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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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hob den Kelch ins Licht. »Faszinierend.«
    Felicity verzog das Gesicht. Sie fand das Ding eher unheimlich.
    Percy und Will kamen zu ihnen. »Wer von euch nimmt den Pokal mit nach Hause?«, fragte Percy.
    »Ich ganz bestimmt nicht.« Henry verdrehte die Augen. »Etwas, das so leicht kaputtgehen kann, ist bei uns nicht gut aufgehoben.«
    Will nickte. »Das kann man wohl sagen.« Sie waren jetzt ganz allein im Saal.
    »Ja, er sieht sehr zerbrechlich aus«, sagte Felicity. Sie war ziemlich sicher, dass ihre Mutter nicht erfreut wäre, wenn sie den Pokal mit nach Hause brächte.
    Martha sah Rafe an. »Er hat Ihrem Vater gehört?«, fragte sie.
    »Ja, er hat ihn dem Segelclub gestiftet.«
    »Vielleicht könnten
Sie
ihn für uns aufbewahren?«, schlug Martha vor. »Bei Ihnen ist er schließlich zu Hause.«
    Felicitys Gesicht leuchtete auf. »Das wäre toll«, sagte sie. »Was meinst du, Großvater?«
    »Es wäre mir eine Ehre. Er wird mich an meinen Vater erinnern und an das beste Segelteam.«
    »Klingt prima«, sagte Henry.
    »Vielleicht dürfen wir Sie auch mal besuchen, um ihn zwischen all den Sachen, die noch aus der Epoche der Gentry stammen, zu bewundern«, sagte Martha.
    »Natürlich.« Rafe lächelte breit. »Ihr seid jederzeit herzlich willkommen. Und wenn du dich so für die Geschichte der Gentry interessierst, Martha, machen wir am besten gleich eine Besichtigungstour durchs ganze Haus, damit du dir alles in Ruhe ansehen kannst.«
    Martha strahlte. »Wie wär’s mit morgen?«, fragte sie atemlos. »Gleich nach der Schule?«
    Rafe lachte. »Morgen ist prima. Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    Martha fiel Felicity um den Hals. »Heute ist einer der tollsten Tage meines Lebens und es war auch nur ein kleines bisschen gefährlich«, sagte sie.
     
    Felicity war völlig erschöpft, als sie an diesem Abend endlich ins Bett kam. Jeder Muskel tat ihr weh, sie hatte unzählige Schrammen und blaue Flecken. Aber sie war immer noch so aufgedreht, dass an Schlafen nicht zu denken war.
    Sie zog das Buch hervor, in dem sie immer las, wenn sie Trost oder innere Ruhe suchte:
Die Entstehung von Geschichten: Eine Abhandlung
von Messrs R. Hodge, Heyworth & Helerly. Es war in verblasstes rotes Leder gebunden, in das eine goldene Weltkugel eingeprägt war.
    Felicity strich zärtlich über den abgewetzten Einband. Abednego, der Kapitän des berühmten Schmugglerschiffs
Sturmwolke,
hatte ihr das Buch letztes Jahr bei ihrer ersten Begegnung am menschenleeren Strand von Wellow gegeben.
    Es enthielt alle Geschichten, die die
Herrin
an einer
Quelle
erzählt hatte – an einem der besonderen Orte, die über die ganze Welt verstreut waren und an denen Geschichten wahr werden konnten. So eine Quelle entsprang im Wunschbrunnen von Wellow. Und in ihrer unersättlichen Gier hatte die
Herrin
die Geschichten so erzählt, dass sie sich nicht nur ein Mal, sondern immer wieder und wieder erfüllten. Sie wurden
Urgeschichten
genannt und waren – jedenfalls in Felicitys Vorstellung – so etwas wie Wünsche, die bis in alle Ewigkeit wahr wurden.
    Der vertraute Duft des alten Papiers stieg ihr in die Nase, als sie das Buch weit vorne aufschlug und zu lesen begann. Sie musste gähnen. Die Geschichten in den ersten Kapiteln gefielen ihr am besten, denn sie waren hell und heiter. Die späteren Passagen handelten hauptsächlich davon, wie die
Herrin
auf Kosten anderer ihre selbstsüchtigen Gelüste befriedigte und dabei auch vor grausamen Gewalttaten nicht zurückschreckte.
    Wieder musste Felicity gähnen. Ihre Gedanken schweiften ab zu den Ereignissen des Tages. Was hatte den Felssturz ausgelöst? Ein Erdbeben? Müdigkeit kam über sie wie eine Welle. Ihr Kopf sank aufs Kissen und innerhalb weniger Sekunden schlief sie tief und fest.

Zweites Buch Herbst

Viertes Kapitel
    D er nächste Tag war ein Montag. Die Sonne schien, aber es war kühl, und es lag jenes besondere Etwas in der Luft, das anzeigt, dass der Herbst da ist. Alle Nadelbäume im Park waren mit zarten Spinnweben behangen, an denen Tautröpfchen funkelten und blitzten.
    Wie immer trafen sich Felicity, Henry und Martha an dem Gedenkstein im Park, um gemeinsam den Rest des Wegs zur Schule zu gehen. Es war still, nur gelegentlich hörte man Vogelgezwitscher.
    »Ich kann noch immer kaum glauben, dass das gestern alles wirklich passiert ist«, sagte Martha.
    Der Pfad, auf dem sie gingen, war ganz ausgetrocknet nach dem langen, heißen Sommer. Zwischen den Grasbüscheln zeigten sich hie und

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