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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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um sie herum auf dem Weg.
    Mrs Gallant stolperte keuchend dahin, das Tempo, das ihre Schwiegermutter anschlug, war ihr zu schnell. »Wo ist Tom?«, fragte sie ängstlich. »Und wo sind Felicity und Poppy?«
    »Und ich gehe segeln! Wie konnte ich nur!« Der ganze Druck der letzten Zeit brach wieder über Felicity herein. Sie machte sich Vorwürfe. »Wie konnte ich meine Familie mit diesem Scheusal allein lassen? Was führt die alte Hexe im Schilde?«
    Martha versuchte sie zu beruhigen. »Es ist bestimmt alles in Ordnung. Vielleicht hat sie einfach nur beschlossen, endlich abzureisen.«
    »Glaubst du das im Ernst? Ich halte das nicht für sehr wahrscheinlich«, sagte Felicity. Panik stieg in ihr auf.
    »Fahren wir zurück nach Wellow. Nur zur Sicherheit.« Henrys Stimme klang gelassen, aber auch er machte sich Sorgen.
    Felicity saß an der Ruderpinne und starrte voller Schrecken ins Leere. Sie war vor Angst wie gelähmt. Henry hatte bereits den Anker eingeholt und machte sich an den Segeln zu schaffen.
    »Setz dich dort hin«, rief er Martha zu. »Du musst dich über die Bordwand rauslehnen, damit das Boot möglichst aufrecht bleibt.« Er wandte sich an Felicity. »Du kennst den Kurs, oder? Um die Sandbank herum.«
    Felicity stutzte, ihr war etwas eingefallen. Sie suchte das Wasser ab. Da, die Pricke. »Nein, wir fahren mittendurch. Das ist kürzer«, schrie sie.
    Henry sah sie entsetzt an. »Das geht nicht! Da laufen wir auf Grund.«
    »Es gibt eine Fahrrinne, das weiß ich von Jeb«, erklärte sie. »Die Leute von der Gentry haben sie immer benutzt. Siehst du den Stock, der da aus dem Wasser rausschaut? Wenn wir links daran vorbeifahren und genau auf den alten Leuchtturm zuhalten, sparen wir mindestens eine halbe Stunde.«
    »Hör mal zu, Felicity: Wenn es da eine Passage gäbe, wüsste ich was davon, das kannst du mir glauben. Die Twogoods sind zig Jahre in diesen Gewässern gesegelt, und sie waren auch mal in der Gentry, wie du weißt.«
    Aber Felicity hatte keine Zeit, sich mit ihm herumzustreiten. Eine ruhige Entschlossenheit machte sich in ihr breit: Sie nahm Kurs auf die Fahrrinne.
    »Fieren, Martha«, rief sie. »Da, lass die Leine etwas nach – wir segeln vor dem Wind, so sind wir schneller.«
    Martha zögerte, sah hilflos erst Felicity, dann Henry an, aber Felicitys Gesicht strahlte eine solche Autorität aus, dass sie gehorchte.
    »Weißt du überhaupt, was du da machst?«, sagte Henry und versuchte, das Ruder an sich zu reißen. »Mein Vater dreht durch, wenn wir sein Boot auf Grund setzen.«
    »Dem Boot wird überhaupt nichts passieren.« Felicity schubste ihn weg. »Wir kommen da durch. Es ist kürzer und geht schneller. Schau mal, was für ein Tempo wir draufhaben. Henry, wir müssen es probieren.«
    Sie waren jetzt auf Höhe der Markierung. Felicity blickte hinüber zu den Dünen, suchte den alten Leuchtturm und korrigierte den Kurs. Das Herz schlug ihr bis zum Hals – die Fahrrinne war gefährlich schmal. Das Kielschwert schrammte über den Sand.
    »Verdammt!«, schrie Henry und holte das Schwert hastig auf. »Die Ebbe hat eingesetzt, wir werden auf Grund laufen.«
    Felicity schüttelte energisch den Kopf, als wollte sie mit Gewalt den Gedanken daran vertreiben. Sie suchte das Meer auf beiden Seiten ab und sah gelb den Sand durchschimmern. Aber nur wenige Meter vor dem Bug wurde das Wasser tiefer. Sie konnte kaum atmen vor Spannung. Sie mussten es schaffen.
    Und dann hörte sie Henry schreien: »Wir sind durch!« Er klang verblüfft. Er trommelte mit der flachen Hand auf die Bordwand vor Begeisterung.
    Martha jubelte.
    »Wir haben es geschafft«, rief Felicity strahlend.
    Henry schüttelte fassungslos den Kopf. »Du hast Nerven wie Drahtseile.«
    Felicity grinste. »Freut euch nicht zu früh. Wir sind noch nicht am Ziel.«
    Auch ihre Mutter im Kreißsaal des Krankenhauses von Wellow war noch nicht am Ziel, leider. Sie konzentrierte sich auf einen Punkt an der Wand ihr gegenüber, um sich von den Schmerzen abzulenken. Poppys Geburt lag so lange zurück – sie hatte in all den Jahren ganz vergessen, wie weh es tat, ein Kind zur Welt zu bringen. Sie war erschöpft und verängstigt, sie konnte einfach nicht mehr.
    Die Hebamme sprach ihr Mut zu: »Sie haben es fast geschafft. Sie machen das sehr gut … weiter so.«
    In dem Raum nebenan steckten die Schwestern die Köpfe zusammen. »Der Vater ist immer noch nicht da«, sagte eine besorgt. Sie hörten Schritte auf dem Gang, hochmütig klackende

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