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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Krawatte. »Zum
Teufel, ja! Ist der Papst katholisch? Was glaubst du, mit wem du gerade redest,
Herr Anwalt? Mit Mutter Teresas Geist?«
    Metathron nickte dramatisch und pfiff durch die Zähne.
»Also, ich weiß nicht, vielleicht sollte diese Causa doch vor einem
ordentlichen Gericht abgehandelt werden. Hier tun sich ja Abgründe auf.«
    »Hey, Anwalt-Boy, kenne ich dich nicht von irgendwoher?«
Über Luzifers Gesicht huschte mit einem Mal ein abgeklärtes Lächeln. »Meine
Nase sagt mir, daß sie deinen Geruch schon einmal geschnuppert hat. Ich meine,
ich würde in der Hölle eher einen Sonntagsgottesdienst einführen, als in dieses
langweilige Paradies auch nur einen Zeh zu setzen, aber sagt man nicht, daß es
dort genauso riecht? Ein bißchen nach Vanille, ein bißchen nach Amber, ein
bißchen nach frisch gepflückten Rosen?«
    Jetzt roch ich es auch. Metathron wurde vom Kaminschein
von hinten beleuchtet und bekam dadurch eine goldene Aura. Die Spitzen seines
Fells und die Schnurrhaare schienen wie beim Anblick einer Fata Morgana zu
oszillieren. In seinen ständig zwischen Zinkgelb und Ozeangrün wechselnden
Augen vermeinte ich jene Gefilde zu erkennen, wo ich in meinen Träumen all die
Jahre lang diejenigen gesehen hatte, die damals ermordet worden waren. Und
plötzlich wußte ich, daß auch ich Metathron schon einmal begegnet war. Die
Namen, mit denen sich er und sein Gefolge mir vorgestellt hatten, mußten
ursprünglichere, vielleicht altjüdische Versionen von Gabriel, Michael,
Raphael, Uriel und Raguel sein. Metathron blinzelte mir verschwörerisch zu und
wandte sich wieder an Luzifer.
    »Kann schon sein, daß wir uns schon einmal begegnet sind,
Herr Arsch«, sagte er. »Mein Beruf erfordert es, daß ich sehr oft in Kontakt
mit Kriminellen gerate.«
    »Das ist ja unerhört!« Luzi paffte noch intensiver an
seiner Zigarette. Ich hatte die Befürchtung, daß er das Ding bald auffressen
würde. Er machte sich nicht einmal die Mühe, die auf den Anzug schneiende Asche
wegzuwischen. »Da rackert man sich ab und tut und macht im Dienste einer
höheren Ordnung, und als Dank wird man als kriminell beschimpft.«
    »Wie würden Sie denn das bezeichnen, was Sie gerade mit
dem Sohn meines Mandanten anstellen. Entführung oder Geiselnahme?«
    »Der Kleine ist freiwillig zu mir gekommen! Er fand alles
großartig hier, und die Idee mit der Quasselei gefiel ihm auch ganz prima.«
    »Ach so! Dann hat er sich womöglich auch noch bei Ihnen
bedankt, als Sie ihn in den Käfig einsperrten. Und wie war es, als Sie ihm das
mit seiner Deportation erzählten und daß er seine Lieben und seine Heimat
niemals wiedersehen wird? Gab er Ihnen dafür auch noch einen Kuß?«
    »Nun ja, er opfert sich sozusagen für die gute, äh, böse
Sache. Wie die anderen Tiere geht er als Botschafter in eine Welt, die schon in
...«, er warf einen kurzen Blick auf das Notebook auf dem Boden, »... in
fünfzehn Minuten nicht mehr dieselbe sein wird. Sobald es zwischen den Sprachen
keine Unterschiede mehr gibt ...« Er hielt plötzlich inne, als sei ihm
aufgefallen, daß er die ganze Zeit mit sich selbst gesprochen hatte. Seine
Miene verdüsterte sich, die buschigen Augenbrauen sanken auf Halbmast, und um
die braunroten Lippen legte sich ein brutaler Zug. »Verdammt noch mal, warum
erzähle ich dir das alles überhaupt, Rechtsverdreher! Was willst du von mir?«
    »Einen Vergleich!«
    »Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! ...« brüllte
Luzifer in einer Tour fort. Es waren Neins von der Lautstärke von Detonationen.
Wie bei einem Erdbeben begannen die Mauern des Hauses zu erzittern und dann arg
zu wackeln. Dennoch dachte der Unhold nicht daran, sein Nein -Bombardement
einzustellen. Er schlug mit den Armen um sich, bewegte dabei den ganzen Körper
und schrie unaufhörlich weiter. Erste Steine lösten sich von den Wänden und
fielen krachend herunter, schwarze Staubwolken bildeten sich, schließlich
stürzte das ganze Zimmer mit einem gewaltigen Knirschen und Donnern in sich
zusammen. Doch anstatt uns unter sich zu begraben, wurden die Trümmer in Form
eines Schweifs nach oben fortgeblasen, als sauge sie ein gigantischer
Staubsauger aus dem All auf.
    Nun standen wir alle am Rand des Flachdachs auf dem
Hochhaus von Morgenrot Inc. und blickten in der schneesturmgepeitschten Nacht
auf den zugefrorenen See hinunter. Hinter uns waren mit Stützeisen die
mannshohen Leuchtbuchstaben befestigt, aus denen sich das Wort Morgenrot zusammensetzte.
Sie strahlten signalrot in

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