Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12
ich meinen Part des Paktes
erfüllen wollte?« fragte ich. Immer noch lag ich auf dem Schaffell und schaute
wie paralysiert in die Flammen, als könnte jede Bewegung die falsche sein.
»Ach Francis, müssen wir dieses leidige Thema immer wieder
durchkauen? Du hast es doch damals gleich kapiert. Du sollst der Leitstern
einer Bewegung sein, die alle Tiere aus der Sprachlosigkeit der vom Menschen
dominierten Welt hinausführt. Die Emanzipation par excellence! Ein kleiner
Schritt für dich, aber ein großer für die Verbreitung des Dünnschiß, der
täglich Milliarden von Mündern entströmt. Jetzt kommen eben noch die tierischen
Mäuler hinzu.«
»Der kleine Unterschied wird also verschwinden. Und damit
die Ordnung, die er vorgesehen hat.«
»Du hast es erfaßt, mein Bester. Also?«
Ich schüttelte den Kopf und atmete schwer. »Wenn ich nur
etwas mehr Bedenkzeit ...«
»Schluß jetzt! Zwing mich nicht zum Äußersten!«
Ich registrierte, wie die entspannte
Generation-50-Plus-Maske kurz verrutschte und das erbarmungslose Angesicht der
Mißgestalt freilegte, die ich in dieser einen Nacht vor siebzehn Jahren
kennenlernen durfte. Meine Gedanken wanderten zu meinem armen Jungen, dessen
Bestimmung mit absoluter Sicherheit eine fatale sein würde, wenn ich mich nun
verweigerte. Nein und nochmals nein, ich konnte meinen Sohn nicht im Stich
lassen! Denn auch die bedingungslose Fürsorge für die eigene Brut gehörte zu
der Ordnung, die er von Anbeginn an aufgestellt hatte.
»Gut«, sagte ich schließlich. »Hier hast du meine
Entscheidung ...« Ich schaute niedergeschlagener Miene zu ihm auf und bemerkte,
daß seine Mundwinkel sich bereits zu einem Triumphlächeln kräuselten.
In diesem Augenblick drang aus dem Kamin ein Geräusch, das
klang, als sei das Fegefeuer schon ein gewaltiges Stück nähergerückt. Ein
dumpfes Krachen wie bei einer fernen Explosion war zu vernehmen. Die Flammen
schlugen meterhoch und züngelten bis vor meine Nase. Das Feuer durchlief im
Bruchteil einer Sekunde das komplette Farbspektrum, und für einen Moment
wackelte das ganze Wohnzimmer. Dann sprang aus den Flammen Metathron zu mir auf
das Schaffell.
Luzifer schoß aus seinem Sessel hoch und ließ dabei das
Notebook auf den Boden fallen. Fassungslos betrachtete er den Neuzugang, der
ihm mit seinem sandfarbenen Fell, zwischen Zinkgelb und Grün schwankenden Augen
und den schnittigen Ohrpinseln an Eleganz in nichts nachstand.
»Wer ... wer bist du denn?« stammelte Luzifer.
»Der Anwalt«, antwortete der Abessinier.
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Luzifer wanderte wie von seinem eigenen Dämonenheer drangsaliert
im Zimmer auf und ab und spuckte dabei Gift und Galle. Jetzt nützte ihm auch
sein schöner Dolce & Gabbana-Anzug nichts mehr. Er sah einfach schrecklich
aus. Die lange Silbermatte war so zerzaust, als hätte sie eine schlimme
Auseinandersetzung mit einem Fön gehabt, und das mediterran gebräunte Gesicht
schien merklich blasser geworden zu sein. Das linke Augenlid zuckte immerzu,
ständig wanderte sein Blick zu dem Notebook auf dem Boden.
»Was soll dieser Anwalt-Schwachsinn!« sagte er etwas zu
laut, als es dem juristischen Rahmen angemessen wäre. Welchen er natürlich
kurzerhand als nicht existent reklamierte. »Als wir den Pakt geschlossen haben,
war von solchen Finten nicht die Rede. Es gab klare Spielregeln und weiter
nichts.«
»Genau um diese geht's«, erwiderte Metathron und behielt
ihn mit seinen gelbgrünen Augen genau im Blickfeld. »Ach übrigens, nur der Form
halber, wie werden Sie eigentlich genannt?«
»Nenn mich Karl Arsch, du Paragraphenfuzzi!« blaffte Luzi.
»Karl Arsch oder einfach nur Herr Arsch?«
Der Alte fuhr sich nervös durch die Haare. »Wieso darf ich mir denn keinen Anwalt nehmen, he?«
»Das dürfen Sie, Herr Arsch. Es steht Ihnen frei, für Ihre
Sache jeden Advokaten dieser Welt zu beauftragen – oder einen zu erfinden.«
»Was wirft mir das Gericht vor?«
»Wir stehen hier nicht vor Gericht, Herr Arsch. Ich
glaube, ich muß Sie etwas über das heutige Rechtswesen aufklären. Die
überwiegende Anzahl der Fälle landet mittlerweile gar nicht vor einem Richter,
sondern endet schon im Vorfeld mit einem durch die Anwaltschaft initiierten
Vergleich.«
»So ein Quatsch, für mich gibt es nur Schwarz oder Weiß!
Und hör auf, mich Arsch zu nennen.«
»Ich nannte Sie Herr Arsch, wie Sie es wünschten. Aber
wenn Sie möchten, kann ich Sie auch Karl Arsch nennen.«
»Ich soll also wie üblich wieder zum Buhmann
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