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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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mit einer
entzündbaren Substanz bestrichen worden. Der Kamin gebar ein fürchterliches
Grollen, und sein Feuerschein erstrahlte so grell wie brennendes Magnesium. Ich
verbarg kurz den Kopf zwischen meinen Pfoten. Dann verlosch der Budenzauber so
blitzartig, wie er aufgeflammt war, und außer der gemütlich knisternden Glut
war nichts mehr im Kamin zu sehen. Allerdings war auch nichts mehr von Luzifer
und Metathron zu sehen. Sie waren verschwunden. Sogar das Notebook war weg.
    Ich erhob mich vom Schaffell und ging im Zimmer auf und
ab. Irgend etwas rumorte in meinem Schädel, als suche es sich eine passende
Stelle, wo es einrasten könne. Ein Detail, ein klitzekleiner Fetzen aus einem
der zuletzt gefallenen Sätze war es gewesen, der mich so in Unruhe versetzte.
Eigentlich hätte ich in Trauer verfallen müssen, weil Junior so ohne Abschied
von mir gerissen worden war. Oder lief die Auktion noch? Wenn ja, konnte es
sich nur mehr um Minuten handeln. Und wo waren Sancta, Blaubart und Gustav,
wenn doch der Fluch des Pakts nun aufgehoben war? Ich wußte nicht einmal, ob
ich mich immer noch in dem diabolischen Hochhaus oder im realen Gustavschen
Wohnzimmer befand. Doch anstatt gegen die Trauer über meine verlorengegangenen
Lieben und die bewußtseinstrübende Konfusion hatte ich jetzt gegen diesen
geistigen »Hänger« zu kämpfen.
    Metathrons Abschlußrede kam mir unversehens wieder in den
Sinn, insbesondere beschäftigten mich seine letzten Worte. »Das Böse, Francis,
ist wie Haarwuchs. Da helfen kein Rasierer und keine Enthaarungscreme. Es
wächst immer nach ...« Ziemlich pathetisch, aber bei Lichte besehen doch
ziemlich komisch. Warum hatte ein so ernster Zeitgenosse wie der Abessinier
ausgerechnet einen solch ulkigen Vergleich gewählt? Ich überlegte, zerbrach mir
den Kopf. Doch nichts wollte sich mir erschließen. Bilder von Rasierern und
Enthaarungscremes flogen mir durch den Sinn, ohne daß sie sich zu etwas
Einleuchtendem zusammenfügen wollten. Vor meinem geistigen Auge tauchte sogar
die Pyramide aus Einmachgläsern in Archies verlumptem Ebay-Lager auf, die der
Etikette nach eine Enthaarungscreme beinhalteten. Sicherlich hyperaggressives
Zeug chinesischer Herkunft, das jeden gestandenen Bär in Sekundenschnelle in
einen Nackedei verwandelte. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen,
daß so etwas gesundheitsverträglich war.
    Plötzlich, als gingen tausend Sonnen auf, fiel der
Groschen. Mir wurde schlagartig klar, was Metathron mir hatte sagen wollen.
Sinnbildlich und buchstäblich, der Kerl war wahrhaft ein Engel!
    Ich fetzte aus dem Zimmer, als stünde ich aufglühenden
Herdplatten, und vollführte erst in der Diele mit ausgestreckten Krallen eine
harte Vollbremsung. Dann ein abenteuerlicher Sprung durch die für uns
vorgesehene Klappe an der Wohnungstür in den Hausflur, und ab ging es über die
fast antik zu nennende Treppe hoch zum ersten Stockwerk. Oben angekommen,
stellte ich erleichtert fest, daß die Tür des alten Chaoten wie gewöhnlich
nicht abgeschlossen war. Ich stürzte hinein und stand dann in der Dunkelheit zwischen
zu Bergen aufgetürmter, gefälschter Markenware und dem merkwürdigen Zeug, für
das sich die Menschen wohl erst mit der Erfindung des Internets zu
interessieren begonnen hatten. Irgendwo standen sogar von Schrumpfköpfen
gerahmte Spiegel aus Taiwan und Aschenbecher im Design von Geschlechtsteilen
herum. Wer bestellte sich so etwas?
    Im Arbeitszimmer sah ich Archie. Er war neben dem noch
eingeschalteten Notebook am Schreibtisch eingeschlafen. Sein Kopf lag schwer
zwischen Bildschirm und Haustelefon. Vielleicht hatte der arme Kerl einen
Herzinfarkt erlitten, gleich nachdem er zum Ebay-Powerseller der Woche gekürt
worden war. Daß es kein rosiges Ende mit ihm nehmen würde, war schon immer zu
befürchten gewesen. Ich machte einen Satz auf den Tisch und landete vor dem
Notebook. Es zeigte, wie nicht anders zu erwarten, die Ebay-Seite an. Ich gab
im Suchfenster das Wort MORGENROT ein. Und erblaßte, als das Ergebnis kam!
Nicht nur, daß unter der Rubrik »Morgenrot Inc.« gleich zirka eintausend
Artgenossen versteigert wurden, und nicht nur, daß die bis jetzt gebotene
Gesamtsumme mehr als eine Milliarde Euro betrug, nein, die Auktion endete in
genau sieben Minuten. Unglaublich, wie viele finsteren Gestalten mit einem
Riesenvermögen die Umgestaltung der Weltordnung anstrebten!
    Ich hüpfte vom Tisch, lief zu dem Raum, wo sich die
Einmachglaspyramide befand, und stürzte

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