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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Tunichtgut würde
es kaum stören, wenn ich mich ein bißchen an ihn schmiegte, die Augen schloß
und eine Mütze Schlaf nahm. Über Gott und die Welt und alles, was geschehen
war, konnte man ja noch morgen reflektieren. Doch plötzlich rief da jemand nach
mir ...
     
    »Paps! Paps! Paps!«
    Ich schlug die Augenlider auf und sah Junior geradewegs
ins Gesicht. Die schwarzweiße Fellexplosion mit der leuchtenden hellrosa Haut
an der Nase und den Ohrenspitzen saß vor mir und blickte mich durch leicht
schräge, grüne Diamantenaugen forschend an.
    »Junior«, sagte ich erfreut. »Hat der Postbote dich schon
geliefert?«
    Der forschende Blick verwandelte sich in einen besorgten.
»Ähm, was meinst du damit?«
    Allmählich spürte ich eine vertraute Wärme an meiner
Seite, und als ich mich umdrehte, gewahrte ich niemanden anderen als meine
schlummernde, silberblau schimmernde, geliebte Sancta. Blaubart schnarchte ein
kleines Stück weit entfernt. Und auf dem Ledersessel wiegte sich unser
fluguntauglicher Heißluftballon Gustav unruhig im Schlaf. Ich befand mich im Wohnzimmer,
und alle meine Lieben waren bei mir. Das Kaminfeuer war fast erloschen. Die
rote Glut färbte jeden Winkel mit einem heimeligen Schein, während vor den
Fenstern vereinzelte Schneeflocken vorbeischwebten.
    »Ich bin eingeschlafen«, sagte ich.
    »Das kann man wohl laut sagen! Und zwar mitten im Satz.«
Über Juniors schönes Antlitz huschte der Anflug von Verärgerung.
    »So? Na ja, ich bin nun einmal nicht mehr der Jüngste,
mein Guter. Aber jetzt bin ich ja wieder wach und stehe zu deinen Diensten. Was
hatte ich denn gerade erzählt?«
    »Du hattest berichtet, wie diese Rentnertypen deine ganze
Familie abgeknallt haben und dich um ein Haar auch erwischt hätten. Aber dann
hast du diesen coolen Brunnen in dem verlotterten Garten gesehen, bist darauf
zugerannt und wolltest reinspringen.«
    »Und dann?«
    »Und dann bist du einfach eingepennt, Paps!«
    »Oh, tut mir leid, daß ich ausgerechnet an der
spannendsten Stelle weggetreten bin, Kleiner. Aber so spannend war die ganze
Aktion dann doch nicht, weißt du? Ich habe nämlich in letzter Sekunde schnell
einen Bogen um diesen Brunnen gemacht.«
    »Aha. Und wie ging es dann weiter? Ich meine, mit deinem
ersten Fall, den du nicht vollständig lösen konntest und von dem der
Weltfrieden abhing und so weiter?«
    »Das ist wirklich eine sehr lange Geschichte, Junior, und
ich fürchte, ich kann sie diese Nacht nicht mehr zu Ende bringen. Ob du es
glaubst oder nicht, das Schlafbedürfnis des alten Mannes ist noch lange nicht
gestillt. Du siehst aber auch nicht mehr taufrisch aus. Am besten legst du dich
gleich zu uns hin.«
    »Okay«, sagte er und kuschelte sich an mich. »Aber morgen
nimmst du den Faden wieder auf und erzählst weiter. Ich bin sehr gespannt. Ist
bestimmt alles furchtbar undurchsichtig und kompliziert.«
    »Ja, es ist eine komplizierte Geschichte«, erwiderte ich,
streckte alle viere gegen das Kaminfeuer und lächelte versonnen. »Denn der
Teufel steckt im Detail!«
     
    Ende

Anhang
     
    1
    Kein Lebewesen, das auch nur einen Funken Verstand
besitzt, kann sein ganzes Dasein im Zustand anhaltender Realität zubringen.
Alle Geschöpfe, die über ein halbwegs entwickeltes Gehirn verfügen, brechen
zuweilen mit Rauschgiften aus dem grauen Alltag aus. Das Bedürfnis, sich zu
»bedröhnen«, zieht in der Natur viel weitere Kreise, als die Wissenschaft noch
vor wenigen Jahren glauben wollte. Viele kennen heute das Beispiel der
afrikanischen Elefanten, die sich mit Leidenschaft vergorene, mit Alkohol
durchsetzte Früchte zu Gemüte führen und danach besoffen durch die Gegend
trampeln, so laut und rüde wie Hooligans nach einem verlorenen Fußballspiel.
Oder das Beispiel der Vögel, die sich an Hanfkörnern delektieren, die Haschisch
enthalten, und dann tierisch angetörnt durch die Lüfte flattern.
    Und dann wäre da noch die Katze, die sich liebend gerne am
Geruch der sogenannten »Katzenminze«, aber auch von Baldrian und einigen
anderen einschlägigen Pflanzen berauscht. Die aus Asien stammende Katzenminze
ist mit Marihuana verwandt und enthält in ihren Stielen und Blättern eine
chemische Substanz namens Nepetalacton. Diesen Stoff, der für die menschliche
Nase ein bißchen nach Minze, aber auch ein bißchen nach frischer Wiese duftet,
können Katzen bereits in einer Verdünnung von eins zu einer Milliarde wittern.
    Auf die ganze Familie der Felidae, vom Löwen bis zum
Stubentiger, hat die

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