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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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erfunden –, und dann gehen wir noch in den Keller. In die Geheimgänge kann ich euch leider nicht führen, das ist zu gefährlich.«
    Felicity spielte an dem blinkenden Teleskop herum, das am Fenster stand. Es gab ein weit verzweigtes Netz von unterirdischen Gängen in Wellow, die ältesten davon waren schon vor Jahrhunderten gebaut worden. Rafe hatte dann die Twogoods beauftragt, das Tunnelsystem zu erweitern, um es für die Schmuggelaktivitäten der Gentry zu nutzen. Felicity hätte es nur zu gerne erforscht, aber da sich seit vielen Jahren niemand mehr um die Instandhaltung kümmerte, hatte man vorsichtshalber die Zugänge gesperrt.
    Rafe nahm etwas von seinem Schreibtisch und reichte es Martha. »Das habe ich gefunden. Ich dachte, es interessiert dich vielleicht.« Es war ein Blättchen Papier, an dem mit einer Nadel ein Zweiglein Rosmarin festgesteckt war. Darunter stand geschrieben:
    »
Vorsicht, Ihr Herren! Wer wird uns schützen, wenn sie Euch nicht mehr lieben?«
    Martha strahlte. »Ah, wieder etwas für unsere Sammlung!«, rief sie.
    Sie und Felicity waren ständig auf der Jagd nach derartigen Sprüchen aus der Zeit der Gentry, die sich an allen möglichen Orten in Wellow fanden. Viele waren auf kleine Zettel geschrieben, aber es gab auch welche, die in Türbalken geschnitzt oder in Steine von Hausmauern eingehauen waren.
    »Alice hat es mir vor vielen Jahren gebracht, um mich zu warnen. Sie wollte mich darauf aufmerksam machen, dass all die Gruselgeschichten, die wir in die Welt setzten, ein Eigenleben gewannen. Ach ja« – er schlug sich an die Stirn und wandte sich breit lächelnd an Felicity –, »das hätte ich beinahe vergessen: Als Alice im Sommer hier war, hat sie etwas für dich dagelassen. Es liegt zu Hause bei ihr auf dem Esstisch. Anscheinend hat sie euren Erfolg bei der Regatta vorausgesehen, denn sie hat mir eingeschärft, dass du das Geschenk erst nach dem Rennen abholen darfst.«
    »Alice war bei dir?«, fragte Felicity überrascht.
    Rafe nickte. »Ja, leider nur ganz kurz – sie hatte es eilig, auf die
Sturmwolke
zu kommen.«
    Felicity starrte ihren Großvater an. Es kränkte sie, dass Alice sich die Zeit genommen hatte, Rafe zu besuchen, während sie mit Felicity nur rasch ein paar Worte gewechselt hatte. Und wieso hatte er nie etwas von ihrem Besuch erwähnt?
    »Du weißt doch, wie es war«, sagte Rafe freundlich. »Sie hatte keine Minute zu verlieren.«
    Felicity seufzte. Er hatte natürlich recht.
    »Und von dem Geschenk habe ich dir nichts erzählt, um dich nicht in Versuchung zu führen.« Rafe zwinkerte ihr zu.
    »Ja, vielleicht hätte ich nicht widerstehen können«, sagte Felicity grinsend. Sie war sehr gespannt darauf und fragte sich voller Ungeduld, wie lang Rafes Führung wohl dauern würde.
    Offenbar sah Martha ihr an, wie zapplig sie war. »Wieso gehst du nicht jetzt gleich?«, schlug sie vor. »Du hast das alles ja schon mal gesehen, und ich muss sowieso nach der Besichtigung gleich nach Hause; meine Eltern sind heute Abend zum Essen eingeladen, und sie wollen mich noch sehen, bevor sie losfahren.«
    »Ehrlich, macht dir das nichts aus?«, fragte Felicity.
    »Nein, geh nur ruhig.«
    Felicity kramte in ihrer Schultasche, zog die Broschüre hervor, die Povl Usage ihr mitgegeben hatte, und hielt sie Rafe hin. »Unser neuer Chemielehrer hätte gern ein Autogramm von dir. Er heißt Povl Usage und interessiert sich sehr für alles, was mit der Gentry zu tun hat. Bist du so nett?«
    »Povl Usage? Nie gehört.« Rafe setzte mit geübtem Schwung seine Unterschrift auf das Papier.
    Felicity steckte das Heftchen wieder ein. »Danke.« Sie hatte es eilig, zu Alices Haus zu kommen.
    »Also dann, bis morgen«, sagte Martha lächelnd.
    Aber Felicity war schon fast draußen.
     
    Der Weg war nicht weit. Felicity lächelte traurig, als sie vor dem Haus stand. Sie vermisste ihre alte Freundin.
    Sie öffnete das Gartentürchen und trat ein. Alices Haus hatte die Spuren des Alters schon immer offen zur Schau getragen, wenn auch durchaus stilvoll, aber jetzt wirkte es fast ein bisschen verlottert. Der Garten war zugewuchert von verschiedensten Pflanzen, an denen noch letzte welke Blüten und Beeren und Fruchtkapseln hingen.
    Felicity fiel plötzlich ein, dass sie keinen Schlüssel hatte. Sie drückte auf gut Glück die Klinke und stellte fest, dass die Haustür unversperrt war. Im Grund ihrer Seele überraschte es sie nicht einmal: Wenn es stimmte, dass Alice eine Hüterin war, was hatte

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