Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Traenen der Götter
Vom Netzwerk:
so lange verwahrt wurden, bis Aruthas Beamte ihnen Gerechtigkeit widerfahren ließen; andere Gefangene warteten hier darauf, in die Verliese des Palastes oder zu den Zwangsarbeiter-Kolonnen überführt zu werden.
    Das Gefängnis verfügte über ein großes Untergeschoss, das durch Gitterstäbe und Türen in acht Zellen aufgeteilt war – zwei größere, in denen die normalen Häftlinge untergebracht wurden, sowie sechs kleinere Zellen, um die schwierigeren Gefangenen von den Übrigen fern halten zu können. Zu jeder Tageszeit konnte man hier Betrunkene, kleine Diebe und andere Unruhestifter finden.
    Ein Mitglied der Stadtwache salutierte, als er James sah, und sagte: »Es ist kein schöner Anblick, Junker. Es ist nur noch ein Mann am Leben, da hinten, in der hintersten Zelle.«
    James glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Wachen trugen Leichen aus einer der größeren Zellen. James begriff rasch, was hier geschehen sein musste. Der große Mann war heruntergekommen, vielleicht mit Handlangern, vielleicht auch allein, und hatte zwei Zellen besetzt vorge-funden und die anderen sechs leer. Die kleine Zelle auf der anderen Seite des Ganges hatte er nicht weiter beachtet, während er die größere geöffnet hatte. Die Tür lag auf dem Fußboden, und James fragte sich, was für eine Art Mann das sein musste, der sie so einfach aus den Angeln reißen konnte.

    Drei Tote lagen in der Zelle, der vierte wurde gerade herausgetragen. Drei der Männer waren durch eine Klinge gestorben; nach dem, was James erkennen konnte, waren sie schnell gestorben – aber der vierte Mann sah aus, als wäre er im wahrsten Sinne des Wortes in Stücke gerissen worden. Die gebrochenen Augen noch immer vor Qual und Entsetzen weit aufgerissen, lag der verhutzelte kleine Mann da – sein linker Arm war ihm an der Schulter ausgerissen worden, das rechte Bein zerschmettert und mehrfach gebrochen und das linke Bein knapp unterhalb des Knies abgetrennt. Das Blut war hoch an die Wände gespritzt.
    James warf einen Blick auf Jazhara und stellte fest, dass sie in keiner Weise zusammenzuckte, während sie den Leichnam betrachtete. William sah bleich aus, obwohl er schon früher tote Männer gesehen hatte. »Wer tut nur so etwas?«, fragte der junge Leutnant.
    »Jemand, der Schankmädchen umbringt und Waisenhäuser in Brand steckt«, antwortete Jazhara.
    James kniete sich neben die Leiche und sagte: »Ich kenne diesen Mann. Sein Name ist Knute. Ein Pirat, der an der Küste gearbeitet hat. Er ist gelegentlich hierher gekommen, um Diebesgut an einen Hehler zu verkaufen.
    Ein kluger Bursche, aber ganz offensichtlich nicht klug genug.«
    »Was meinst du damit?«, fragte William.
    »Ich habe eine Vermutung, aber ich möchte sie vorerst für mich behalten, bis ich weitere Informationen habe«, sagte James. Er warf seinen Gefährten ein dünnes Lächeln zu und fuhr fort: »Ich möchte nicht wie ein Dummkopf aussehen, falls ich mich irren sollte.«
    Er stand wieder auf und wandte sich an den Wachmann.
    »Was hat er erzählt?«, fragte er und deutete auf die andere Zelle – die, in der der einzige überlebende Gefangene hockte.
    Der Wachmann zuckte die Schultern. »Man kriegt nicht viel aus ihm raus, Junker. Ich vermute, er ist ein Einheimischer, total betrunken. Und vor Angst fast wahnsinnig, würde ich sagen.«
    James gab seinen Begleitern ein Zeichen, mit ihm zu kommen. Er ging zu der Zelle und blieb vor dem Betrunkenen stehen, der am Gitter stand und die Eisenstäbe umklammerte, als hätte er Angst, sie loszulassen. Sein Haar war grau, sein Gesicht blass und verhärmt; es zeigte die Spuren von zu vielen Nächten, in denen er betrunken im Rinnstein gelegen hatte. Er hatte die Augen fest zusammengekniffen und murmelte vor sich hin.
    »Ihr Götter! Ihr Götter! Ihr Götter! Ruhig, ganz ruhig. Du musst dich beruhigen. Sie kommen bald. Sie kommen bestimmt jeden Augenblick …«
    »Scovy?«, sagte James.
    Der Mann riss die Augen weit auf und spannte sich an, als wollte er sich mit einem Sprung in Sicherheit bringen.
    Als er James sah, rief er: »Jimmy! Dala segne dich! Du bist gekommen, um mich zu retten!«

    »Nicht so schnell, alter Mann«, sagte James. »Hast du gesehen, was passiert ist?«
    Die Worte kamen stockend über Scovys Lippen. »Oh, ja, ja, ich hab’s gesehen! Ich wollte, ich hätte zur Halle von Lims-Kragma gehen können, ohne vorher mit ansehen zu müssen, was dem armen Kerl da passiert ist.«
    »Du meinst Knute?«
    Scovy nickte nachdrücklich. »Knute

Weitere Kostenlose Bücher