Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Holz aufzulesen; ich werde nicht alles allein tragen.«
Der Junge murrte gutmütig, aber er lud sich so viel auf, wie er konnte, und Kaspar nahm ebenfalls so viel wie möglich. »Ich würde einiges für ein Pferd und einen Wagen geben«, sagte er.
»Vater hat das Pferd mitgenommen, als er… gegangen ist«, sagte Jörgen kurzatmig von der Anstrengung.
Kaspar kannte inzwischen die Begriffe für Zeiteinheiten und wusste, dass der Vater des Jungen drei Wochen vor seinem eigenen Auftauchen vom Hof aufgebrochen war. Bandamin hatte einen Jungochsen in das Dorf Heslagnam bringen wollen, um ihn dort an den Besitzer des Gasthauses zu verkaufen. Danach hatte er ein paar Dinge kaufen wollen, die sie für den Hof brauchten.
Jojanna und Jörgen waren ins Dorf gegangen, als er drei Tage nach der üblichen Zeit noch nicht wieder nach Hause gekommen war, aber angeblich hatte dort niemand Bandamin gesehen. Irgendwo zwischen dem Hof und Heslagnam waren der Mann, sein Wagen, das Pferd und der Ochse einfach verschwunden.
Jojanna sprach ungern über das Thema, und sie hoffte nach beinahe zwei Monaten immer noch, dass ihr Mann zurückkehren würde. Kaspar hielt das für unwahrscheinlich. In dieser Region gab es so gut wie keine Gesetze. Theoretisch bestand ein Abkommen zwischen den Bewohnern der Region, das manchmal durch die Jeshandi, die Nomaden im Norden, kontrolliert wurde und dessen Grundsatz darin bestand, Reisenden oder denen, die sich um sie kümmerten, keinen Arger zu machen. Niemand wusste mehr genau, wie dieses Abkommen zustande gekommen war, aber wie so viele andere Dinge war selbst diese Spur von Ordnung verschwunden wie Rauch im Wind, als die Armee der Smaragdkönigin das Land verwüstete.
Kaspar erfuhr, dass der relative Wohlstand dieses Hofs darauf zurückzuführen war, dass Bandamins Vater einer der wenigen gesunden Männer gewesen war, die es vermieden hatten, gewaltsam für die Armee der Smaragdkönigin rekrutiert zu werden. Die Lücken in seinem Wissen frustrierten den ehemaligen Herzog, aber er setzte aus den Dingen, die Jojanna erzählt hatte, ein Bild dessen zusammen, was wahrscheinlich geschehen war.
Jojannas Schwiegervater hatte sich verstecken können, während viele andere gezwungen gewesen waren, sich der Armee anzuschließen und auf der anderen Seite der Berge im Südwesten – Sumanu nannte sie sie – in den Kampf zu ziehen. Bandamins Vater hatte hin und wieder umherirrendes Vieh von verlassenen Höfen gefunden und außerdem Saatgetreide und Gemüse. Er hatte auch einen Wagen und Pferde gefunden und war nach ein paar Monaten in dieses kleine Tal gekommen, hatte hier seinen Hof aufgebaut und ihn schließlich Bandamin hinterlassen.
Kaspar warf das Holz in den Behälter hinter der Hütte und ging dann wieder über die Wiese, um noch mehr zu holen. Als er sah, wie müde der Junge war, sagte er: »Du solltest lieber nachsehen, ob deine Mutter Hilfe braucht.«
Jörgen nickte und rannte davon.
Kaspar blieb einen Augenblick stehen und sah zu, wie das Kind um die Ecke der Hütte verschwand. Er erkannte, dass er noch nie darüber nachgedacht hatte, was es bedeutete, Vater zu sein. Er war davon ausgegangen, dass er eines Tages heiraten und einen Erben zeugen musste, hatte aber nie darüber nachgedacht, was es tatsächlich bedeuten würde, Vater zu sein. Bis zu diesem Augenblick. Der Junge vermisste seinen Vater schrecklich, das sah Kaspar genau. Er fragte sich, ob sie je eine Erklärung für Bandamins Verschwinden erhalten würden.
Er machte sich daran, noch mehr Holz zu holen, und musste sich eingestehen, dass das Landleben erheblich anstrengender war, als er sich vorgestellt hatte. Dennoch, die Götter hatten sie an dieser Stelle des Lebensrads platziert, dachte er, und selbst wenn er wieder auf dem Thron von Olasko saß, würde er wohl kaum den Staatsschatz leeren können, um jedem Bauern Pferde und Wagen zu kaufen. Er musste über die Absurdität dieses Gedankens lachen und straffte seine schmerzenden Schultern.
Kaspar blickte vom Essen auf. »Ich muss weiterziehen«, sagte er.
Jojanna nickte. »Ich hatte erwartet, dass das bald passiert.«
Kaspar schwieg einen Augenblick, während Jörgen von einem zum anderen schaute. Kaspar hatte nun mehr als drei Monate bei ihnen gewohnt, und der Junge hatte ihn zwar hin und wieder verspottet, weil er selbst von den Grundlagen der Landarbeit keine Ahnung hatte, aber Kaspar hatte dennoch irgendwie die Leere gefüllt, die Jorgens Vater hinterlassen hatte.
Aber
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