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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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Absätze. Ein Windstoß rüttelte an der Tür.
    »Ah, die Schwiegermutter von Mrs Gallant«, sagte die Oberschwester. »Ich finde, es wäre wirklich Zeit, dass Mr Gallant kommt.«
    Die alte Dame, die eben eingetreten war, hob eine Augenbraue. »Wieso eigentlich?«
    »Ihre Schwiegertochter ist erschöpft«, erklärte die Oberschwester. Wenn ihr Mann hier wäre, würde sie das bestimmt aufmuntern und ihr wieder Mut machen.«
    »Ich bin die Großmutter des Kindes«, sagte die alte Dame in scharfem Ton. »Es genügt doch wohl, wenn ich da bin.«
    Die Oberschwester öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber gleichzeitig blickte sie auf, und da fuhr kalte Todesangst durch alle ihre Glieder. »Natürlich«, sagte sie.
    Die alte Dame nahm auf einem Stuhl Platz. Sie lächelte zufrieden. Alles lief nach Wunsch, wie von selbst. Wie war sie bloß auf den Gedanken gekommen, Felicity, so ein dummes kleines Mädchen, könnte ihr gefährlich werden? Niemand konnte sie aufhalten. Sie brauchte nur zu warten, bis das Kind geboren war, und es sich zu nehmen. Plötzlich drang durch die Tür des Kreißsaals der quäkende Schrei eines Neugeborenen. Es war da.
    Jetzt konnte sie in See stechen.
    Felicitys Herz pochte wild, als Henry das Boot an der Anlegestelle vertäute.
    Auf dem Kai wimmelte es von Neugierigen, die zuschauen wollten, wie die Sturmwolke abfuhr. Die drei Kinder stiegen aus und kletterten eine Leiter, die da stand, hinauf, um besser sehen zu können.
    Ängstlich gespannt spähte Felicity umher.
    »Da drüben«, rief Henry.
    Tatsächlich, auf der anderen Seite des Kais war die Großmutter. Sie hatte ein Bündel gegen die Brust gedrückt und stieg eben in ein Ruderboot ein. Abednego half ihr dabei.
    »Schaut mal, wer da ist«, sagte Henry. »Miranda Blake sitzt auch im Boot.«
    »Die Brosche …« Jetzt fiel es Felicity wieder ein. Es war wirklich die Brosche der Großmutter gewesen. »Ich glaube, meine Großmutter bezahlt Miranda für irgendetwas«, erklärte sie.
    »Na ja, gleich und gleich gesellt sich gern«, meinte Henry.
    »Das ergibt doch alles keinen Sinn …« Felicity runzelte die Stirn. »Warum sollte sie jetzt abreisen, einfach so, ohne besonderen Grund?«
    Sie rannte den Landungssteg entlang. Sie wusste, dass irgendetwas nicht stimmte, und musste unbedingt herausfinden, was das war. Sie stieg hinauf zum Kai und drängelte sich durch die Menge. Ihr Herz raste so wild, dass es wehtat. Verzweifelt kämpfte sie sich vorwärts durch das Gewimmel von Menschen, die keine Ahnung hatten, was für ein Drama sich vor ihnen abspielte.
    »Nicht so hektisch, Kindchen, du kriegst schon auch noch was zu sehen, nur Geduld«, sagte ein Mann nicht unfreundlich.
    »Großmutter«, schrie Felicity. Sie bahnte sich rücksichtslos ihren Weg, quetschte sich durch jede Lücke, die sich auftat. Ihr war egal, was die Leute von ihr dachten. »Großmutter, wo willst du hin?«
    Abednego hatte schon die Ruder in die Dollen gelegt, alles war bereit zur Abfahrt. Felicity sah, wie die Großmutter Miranda das Bündel reichte. Es schien sich zu bewegen. Felicity erstarrte.
    Miranda sah zu ihr hoch, musterte sie verächtlich. »Darf ich dich mit deiner kleinen Schwester bekannt machen?«, säuselte sie höhnisch und hielt ein winziges Baby in die Höhe.
    »Meine Schwester?« Felicity blieb die Luft weg vor Schreck. »Aber es ist zu früh … es sollte doch noch nicht kommen … eine Schwester ? Ich hab noch eine Schwester?«, stammelte sie.
    »Das hab ich dir doch gerade gesagt«, antwortete Miranda. »Hörst du schlecht?«
    »Gib sie mir – bitte.« Felicity schrie verzweifelt – ihr wurde in diesem Moment so richtig klar, was das bedeutete. »Ihr seid in Lebensgefahr. Nimm das Baby und steig aus, solange noch Zeit ist.«
    »Es ist sicher nicht leicht für dich, Felicity«, sagte Miranda kühl, »aber in besseren Familien ist es ganz normal, dass Kinder von älteren Verwandten erzogen werden.«
    »Sie entführt meine Schwester«, rief Felicity empört. Sie warf Abednego einen flehenden Blick zu. »Warum machen Sie da mit? Sie dürfen nicht zulassen, dass sie meine Schwester mitnimmt.«
    Abednego machte schweigend das Tau los, tiefe Falten auf der Stirn.
    Felicity verstand es nicht: Wieso hatte er ihr das Buch gegeben, wenn er ihr nicht helfen wollte? Sie sprang hinunter auf den Anlegesteg und lief zum Boot.
    »Abednego«, bellte die Großmutter zornig.
    Er packte Felicity und hob sie hoch, als wäre sie leicht wie Schaum auf einer Welle. Er

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