Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
Vom Netzwerk:
Werkzeuge wieder an ihre Plätze zurückzulegen, denn die Frau musste schließlich arbeiten können. Er hatte den Rest des vergangenen Nachmittags und den Abend damit verbracht, auf Gegenstände zu zeigen und nach den Bezeichnungen dafür zu fragen, und dabei nach und nach ein Gefühl für diese neue Sprache entwickelt. Er hatte genug erfahren, um anzunehmen, dass ihr Dialekt tatsächlich mit der alten Sprache von Kesh verwandt war, wie man sie vor ein paar Jahrhunderten am Bitteren Meer gesprochen hatte. Kaspar hatte die Geschichte des Kaiserreichs ebenso studieren müssen wie jeder andere Junge von Adel und erinnerte sich vage an einen Religionskrieg, der Flüchtlinge aus Kesh nach Westen getrieben hatte. Offenbar waren einige von ihnen hier in der Nähe an Land gegangen.
    Kaspar war sehr sprachbegabt, obwohl er sich jetzt wünschte, er hätte ein bisschen mehr Zeit gehabt, Queganisch zu lernen. Dennoch, er kam gut genug zurecht, falls er sich je entschließen sollte, hier in der Nähe zu bleiben und Ackerbau zu betreiben.
    Kaspar sah den Jungen an und sagte: »Du kannst aufstehen.«
    Der Junge erhob sich. »Darf ich raus?«
    Kaspar erkannte, dass er sich nicht genau genug ausgedrückt hatte, und verbesserte sich. »Ich sagte aufstehen, aber wenn du raus musst, darfst du gehen.«
    Obwohl Kaspar sich freundlich verhalten hatte, hatte Jörgen offenbar erwartet, geschlagen oder getötet zu werden, und Jojanna hatte erwartet, dass er sie vergewaltigte. Kaspar musste zugeben, dass sie auf eine wettergegerbte Art recht attraktiv war, aber er hatte sich nie für unwillige Frauen interessiert, nicht einmal für jene, die wegen seines Reichtums und seiner Macht so taten, als ob sie ihn wollten.
    Die Frau stand auf und zog den kleinen Vorhang beiseite, während der Junge seinen Strohsack aufroll-te und ihn unter den Tisch schob. Kaspar setzte sich auf einen der beiden Hocker. Jojanna ging zu dem zugedeckten Feuer, schürte es und legte Holz nach.
    »Brauchst du Holz?«, fragte Kaspar.
    Sie nickte. »Ich werde heute früh ein bisschen mehr hacken, nachdem ich eine der Kühe gemolken habe. Sie hat ihr Kalb letzte Woche an eine Bergkatze verloren.«
    »Macht diese Katze Ärger?«
    Sie verstand seine Frage nicht, also formulierte er es anders: »Wird die Katze wiederkommen und mehr Kälber holen?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Ich werde das Holz hacken«, versprach Kaspar.
    »Wo ist die Axt?«
    »Im…« Er verstand das Wort nicht und bat sie, es zu wiederholen. Dann erkannte er, dass es eine seltsam ausgesprochene Variante des keshianischen Wortes für »Schuppen« war. Er wiederholte es, dann erklärte er: »Ich werde für mein Essen arbeiten.«
    Sie hielt inne, dann nickte sie und begann, das Essen vorzubereiten. »Es gibt kein Brot mehr«, sagte sie. »Ich habe keinen Teig vorbereitet.«
    Er nickte, sagte aber nichts. Sie wussten beide, wieso sie am Abend nichts vorbereitet hatte. Sie hatte verängstigt dagesessen und erwartet, dass er sie angreifen würde, während er seltsame oder sinnlose Fragen über die Bezeichnungen für Gegenstände stellte.
    Langsam sagte er: »Ich werde dir und dem Jungen nicht wehtun. Ich bin ein Fremder und muss lernen, wenn ich überleben will. Ich werde für mein Essen arbeiten.«
    Sie wartete einen Moment, dann sah sie ihm kurz in die Augen. Schließlich nickte sie, als hätte er sie endlich überzeugt. »Ich habe ein paar Sachen. Sie gehörten meinem…« Auch dieses Wort verstand er nicht.
    Er unterbrach sie. »Deinem was?«
    Sie wiederholte das Wort und sagte dann: »Mein Mann. Jorgens Vater.«
    Es war also das hiesige Wort für Ehemann gewesen. »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Vor drei…«
    Wieder ein neues Wort, aber diesmal unterbrach er sie nicht, er würde schon herausfinden, ob sie Tage, Wochen oder Monate meinte. »… ist er zum Markt gegangen. Er ist nicht zurückgekommen.« Ihre Stimme blieb ebenso ruhig wie ihre Miene, aber Kaspar bemerkte ein feuchtes Glitzern in ihren Augen. »Ich habe gesucht, drei… gesucht.« Wieder ein Wort, das er nicht verstand. »Dann bin ich zurückgekommen, wegen Jörgen.«
    »Wie heißt dein Mann?«
    »Bandamin.«
    »Ein guter Mann?«
    Sie nickte.
    Kaspar schwieg; er wusste, dass sie sich fragte, was geschehen wäre, wenn Bandamin zu Hause gewesen wäre, als Kaspar auftauchte. Schließlich sagte er: »Ich gehe Holz hacken.«
    Er ging nach draußen und fand die Axt im Schuppen neben einem kleinen Stapel Holz. Er sah, dass Jörgen

Weitere Kostenlose Bücher