, wandte Kaspar ein. »Ihr
habt Euch einen sehr gefährlichen Feind geschaffen,
denn Matthew ist unversöhnlich. Er ist das einzige
Mitglied der engeren Familie des Königs, das seine
Macht nützen würde, um eine persönliche Beleidigung zu rächen. Vielleicht ist bereits ein Kopfgeld
auf Euch ausgesetzt. Ich würde mich an Eurer Stelle
vor Meuchelmördern in Acht nehmen, junger Hawkins.«
»Deshalb bin ich zu Euch gekommen.«
»Ich habe vielleicht einigen Einfluss auf den König, und ich stehe in Eurer Schuld. Aber was Matthew angeht …« Er spreizte die Finger und zuckte
mit den Schultern.
»Matthew würde es nicht wagen, mich direkt anzugreifen, wenn ich in Eurem Dienst stünde, Euer
Gnaden. Ich habe beschlossen, Euer Angebot anzunehmen.«
Kaspar lehnte sich zurück. »Ich verstehe den
Grund, aber um ehrlich zu sein, ist das eine etwas
plötzliche Wendung.«
»Ich hatte Euer Angebot schon vorher abgewogen,
Euer Gnaden, und ernsthaft darüber nachgedacht. Ich
hatte jedoch gehofft, eine Stellung bei einem Handelshaus in Salador, Ran oder Bas-Tyra zu finden.
Vielleicht seid Ihr dem hiesigen Agenten, einem
Mann namens Quincy de Castle, schon begegnet?«
Ein winziges Blitzen in Kaspars Augen zeigte,
dass er log, als er sagte: »Nein, ich kenne ihn nicht.
Aber warum ein Handelshaus?«
Tal hielt inne, als müsste er sich sammeln.

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