Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
namens Bär?«
Dennison nickte. Er sah niedergeschlagen aus. »Wir haben ein paar Geschäfte miteinander gemacht. Er hat mir hin und wieder ein paar Kronen zukommen lassen, als Gegenleistung dafür, dass ich ihm Informationen über das Gefängnis und die Wachen verschafft habe. Gelegentlich habe ich auch hier und da ein paar Urteile abgemildert, wenn seine Männer aufgegriffen wurden. Niemand hat darauf geachtet. Ich habe keine Ahnung, was Bär mit diesem Piraten namens Knute zu tun hatte, aber er hat sich mächtig aufgeregt, als Knute aufgegriffen wurde.«
»Was für ein Geheimnis hat dieser Pirat besessen, dass Bär ihn dafür umgebracht hat?«
Der Schreiber stieß ein bitteres Lachen aus. »Niemand muss irgendetwas tun, damit Bär ihn umbringt, Junker. Er mordet, wann immer er will. Deswegen konnte ich mich ihm auch in all den Jahren nie widersetzen. Er hätte mich getötet, ohne auch nur ein einziges Mal mit dem guten Auge zu blinzeln. Ich habe keine Ahnung, warum er hinter Knute her war. Ich habe gerade erst herausgefunden, dass Knute ein Zimmer im ›Gebissenen Hund‹ hatte, aber ich hatte noch keine Gelegenheit, es Bär mitzuteilen. Und als dann seine Männer gekommen sind und alle hier getötet haben, hatte ich zu viel Angst, um mich aufzusetzen.«
»Nun, Ihr werdet auch kaum die Gelegenheit haben, es später zu tun«, sagte William, während er seinen Dolch in der Hand herumdrehte und dem Schreiber den Knauf auf den Schädel schlug.
Dennison brach zusammen. William wandte sich an die anderen. »Ich werde den Hauptmann bitten, den Kerl zum Palast zu bringen und streng bewachen zu lassen.«
James nickte. »Er wird mit niemandem reden.«
William hob den schlaffen Körper des Schreibers hoch, warf ihn sich über die Schulter und trug ihn die Treppe hinunter. Jazhara schüttelte den Kopf. »Das alles ist sehr rätselhaft.«
»Welches Geheimnis Knute auch immer besessen haben mag«, sagte James, »Bär wollte es so sehr, dass es ihm nichts ausgemacht hat, deswegen zum meistgesuchten Mann im ganzen Westlichen Königreich zu werden. So wie ich Arutha kenne, wird er einen Preis von mindestens zehntausend Gold-Sovereigns auf Bärs Kopf aussetzen.
Dann wird hoffentlich jeder Söldner erst einmal darüber nachdenken, ob er Bär dienen oder ihn uns ausliefern will.«
»Und was machen wir jetzt?«
James schaute sich um und nickte dann mit dem Kopf in Richtung von Dennisons Schreibtisch. »Als Erstes werde ich eine kurze Nachricht an Arutha schreiben.
Anschließend werden wir alle Papiere durchgehen, die sich hier befinden – nur für den Fall, dass unser Freund da unten irgendetwas Brauchbares zurückgelassen hat. Und dann würde ich vorschlagen, dass wir anfangen, uns um zwei Dinge zu kümmern.«
Jazhara hob einen Finger. »Erstens: Knutes Geheimnis.«
James nickte und hielt zwei Finger in die Höhe: »Und zweitens: Lucas, Talias Vater.« Nachdenklich fügte er hinzu: »Und ich wäre ganz sicher nicht verwundert, wenn wir durch das eine zum anderen geführt würden.«
Der »Gebissene Hund« war wohl die herunter-gekommenste Schänke in ganz Krondor, und das war wirklich keine Kleinigkeit. James schüttelte den Kopf.
»Das ist nun aber ganz und gar nicht die Bude, in der ich Lust habe, was zu trinken.«
William lachte wehmütig. »Nach allem, was ich so gehört habe, hast du dich früher in noch viel schlimmeren Spelunken herumgetrieben, James.«
James grinste und stieß die Tür auf. »Schlimmere Orte als diesen gibt es nicht. Behaltet einen klaren Kopf. Wir werden hier nicht willkommen sein.«
Er betrat den Raum; die anderen folgten direkt hinter ihm. Unverzüglich wurde ihnen klar, was er gemeint hatte.
Alle Augen im Raum hatten sich William zugewandt –
oder genauer, der Uniform, die er trug: Schließlich war es die der persönlichen Garde des Prinzen von Krondor. Die Blutspritzer und Brandspuren wurden natürlich ebenfalls bemerkt.
Am hinteren Ende eines langen Raumes hing eine Gruppe von Männern um einen hohen, kreisrunden Stehtisch herum. Ihre Kleidung und ihre bloßen Füße wiesen sie als Seeleute aus.
Drei andere Männer, ganz offensichtlich Arbeiter, standen vor der Feuerstelle; auch sie starrten die Neuankömmlinge an.
Zwei schwer bewaffnete Männer in der Nähe der Tür hatten ihre Unterhaltung in dem Augenblick unterbrochen, da William den Raum betreten hatte.
Mehrere Herzschläge lang war es in der Schänke äußerst still; dann begann langsam wieder das Gemurmel leiser
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