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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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mich darauf. Der Haufen brach in sich
zusammen, und die Gläser purzelten auf den Boden. Einige zerschellten beim
Aufprall, und die recht flüssige Enthaarungscreme ergoß sich über dem Fußboden.
Sofort rieb ich mich mit der rechten Flanke meines Hinterns an dem Zeug, was
augenblicklich ein infernalisches Brennen zur Folge hatte. Egal, jetzt ging es
um die Vermeidung des ultimativen Schmerzes! Ich wischte mir das Zeug an der
Wand etwas ab und betrachtete dann meinen Hintern in einem der
Schrumpfkopf-Spiegel. Tatsächlich, die Zahlen-Buchstaben-Kombination, die mir
Refizul damals eingeritzt hatte, trat jetzt als ein rotglühendes Narbengeflecht
aus der übrigen kahlen Haut hervor.
    Als ich wieder auf Archies Schreibtisch stand, suchte ich
über das Internet die Hotline-Nummer der Schweizerischen Nationalbank heraus.
Und hielt jäh inne ... Francis, Francis, hast du nicht einen heiligen Schwur
geleistet? sprach ich im Geiste zu mir selbst. Du hast geschworen, nie mehr mit
einem Menschen zu sprechen. Aber das hier war ein Sonderfall, wenn nicht sogar
ein extremer Notfall. Wann war es gerechtfertigt, einen Schwur zu brechen?
Schon wieder haderte ich mit dem philosophisch-juristischen Dilemma um Schwüre
und Pakte. Aber vielleicht wußte nicht einmal Gott selbst auf diese Frage eine
vernünftige Antwort. Nun ja, vermutlich geriet er auch selten in solche
kniffligen Situationen.
    Mit zitternder Pfote drückte ich auf die Freisprechtaste
des Telefons und wählte die Nummer. Ich hoffte inbrünstig, daß Archie nicht zum
unpassenden Moment aufwachte. Eine Frauenstimme meldete sich am anderen Ende
der Leitung und verband mich weiter, nachdem ich ihr mein Anliegen mitgeteilt
hatte. Danach war eine sehr bedächtig klingende Männerstimme am Apparat.
    »Wie kann ich Ihnen weiterhelfen, Monsieur?«
    »Ich, ja, die Sache ist ein bißchen diffizil«, sagte ich.
»Also, vor siebzehn Jahren lernte ich einen Herrn kennen. Refizul war sein
Name, Eduard von Refizul ...«
    »Wenn Sie mir nicht eine Zahlen-Buchstaben-Kombination
nennen können, muß ich zu meinem Bedauern wieder auflegen, Monsieur!«
    Ich nannte sie ihm, und er gab mir eine Bankverbindung mit
einem zugehörigen Code. Bevor ich auflegte, wollte ich noch kurz wissen, wie
viele Kröten ungefähr auf meinem bescheidenen Sparkonto schlummerten. Ach, sieh
an! Kaum hatte ich aufgelegt, saß ich schon wieder vor Ebay, wo Archie immer
noch als Powerseller eigeloggt war. Nur noch vier Minuten bis zum Ende der
Auktion! Ich rief sämtliche Angebote auf, für die Morgenrot Inc. als Verkäufer
zeichnete, und sortierte sie nach den höchsten Geboten. Junior stand ganz oben
auf der seitenlangen Liste, ein Spinner aus Nordkorea bot inzwischen sogar
hundertsiebzig Millionen Euro für ihn. Ich legte noch eine Kleinigkeit drauf.
Mir blieben noch zwei Minuten. Ich markierte alle Felidae-Auktionen und gab per
Powerseller-Sammelbefehl auf jede Auktion mein Maximalangebot ab. Noch eine
Minute. Auf der ganzen Welt versuchten nun wohl hektische Bieter, die die
sprechenden Artgenossen schon sicher in ihrem Besitz geglaubt hatten, mich zu
überbieten. Doch Refizul hatte mich äußerst großzügig ausgestattet, an meinen
Milliardengeboten zog niemand vorbei. Vor meinen Augen tanzten nur noch Zahlen,
Einsen, Zweien, Dreien und unendlich viele Nullen dahinter wie Showgirls in
einem verruchten Etablissement. Nur noch zehn Sekunden, fünf, zwei Sekunden ...
    Gewiß, am Schluß war ich mein schönes Geld bis auf den
letzten Taler los. Aber hol's der Teufel!, wie man so sagt. Denn ich hatte
nicht nur Junior die Deportation ans Ende der Welt erspart, sondern auch seinen
zahlreichen Leidensgenossen, die alle ein ähnliches Schicksal erwartet hätte.
Ich würde sehr, sehr bald meinen Sohn in die Pfoten schließen können. Und ja,
auf meine Weise hatte ich nun doch die Welt gerettet. Fragte sich nur, wie
Gustav reagierte, wenn ihm die Post in den nächsten Tagen lastwagenweise
Feliden an unsere Adresse zustellte.
    Ich blickte zu Archie, der mit dem Kopf auf der
Tischplatte im Schlaf leise irgend etwas Unverständliches brabbelte. Vermutlich
sah er die vielen tanzenden Ebay-Zahlen selbst im Traum. Ich überlegte noch,
wie ich all die Zahlungen von seinem Powerseller-Konto arrangieren könnte, ohne
daß er etwas davon mitbekam, doch sein schlafendes Gesicht hatte etwas
Ansteckendes. Schließlich war ich den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und im
wahrsten Sinne des Wortes durch die Hölle gegangen. Den alten

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