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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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lange
lebe.«
    Sein Blick verklärte sich, geradeso, als schaue er in die
Zukunft. »Das wirst du bestimmt, Dude. Und nicht nur das, du wirst eine
glänzende Karriere unter deinesgleichen hinlegen. Um es offen zu sagen, auch
wenn dir aus den USA starke Konkurrenz droht, wirst du der erfolgreichste und
berühmteste deiner Art werden. Und weißt du auch, warum?« Er klopfte sich mit
dem Zeigefinger auf die Brust. »Vitamin B. Ciao bello!«
    Er nahm zum letzten Gruße den Hut ab und verbeugte sich
vor mir. Dann wandte er sich ab und ging. Nach ein paar Schritten blieb er
jedoch noch einmal stehen, ohne sich umzudrehen. »Damit aber eins klar ist,
Bürschchen: Den Preis wirst du trotzdem irgendwann zahlen müssen! Ich bin nicht
zum Vergnügen hier.«
     
    Meine Erinnerung an das, was nach meinem letzten Treffen
mit Refizul geschah, ist recht verschwommen. Ich weiß nur, daß ich noch lange
Zeit in diesem verwilderten Hain dahockte wie jemand, dessen Wunschtraum
endlich in Erfüllung gegangen war. Oder besser gesagt, wie jemand, dessen in
Erfüllung gegangener Wunschtraum durch die Rückkehr einer Kreatur zwischen
Mensch, Pferd und Stier jeden Augenblick zerstört werden konnte. Eine ziemliche
Weile lang hörte ich auch eine gepfiffene Melodie, ich glaube es war »Smoke
Gets In Your Eyes«.
    Sonst erinnere ich mich an vage, überbelichtete Eindrücke
einer ziellosen Wanderung, und dann plötzlich fand ich mich in den Gärten der
heruntergekommenen Gründerzeitgebäude wieder. Der Sommer stand auf seinem
Zenit, und viele Menschen gaben sich in den grünen Oasen dem Sonnenbaden oder
Grillseligkeiten hin. Ich war kurz vor dem Verhungern und so durstig, daß ich
glatt ein Wasserwerk hätte überfallen können. Langsam näherte ich mich einem
altmodischen Liegestuhl, der unter dem Gewicht, das er trug, jeden Moment
zusammenzukrachen drohte. Ein unglaublich dicker und am ganzen Körper wie ein
Affe behaarter Mann, der eine verboten enge und häßliche Badehose aus den
Siebzigern trug, las darin in einem Buch. Er sah mich wohl aus den Augenwinkeln
kommen und wandte den Kopf von den aufgeschlagenen Seiten mir zu. Ich blieb vor
ihm stehen und glotzte ihn wie blöde an.
    Was blieb mir anderes übrig? Die Alternative wäre gewesen,
schlicht und einfach zusammenzubrechen.
    »Na, mein Freund, du bist aber ein besonders hübsches
Tier«, sagte der Dicke und streichelte meinen Kopf. Am liebsten hätte ich ihn
gefragt, ob er nicht gerade zufällig eine Kuh geschlachtet hätte. Aber ich
hatte mir ja geschworen, mit den Menschen kein Wort mehr zu wechseln, solange
ich lebte.
    »Wo kommst du denn her?« bohrte er nach. »Siehst ganz
schön abgemagert aus. Bist du etwa herrenlos?«
    Ich war versucht zu nicken.
    »Weißt du, ich will mir schon lange ein Tier anschaffen,
weil...« Er seufzte. »Ich bin einsam. Wenn du bei mir bleiben möchtest, dann
würde ich dich gern ...« Er warf einen Blick auf mein Hinterteil, schlug das
Buch zu und streckte es mir entgegen. Die Welt drehte sich zu wild vor meinen
Augen, als daß ich den Titel zu entziffern vermochte. Das einzige, was ich auf
dem Cover erkennen konnte, war eine Fregatte auf stürmischer See. »Ich lese
gerade einen äußerst faszinierenden Bericht über den legendären Seefahrer Sir
Francis Drake«, fuhr er fort, packte mich und hievte mich auf seinen
Orang-Utan-Bauch. »Francis ... Was hältst du eigentlich von diesem Namen?«
    »Hier stehen wir nun, Francis«, sagte Luzifer und streichelte
schier zärtlich über die Bildschirmkante seines Notebooks. Auch wenn sich alles
in mir sträubte, an einen solchen Schurken ein Kompliment zu verschwenden, so
mußte ich mir doch insgeheim eingestehen, daß ihm der schwarze Dolce &
Gabbana-Anzug fabelhaft stand. Nur das verkehrt herum angesteckte Kruzifix auf
dem Jackenrevers zeugte von einer minimalen Geschmacksverirrung. Das Kaminfeuer
verlieh seiner pfleglich gebräunten und gegerbten Gesichtshaut etwas von einem
guten Wein, der im Lauf vieler Jahre die optimale Reife erreicht hat. Die blau
glühenden Augen und die langen Silberhaare vollendeten das scheußlich-schöne
Kunstwerk.
    »Du mußt jetzt eine Entscheidung treffen, wenn du nicht
willst, daß Junior für immer aus deinem Leben verschwindet. Ich möchte dich
ungern unter Druck setzen, aber wir haben nur noch eine halbe Stunde bis zum
Ende der Ebay-Auktion. Wer weiß, in welchen Händen dein lieber Sohn dann landen
wird. Vielleicht sind es auch Klauen!«
    »Was müßte ich denn tun, wenn

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