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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Essenz die gleiche Wirkung. Katzen fressen die Pflanze
selten, schnüffeln und reiben sich jedoch daran oder wälzen sich darauf.
Außerdem kauen, nagen und schlecken sie daran. Daraufhin geraten sie entweder
in Trance, verfallen in Ekstase oder werden einfach kontemplativ. Manche Katzen
sind wie gebannt, andere scheinen verrückt vor Freude, schnurren laut, wälzen
sich am Boden und machen sogar Luftsprünge.
    Der ganze »Trip«, der etwa eine Viertelstunde dauert, hat
auf der einen Seite viel mit den natürlichen sexuellen Reaktionen der Katze
gemeinsam, die immer deutlicher werden, wenn die Dosis erhöht wird. Der
Speichelfluß steigt dann dramatisch, der Kater bekommt eine Erektion, während
die weibliche Katze den geschlechtstypischen Liebesschrei ausstößt. Auf der
anderen Seite gibt es auch einige Zeichen, die eher an ein Delirium und an
Halluzinationen denken lassen. So starren viele »beschwipste« Katzen mit leerem
Blick in die Ferne, während andere nach imaginären Faltern grapschen.
    Manche Forscher vermuten, daß die Katzenminze ein
natürliches, saisonales »Aphrodisiakum« ist, das die Katze im Frühjahr in
Stimmung bringt, um Liebe zu machen. Allerdings besitzen nur etwa 70 Prozent
aller Katzen die Anfälligkeit für die berauschende Pflanzendröhnung, die durch
ein dominantes Gen übertragen wird. Diese schweigende Mehrheit fährt aber auch
voll auf das »Katzenkraut« ab, wie jeder Hobbygärtner weiß, dessen
Minzekulturen von gierigen Katzen-Junkies zertrampelt wurden. Ein alter schwäbischer
Spruch lautet denn auch: »Du streichst dich wie die Katze um den Baldrian.«
Wenn Ratten mit Nepeta-Öl beträufelt werden, erlischt bei der Katze jeglicher
Jagdinstinkt, und sie läßt sich in Anwesenheit des Erzfeindes zu demütigenden
Aktionen hinreißen – nach dem Motto »make love, not war!«. Schlaue Ratten
würden demnach immer ein Blatt Katzenminze bei sich tragen, das so
unentbehrlich ist wie ein Kranz Knoblauch in Transsylvanien.
    Nepeta-Öl ist mittlerweile auch als Spray im Handel
erhältlich und wird angeblich von Dompteuren als Notbremse gegen übermütige
Löwen eingesetzt. Leider haben sich auch die Fallensteller schon lange diese
besondere Schwäche der Felidae zunutze gemacht. Tierärzte benutzen diese sanfte
Pflanzenmedizin auch schon einmal als Beruhigungsmittel. Wer seiner Katze hin
und wieder etwas Ekstase gönnen möchte, sollte zurückhaltend dosieren, denn der
Effekt geht flöten, wenn man des Guten zuviel tut.
    Man weiß bis heute nicht genau, ob Katzenminze eine
richtige »psychedelische« Droge wie LSD mit halluzinoge-ner Wirkung ist. Das
Problem liegt darin, daß beim Minzerausch überhaupt kein Wirkstoff in den
Organismus und in das Gehirn gelangt. Das »High« kommt allein durch den Kontakt
der Duftmoleküle mit der Riechschleimhaut zustande. Dies ist einmalig in der
Welt des Drogenkonsums, denn selbst die Menschen, die zur Berauschung
Lösungsmittel schnüffeln, nehmen dabei fremde Moleküle auf. Der Katzenminzetrip
ist jedoch wesentlich abgefahrener als der normale sexuelle Erregungszustand.
Wahrscheinlich ist das Nepeta-Öl ein sogenannter »supranormaier« Stimulus, der
die gleichen Rezeptoren anspricht wie die arteigenen Pheromone. Wegen ihrer
ungewöhnlichen Struktur erzeugt die Droge aber eine übersteigerte Wirkung, die
weit über das ursprüngliche Sexprogramm hinausgeht. Es gibt übrigens auch beim
Menschen supranormale Stimuli. Dazu gehören etwa die »Superattrap-pen«. Das
sind Darstellungen weiblicher Schönheiten, die viel stärker ausgebildete
Schlüsselreize besitzen, als die Natur sie je produzieren könnte. Nur drehen
die meisten von uns nicht gleich durch, wenn sie die Brüste von Pamela Anderson
sehen.
    Es sind auch Berichte über Menschen bekannt geworden, die
Katzenminze in der Pfeife geraucht haben. Sie sollen einen sehr fröhlichen,
zufriedenen und berauschten Eindruck gemacht haben. Bei einigen Hippies der
60er Jahre galt das in der Pfeife gerauchte Kraut als ein mildes Halluzinogen,
das dem Haschisch in nichts nachstand. In manchen Ländern wurde die Pflanze
sogar zur Therapie gegen spastische Erkrankungen eingesetzt. Ein britisches
Rezeptbuch aus dem Jahr 1629 behauptet, daß die Auszüge aus der Katzenminze den
»weiblichen Lauf« beschleunigen. Ein neues Nachschlagewerk macht diese etwas
unverständliche Angabe klarer: Katzenminze sei hilfreich bei verzögerter
Menstruation. Das bedeutet mit anderen Worten, daß der heiße Katzen-Stoff

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