Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Außerdem gab es zwei Hocker. Ein grob gezimmerter Schrank stand neben einer offenen Feuerstelle, über der der Kessel mit dem Eintopf hing. In dem Ofen darunter war das Brot gebacken worden, und Kaspar griff hinein und nahm sich einen immer noch warmen Laib. Er riss ein Stück ab und steckte es sich in den Mund. Dann setzte er sich auf einen der Hocker. Mit einem Blick zu seiner unfreiwilligen Gastgeberin sagte er: »Tut mir Leid, dass ich so unhöflich bin, aber ich ziehe schlechte Manieren dem Verhungern vor.« Als er den Geschmack des Brotes bemerkte, lächelte er. »Das ist sehr gutes Brot.« Er deutete auf den Kessel mit dem Eintopf und forderte:
»Ich will auch etwas davon.«
Die Frau zögerte, dann ging sie zur Feuerstelle.
Sie löffelte Eintopf in eine Schale und stellte sie vor Kaspar, dann reichte sie ihm einen Holzlöffel. Er nickte und sagte: »Danke.«
Die Frau machte ein paar Schritte vom Tisch weg und zog den Jungen an sich. Kaspar aß den Eintopf, und bevor er um einen Nachschlag bat, sah er die beiden an. Queganisch schien nicht zu funktionieren, aber es kam der Sprache, die er bei den Nomaden gehört hatte, noch am nächsten. Er deutete auf sich und sagte: »Kaspar.«
Die Frau reagierte nicht. Dann zeigte er auf sie und den Jungen und fragte: »Namen?«
Die Frau mochte verängstigt sein, dachte er, aber sie war nicht dumm. Sie sagte: »Jojanna.«
»Jojanna«, wiederholte Kaspar.
Sie verbesserte ihn. »Jojanna«, und er hörte ein
»h« nach dem »j«.
»Jojhanna«, sagte er, und sie nickte, als hätte er es diesmal besser getroffen.
Er zeigte auf den Jungen.
»Jörgen«, sagte Jojanna.
Kaspar nickte und wiederholte den Namen des Jungen. Er hatte bereits angefangen, sich mehr Eintopf zu nehmen, dann fiel ihm auf, dass er wahrscheinlich den größten Teil ihres Abendessens verschlungen hatte. Er sah sie an, dann goss er den Inhalt der Schale wieder in den Kessel. Er gab sich mit einem weiteren Stück Brot zufrieden, dann zeigte er auf die beiden. »Essen.« Er bedeutete ihnen, an den Tisch zu kommen.
»Essen«, wiederholte sie, und Kaspar erkannte, dass es das gleiche Wort war, aber mit einem vollkommen anderen Akzent. Er nickte.
Vorsichtig schob sie den Jungen zum Tisch, und Kaspar stand auf und ging zur Tür. Er entdeckte einen leeren Eimer, hob ihn auf und kehrte ihn um, sodass er als Hocker dienen konnte. Der Junge sah ihn ernst an, und die Frau warf ihm immer wieder Seitenblicke zu, während sie dem Jungen das Essen hinstellte.
Als sie beide saßen, sagte Kaspar: »Also gut, Jojanna und Jörgen, ich heiße Kaspar, und bis vor ein paar Tagen war ich auf der anderen Seite der Welt ein sehr mächtiger Mann. Jetzt bin ich tief gesunken, aber trotz meines abgerissenen Aussehens bin ich, was ich gesagt habe.«
Sie sahen ihn verständnislos an. Er lachte leise.
»Ich verstehe. Ihr braucht kein Queganisch zu lernen.
Ich muss eure Sprache lernen.« Er tippte an den Eimer, auf dem er saß, und sagte: »Eimer.«
Die Frau und ihr Sohn schwiegen. Er stand auf, deutete auf den Eimer und wiederholte das Wort.
Dann zeigte er auf die beiden und wieder auf den Eimer. »Wie nennt ihr das da?«
Jörgen verstand, was er meinte, und sagte ein Wort. Es war anders als alles, was Kaspar je gehört hatte. Er wiederholte es, und Jörgen nickte. »Also gut, das ist zumindest ein Anfang«, stellte der ehemalige Herzog von Olasko fest. »Vielleicht können wir uns bis zur Schlafenszeit gut genug unterhalten, dass ich euch überreden kann, mir nicht im Schlaf die Kehle durchzuschneiden.«
Drei
Bauernhof
Kaspar erwachte auf dem Boden der kleinen Hütte.
Er hatte vor der Tür geschlafen, um zu verhindern, dass Jörgen oder seine Mutter flohen. Nun stützte er sich auf einen Ellbogen und sah sich im trüben Morgenlicht um. Es gab nur ein kleines Fenster neben dem Kamin rechts von ihm, also war es immer noch ziemlich dunkel in der Hütte.
Der Junge und die Frau waren bereits wach, aber sie hatten sich nicht von ihren Strohsäcken weggerührt. »Guten Morgen«, sagte Kaspar und setzte sich auf. Er hatte ihre Armbrust und alle scharfen Werkzeuge beschlagnahmt, mit denen sie ihn ernsthaft hätten verletzen können, und sie außerhalb ihrer Reichweite aufgestapelt. Danach hatte er sich darauf verlassen, dass sein Instinkt als Jäger und Krieger ihn rechtzeitig wecken würde, wenn seine unfreiwilligen Gastgeber ihn angriffen, und hatte gut geschlafen.
Nachdem er aufgestanden war, begann Kaspar, die
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