Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
die Hühner fütterte, und winkte den Jungen zu sich. Er zeigte auf den kleinen Holzhaufen und erklärte: »Wir brauchen bald mehr.«
Der Junge nickte, sagte ein paar Worte und zeigte auf einen Hain auf der anderen Seite der Weide.
Kaspar schüttelte den Kopf und sagte: »Ich verstehe dich nicht. Sprich langsamer.«
Es war klar, dass Jörgen ihn ebenso wenig verstand, also vollführte Kaspar eine kleine Pantomime, bei der er den Jungen nachahmte, wenn er schnell sprach.
Jorgens Miene hellte sich auf. »Wir werden einen Baum da drüben fällen.«
Kaspar nickte und sagte: »Später.«
Er war immer noch schwach von den Entbehrungen der letzten Tage, aber es gelang ihm, genug Holz in die Hütte zu tragen, um das Feuer beinahe eine Woche am Brennen zu halten.
Als er den Rest in dem Behälter neben der Feuerstelle ablegte, fragte Jojanna: »Warum bist du hier?«
»Weil ich Wasser und Essen brauche.«
»Nein, nicht hier auf dem Hof«, sagte sie langsam.
»Ich meine hier…« Sie machte eine weit ausholende Geste, als wollte sie die gesamte Region umfassen.
»Du kommst…« – ein paar Worte, die er nicht verstand -»… von weit her, ja?«
»Ein Fremder.« Er nickte. »Ja, von weit her.« Er setzte sich auf den Hocker. »Es ist schwer zu sagen ohne…« Er hielt inne. »Ich kenne nicht genug Wörter«, erklärte er schließlich, »aber wenn ich mehr gelernt habe, sage ich es dir.«
»Die Wahrheit?«
Er sah sie forschend an, dann antwortete er: »Ich werde dir die Wahrheit sagen.«
Sie schwieg und blickte ihm in die Augen. Dann nickte sie und machte sich wieder an die Arbeit.
Er stand auf. »Ich gehe und helfe dem Jungen.«
Kaspar ging nach draußen und sah, dass Jörgen auf dem Weg zur Weide war. Er blieb stehen, als ihm klar wurde, dass er keine Ahnung hatte, was es zu tun gab. In Olasko hatten Pächter seine Höfe bewirtschaftet, aber er war bestenfalls einmal daran vorbeigeritten. Er hatte eine vage Vorstellung davon, was auf diesen Höfen produziert wurde, aber keine Ahnung, wie das im Einzelnen vonstatten ging. Mit einem leisen Lachen folgte er dem Jungen. Er würde nicht früh genug anfangen können zu lernen.
Einen Baum zu fällen war erheblich schwieriger, als Kaspar erwartet hätte – aber er hatte schließlich auch nur ein einziges Mal gesehen, wie man es machte, und damals war er noch ein Junge gewesen.
Der Baum wäre beinahe auf ihn gestürzt, und nachdem Jörgen sich überzeugt hatte, dass Kaspar nicht verletzt war, fing er an zu lachen.
Kaspar hackte alle Äste ab und zerteilte den Stamm in kleinere Stücke, die er dann mit Lederriemen versah, um sie an das Geschirr eines Pferdes zu schnallen. Er hatte herausgefunden, dass das Pferd der Familie zusammen mit Jorgens Vater verschwunden war, also spielte Kaspar selbst Pferd und zerrte das Holz über die feuchte Weide zum Haus. Er musste sich gewaltig in die Riemen stemmen, damit das widerstrebende Stück Stamm ihm ruckend folgte, bevor es das nächste Mal irgendwo hängen blieb.
Kaspar hielt inne, um Luft zu holen, dann sagte er zu Jörgen: »Es schien eine gute Idee zu sein.«
Der Junge lachte. »Ich habe dir doch gleich gesagt, wir hätten es erst zerkleinern und dann zum Haus bringen sollen.«
Kaspar schüttelte ungläubig den Kopf. Verbessert zu werden, und das auch noch von einem Kind – das war ihm vollkommen fremd, und er fand es gleichzeitig amüsant und ärgerlich. Er war daran gewöhnt, dass Menschen sich ihm automatisch unterordneten und ihn niemals offen kritisierten. Er stemmte sich wieder ins Geschirr und sagte: »Wenn Tal Hawkins und seine Leute mich jetzt sehen könnten, würden sie sich lachend am Boden wälzen.« Dann warf er einen Blick zu dem offensichtlich immer noch amüsierten Jörgen und fand die Heiterkeit des Jungen ansteckend. Er begann ebenfalls zu lachen. »Also gut, du hattest Recht. Geh und hol die Axt, und dann zerhacken wir das Ding eben hier.«
Jörgen machte sich auf den Weg. Kaspar freute sich nicht gerade darauf, die Weide noch mehrmals durchqueren zu müssen, aber ohne Pferd war seine Idee einfach nur dumm. Er streckte sich und sah zu, wie der Junge zu der Stelle lief, an der sie die Axt und den Wassereimer zurückgelassen hatten.
Er war jetzt seit acht Tagen auf dem Hof. Was als Furcht erregende Erfahrung für den Jungen und seine Mutter angefangen hatte, hatte begonnen, sich etwas zu beruhigen. Kaspar schlief immer noch an der Tür, aber er sammelte nicht länger potenzielle Waffen ein.
Nun
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