Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12
als
Abtreibungsmittel eingesetzt werden kann. Möglicherweise ist die Droge in alten
Zeiten für diesen Zweck verwendet worden.
Das mit der Katzenminze verwandte Kraut »Matatabi«, das
die Japaner »Lustpflanze« nennen, schlägt noch viel stärker an als Nepeta
selbst. Großkatzen, die an dieses schlimme Teufelszeug herankamen, ließen dafür
alle natürlichen Vergnügungen sausen – Essen, Trinken und Geschlechtsverkehr.
In diesem Fall handelte es sich um eine echte, schwere Sucht, denn die Tiere
kamen nicht mehr von der harten Droge weg, selbst als diese begann, die
Riechzentren und das Gehirn zu zerstören – wie bei der menschlichen
Schnüffelsucht. Der bizarrste und abenteuerlichste Fall kätzischen
Drogenkonsums wird allerdings von den Tukano-Indianern im tropischen Regenwald
geschildert. Nach ihren Darstellungen kann man dort häufig Jaguare beobachten,
die sich an der Rinde des Yaje-Baums vergehen. Auch die Tukanos selbst tun sich
vor der Jagd an dieser botanischen Kostbarkeit gütlich, weil sie den
Eingeborenen angeblich überlegenes Jagdgeschick und das phantastische Auge des
Jaguars verleiht. De facto enthält Yaje eine halluzinogene Droge, die die
Pupillen erweitert und ein High erzeugt. Sie steigert aber auch die Sehschärfe
und macht die Aufmerksamkeit für sensorische Reize klar und hell. Vielleicht
hat also der Jaguar irgendwann gemerkt, daß einem mit Yaje »gedopten« Jäger
Flügel wachsen.
2
Entgegen einem weit verbreiteten Irrtum können auch Katzen
schwimmen, allerdings sind die meisten von ihnen sehr wasserscheu und schwimmen
nur, wenn sie es unbedingt müssen. Werden sie einmal naß, so versuchen sie
durch Lecken und wildes Schütteln möglichst schnell jeden Tropfen Wasser von
sich zu bekommen. Das kann damit zusammenhängen, daß die Feuchtigkeit die
hervorragende Wärmeisolierung des Katzenfelles in Mitleidenschaft zieht. In der
Türkei gibt es aber eine Katzenrasse, die sogenannte »Van Katze«, die gern ins
Wasser geht und dort nach Fischen jagt. Auch die südasiatische Fischkatze wagt
sich gerne und häufig ins feuchte Element. Auf ihrer Suche nach Beute kauert
sie nicht nur am Ufer und holt sich mit einem gezielten Schlag die Fische aus
dem Wasser, sondern watet auch häufig auf der Suche nach Krabben und anderem
Wassergetier in seichten Gewässern umher oder erbeutet Fische tauchend und
schwimmend, außerdem sucht sie das Wasser nach Fröschen, Krebstieren und
Wasserschnecken ab. Die alten Ägypter nutzten die Hauskatze angeblich nicht nur
als Mäusefänger, sie sollen sie auch auf das Fangen von Fischen abgerichtet
haben. Auch Löwen und Leoparden widerstrebt der Aufenthalt im Wasser; aber der
Jaguar und der Tiger gebärden sich gerne als Champions des Schwimmsports.
Obwohl die meisten Katzen schwimmen können, besitzen sie
bei weitem nicht die Ausdauer der Hundeartigen. Daher sind sie manchmal auch
überfordert, aus einem Swimmingpool oder einem Teich herauszuklettern. Viele
kleine Kätzchen verenden elend, wenn sie in eine Badewanne oder einen Eimer
gefallen sind.
3
Katzen haben einen deutlich ausgeprägteren Geruchssinn als
wir Menschen, der es ihnen erlaubt, direkt nach der Geburt mit
traumtänzerischer Sicherheit die Zitze der Mutter anzusteuern, obwohl sie blind
und taub zur Welt kommen. Ihre olfaktorischen Leistungen übertreffen die
unseren auf so unvorstellbare Weise, daß wir sie getrost als »sechsten Sinn«
oder »hellriechen« bezeichnen können. Obwohl die Katze nur einen kleinen Kopf
mit winzigen Nasenlöchern zur Verfügung hat, ist ihre Naseninnenhöhle durch
mehrere muschelförmige Einbuchtungen künstlich vergrößert. Die eingeatmete Luft
strömt durch einen wahren Irrgarten aus Knochen und Höhlungen, der auf einer
Fläche von vierzig Quadratzentimetern mit Riechschleimhaut besiedelt ist. Die
menschliche Riechhöhle ist nicht einmal mit der Hälfte dieser Auffangfläche
ausgekleidet. Bei der Katze werden die gasförmigen Moleküle im Luftstrom von 60
bis 70 Millionen mikroskopisch kleinen Riechzellen aufgefangen und in
Nervenimpulse umgewandelt, während dem Menschen gerade einmal 5 bis höchstens
20 Millionen dieser olfaktorischen Rezeptoren zu Gebote stehen – die
Rezeptorendichte ist ein verläßlicher Gradmesser der Empfindlichkeit. So
besitzen unsere Fingerspitzen eine hohe Sensibilität, weil sie engmaschig mit Tastrezeptoren
bespickt sind, während der eher unempfindliche Oberarm eine viel geringere
Sensorendichte aufweist.
Die
Weitere Kostenlose Bücher