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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
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verlasst, Herzog Rodoski aber nicht.«
»Ihr wünscht, dass er nicht nach Roldem zurückkehrt?«
»Ja, genau.«
»Und wie lange soll der Herzog in Salador verweilen, Euer Gnaden?«
»Für den Rest seines Lebens, mein Freund«, erwiderte Kaspar. »So kurz es auch sein mag.«
Tal schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Ich
werde sehen, was ich tun kann, Euer Gnaden.«
»Ich weiß, dass Ihr mich nicht enttäuschen werdet,
Baron Talwin«, erklärte der Herzog mit einem dünnen, grausamen Lächeln.
Tal lehnte sich zurück und beobachtete das Geschehen im Hafen. Die kalte Luft verwandelte seinen
Atem in eine Wolke, und zum ersten Mal, seit er den
Balkon betreten hatte, fröstelte er.
    Tal saß am Tisch drei Plätze von Lady Natalia entfernt. Mit seinem Aufstieg in den Rang eines Barons
hatte man ihn auch zum Abendessen an den Tisch
des Herzogs gesetzt. Sein Tischnachbar zur Linken
war ein weiterer junger Baron, Evegeny Koldas, und
zwischen ihm und Natalia saß Hauptmann Quint. Alle hatten Tal zu seinem neuen Rang gratuliert, obwohl Tal sehen konnte, dass das bei Quint nur eine
höfliche Floskel gewesen war. Zwischen den beiden
Männern herrschte seit ihrer ersten Begegnung eine
gewisse Distanz, und Tal wusste nicht, ob das auf
eine persönliche Abneigung oder die Rivalität um
Natalias Aufmerksamkeit zurückzuführen war, oder
ob Quint Tals grundlegende Feindseligkeit spürte, so
gut er sie auch zu verbergen suchte.
    Wenn das Schicksal es zuließ, würde Tal Quint
und Kaspar töten, und dann …
Tal hatte keine Ahnung, was er danach tun würde,
falls er überlebte. Ihm wurde klar, dass er viel zu
lange darüber nachgedacht hatte, als Evegeny Koldas
sagte: »Baron?«
»Entschuldigt«, erwiderte Tal. »Ich bin einfach ein
wenig überwältigt von der Großzügigkeit Seiner
Gnaden, und meine Gedanken begannen zu schweifen. Ihr sagtet gerade …«
»Ich sagte gerade, falls Ihr Zeit habt, würde ich
Euch gerne mit flussaufwärts nehmen, in die Wildnis
hinter dem zerklüfteten Land. Bei Eurem Ruf als Jäger kann ich sicher noch einiges von Euch lernen.«
Tal hielt Koldas für ehrlich, für einen Mann, der
nicht zu leerer Schmeichelei neigte, also lächelte er
über das Kompliment. »Wenn meine Arbeit für den
Herzog es zulässt, werde ich das gerne tun.«
Das Abendessen ging weiter wie üblich; Tal hatte
sich in den Monaten, seit er hier lebte, an das Tempo
des Hofes gewöhnt. Der Herzog war insofern ein ungewöhnlicher Herrscher, als dass er von seinen Höflingen nicht ständige Anwesenheit erwartete. Er
selbst verbrachte viel Zeit in Gesellschaft von Leso
Varen, der beinahe nie seine Gemächer verließ, aber
bei den seltenen Gelegenheiten, wenn er es tat, befand er sich stets in Gesellschaft des Herzogs.
Tal beobachtete den Magier in diesen Situationen
genau und versuchte, für das Konklave so viel wie
möglich über ihn herauszufinden. Er kam zu dem
Schluss, dass es am besten wäre, zunächst vollkommen passiv zu bleiben. Er erwähnte Varens Namen
nie und fragte nicht nach ihm. Er hörte einfach nur
zu, wenn andere über ihn sprachen.
Nach Monaten in Opardum bezeichnete Tal Leso
Varen im Geiste als »den Mann, den es nicht gibt«.
Sein Name wurde nur in einem einzigen Kontext genannt: Wenn der Herzog nicht da war, sagte hin und
wieder jemand: »Er ist oben in Varens Gemächern.«
Tal hatte es nicht eilig, aber er war neugierig. Er
nahm an, dass er eines Tages Fragen stellen würde,
aber dieser Tag war noch nicht gekommen.
Er hatte Amafi angewiesen, sich gegenüber den
anderen Dienern in der Zitadelle ähnlich zu verhalten, also zuzuhören, aber keine Fragen zu stellen. Der
Diener konnte jedoch nur herausfinden, dass man
zweimal täglich eine Mahlzeit vor Varens Gemächern abstellte und jede Woche ein Haufen Wäsche
in die Wäscherei gebracht wurde. Diener wurden nur
äußerst selten in die Gemächer gelassen, und nur auf
Varens Anweisung. In diesen Fällen ging es immer
um besonders widerwärtige Arbeiten. Amafi belauschte, wie ein Diener sich beschwerte, falls Leso
Varen noch öfter mitten in der Nacht Leichen aus
seinen Gemächern geschleppt haben wollte, könnte
er das verdammt noch mal selbst tun, und ein anderer
bemerkte einmal, was immer die schwarzen Flecken
auf den Wänden eines der Zimmer dort oben verursacht hatte, sie seien beinahe unmöglich wegzuschrubben.
Tal unterrichtete Amafi weiter in seiner Rolle als
Kammerdiener und stellte fest, dass der ehemalige

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