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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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eingeschlafen war … Er setzte sich aufrecht hin.
    Kühle Gischt traf ihn im Gesicht. Irgendwie war Zeit
vergangen, ohne dass er auch nur die Augen geschlossen
hatte. Angst stieg in ihm auf, und er wusste, dass er viel
zu lange weggeblieben war. Im Westen, über dem Meer,
ballten sich dunkle Gewitterwolken über den schwarzen
Umrissen der Sechs Schwestern, den kleinen Inseln am
Horizont. Die brodelnden Wolken, die Regen wie einen
rußigen Schleier hinter sich herzogen, kündigten ein weiteres plötzliches Unwetter an, wie sie im Frühsommer an
diesem Teil der Küste so häufig waren. Der Wind trieb
die Wolken mit unnatürlicher Heftigkeit vor sich her, und
das entfernte Donnern wurde jeden Augenblick lauter.
    Pug drehte sich um, sah in alle Richtungen. Irgendetwas stimmte nicht. Er wusste, dass er viele Male zuvor
hier gewesen war, aber … Er war schon einmal hier gewesen! Nicht nur an diesem Ort, sondern er hatte genau
diesen Augenblick schon einmal erlebt!
    Im Süden erhoben sich die hohen Klippen von Seglers
Gram zum Himmel, und die Wellen brachen sich rauschend an ihrem Fuß. Die Wellen hinter den Brechern
hatten nun weiße Gischtkappen, ein untrügliches Zeichen, dass das Unwetter schnell zuschlagen würde. Pug
wusste, er war in Gefahr, denn diese Sommerunwetter
konnten einen am Strand ertränken oder, wenn sie noch
schlimmer waren, sogar im Tiefland dahinter. Er griff
nach seinem Sack und machte sich auf nach Norden, zur
Burg. Als er an den Tümpeln entlangrannte, spürte er,
wie die Kühle im Wind einer tieferen, nasseren Kälte
wich. Der Tag wurde von einem Flickwerk von Schatten
gebrochen, als die ersten Wolken vor die Sonne zogen,
bunte Farben verblassten zu Schattierungen von Grau.
Draußen über dem Meer zuckten Blitze vor den schwarzen Wolken, und das Donnergrollen war bald schon lauter als das Rauschen der Wellen. Pug wurde schneller, als
er ein Stück offenen Sandstrand erreichte.
    Der Sturm näherte sich rascher, als er es für möglich
gehalten hätte, trieb die schnell ansteigende Flut vor sich
her. Bis er den zweiten Streifen von Gezeitentümpeln
erreichte, waren nur noch zehn Fuß trockenen Sands zwischen dem Wasser und den Klippen geblieben. Pug rannte so schnell, wie es auf diesen Steinen möglich war, und
wäre zweimal beinahe mit dem Fuß umgeknickt. Als er
die nächste Sandfläche erreichte, verschätzte er sich beim
Sprung vom letzten Felsen und kam falsch auf. Er hatte
sich den Knöchel verrenkt!
    Er war schon einmal hier gewesen, hatte sich schon
einmal den Knöchel verrenkt, als er gesprungen war, und
einen Augenblick später war eine große Welle über ihn
hinweggerauscht.
    Pug drehte sich um, um das Meer zu betrachten, und
statt dass das Wasser über ihn hinwegspülte, zog es sich
zurück! Das Wasser schien sich zu sammeln, und dabei
stieg es höher und höher an: Bald schon erhob sich eine
Mauer aus Wasser zornig bis zum Himmel. Ein Donnerschlag explodierte direkt über Pugs Kopf, und er duckte
sich unwillkürlich. Er wagte einen Blick nach oben und
fragte sich, wie sich die Wolken so schnell hatten sammeln können. Wohin war die Sonne verschwunden?
    Die brodelnden Brecher stiegen weiter zum Himmel
auf, und nun entdeckte der entsetzte Pug, dass sich etwas
innerhalb der flüssigen Mauer bewegte. Sie erinnerte an
eine Barriere aus seegrünem Glas, mit Wolken aus sandigen Gebilden und Luftblasen, aber durchsichtig genug,
dass man die Gestalten darin erkennen konnte.
    Bewaffnete Geschöpfe standen in militärischer Formation und warteten darauf, Crydee zu erobern, und ein
Wort drängte sich in Pugs Kopf: Dasati.
    Er drehte sich um und ließ den Sack fallen, als er versuchte, auf höheren Boden zu gelangen. Er musste Herzog Borric warnen! Der Herzog würde wissen, was zu
tun war! Aber der Herzog war tot, schon seit über einem
Jahrhundert.
    Voller Panik versuchte der Junge, die niedrige Anhöhe
hinaufzuklettern, aber seine Hände und Füße fanden keinen Halt. Er spürte, wie ihm vor Enttäuschung und Wut
Tränen in die Augen traten, und schaute über die Schulter
zurück.
    Die schwarzen Gestalten setzten sich in der höher
werdenden Wassermauer in Bewegung. Als sie vorwärts
marschierten, erhob sich die Welle zu noch unmöglicherer Höhe und verdeckte den bereits sturmgrauen Himmel.
Über und hinter der massiven Welle zeigte sich ein Gegenstand aus finsterem Zorn, eine mächtige Präsenz, die
ein Ziel und ein Bewusstsein hatte. Aus ihr ergoss

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