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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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keinen, den Tal oder Amafi bemerkt hätten.
Als Tal an Deck eilte, näherte sich das Schiff gerade den Wellenbrechern vor dem Hafen. Roldem
war, als Tal es zum ersten Mal vom Schiff aus gesehen hatte, erstaunlich gewesen, aber Rillanon war
wirklich atemberaubend. Je näher man kam, desto
verblüffender wurde die Aussicht, denn die Stadt hatte
nicht nur Fassaden aus poliertem Marmor und Granit,
sie war auch auf alle möglichen Arten geschmückt: Es
gab Blumenspaliere, Gärten an den Hängen, bunte
Fähnchen und Banner und Fenster aus Quarz und
Glas. Die Spätnachmittagssonne ließ die Steine golden, bernsteinfarben, rosa und weiß aufblitzen.
»Erstaunlich«, sagte Amafi.
»Ja«, erwiderte der Herzog. »Ich versuche immer,
kurz vor Sonnenuntergang einzutreffen, nur um dieses Anblicks willen.«
Ein Kutter mit der Fahne des Königreichs der Inseln war auf dem Weg, den Hafen zu verlassen, und
dippte die Flagge zum Gruß. Seeleute auf beiden
Schiffen winkten, und Tal war wegen all der Großartigkeit, die ihn umgab, einfach verstummt. Schiffe
aus jedem Land der See des Königreichs lagen hier
im Hafen vor Anker oder liefen ein oder aus. Er sah
Handelsschiffe aus Kesh, Schiffe aus den östlichen
Königreichen, Schiffe aus jedem Ort der bekannten
Welt.
Die Segel wurden gerefft, und die Delfin wurde
langsamer, als ein kleines Boot längsseits ging. Eine
Strickleiter wurde heruntergeworfen, der Hafenlotse
ging an Bord und direkt zum Achterdeck. Er übernahm die Herrschaft über das Schiff: Von hier an
war es seine Aufgabe, es zum königlichen Kai zu
navigieren.
Tal versuchte, die Aussicht in sich aufzusaugen.
Er erinnerte sich an seinen ersten Blick auf Latagore,
auf Krondor, Salador und Roldem. Jede Stadt hatte
neue Eindrücke und Besonderheiten geboten, aber im
Vergleich zu Rillanon wirkten sie alle eher kläglich.
Die letzten Segel des Schiffes wurden gerefft, und
die Delfin trieb problemlos an den ihr zugeteilten
Ankerplatz. Dockarbeiter standen mit langen Stangen
bereit, um zu verhindern, dass der Rumpf gegen den
Kai stieß, während überall Fender ausgeworfen wurden. Erstaunlich schnell war das Schiff sicher vertäut.
Lady Natalia kam aus ihren Gemächern, gefolgt
von ihren Dienern, und lächelte Tal strahlend an.
»Sieht so aus, als wären wir da.«
»Ja, Mylady«, sagte Tal grinsend. »Das sind wir
ganz sicher.«
Natalia lächelte weiterhin, aber sie ließ den Blick
misstrauisch umherschweifen. Dann wandte sie sich
wieder an Tal. »Wir müssen uns hier wirklich gut
benehmen, Junker.«
Tal nickte. Er hätte diese Warnung nicht gebraucht. Er wusste, dass man ihn gut im Auge behalten würde. Dass er Matthew auf diese Weise gedemütigt hatte, passte so wenig zu ihm, dass selbst die
Schwester des Herzogs ihm misstraute. Die leidenschaftliche Nacht, die sie zusammen verbracht hatten, schien vollkommen vergessen, und Tal war vorsichtig genug, nichts zu erwähnen, was als Einladung
aufgefasst werden konnte. In dieser Situation, nahm
er an, war es besser, die Initiative der Dame zu überlassen.
Herzog Kaspar ging als Erster von Bord, gefolgt
von seiner Schwester und den anderen Mitgliedern
seines Gefolges. Tal war unter den Letzten, die an
Land gingen, da seine Stellung als Angehöriger von
Kaspars Hof noch nicht offiziell war. Dann kamen
Amafi und die anderen Diener.
Kutschen warteten bereits, alle mit dem Wappen
des Königreichs der Inseln, einem hoch aufgerichteten goldenen Löwen auf scharlachrotem Grund mit
einem Schwert in den Klauen und einer Krone, die
über seinem Kopf schwebte. Livrierte Lakaien standen bereit. Kaspar und seine Schwester stiegen in die
erste, am aufwändigsten geschmückte Kutsche, und
die herzogliche Entourage folgte. Die Kutsche, die
Tal und Amafi bestiegen, war praktisch und sauber,
aber alles andere als luxuriös.
Tal hing halb aus dem Fenster, als die Kutsche
durch die gewundenen Straßen der Stadt fuhr, vorbei
an Läden und Wohnhäusern, über große Plätze mit
majestätischen Brunnen und schließlich den Hügel
hinauf zum Palast. Die Stadt war auf einer ganzen
Reihe von Hügeln errichtet, so dass sie über mehrere
hohe Brücken fuhren. Wenn Tal nach unten schaute,
sah er kleinere Flüsse, die aufs Meer zuströmten.
»Diese Stadt ist wunderbar«, sagte er in der Königssprache zu Amafi.
»Wahrhaftig, Euer Wohlgeboren«, erwiderte sein
Diener. »Es heißt, als der erste König der Inseln seine Festung baute, wählte er den höchsten Hügel hier,

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