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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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hatten die
beiden Freaks einem Song für Augenblicke eine Chance gegeben, da fuchtelte
einer von ihnen sofort wieder an dem Player und ließ etwas anderes erklingen.
Dabei bewarfen sie sich gegenseitig lautstark mit diesem Etiketten-Arabisch,
als ginge es um ihr Leben.
    »Nun ja, echte Harmonie wird es wohl auch in der künftigen
Welt so schnell nicht geben«, sagte Refizul und zog mit mir weiter durch den
babylonischen Zirkus. »Aber niemand wird mehr der Sklave des anderen sein. Nach
und nach werden unsere Botschafter die Welt infiltrieren, sich in
Schlüsselpositionen festsetzen und dafür sorgen, daß jede Kreatur der anderen
erst einmal zuhört. Eine Gleichheit unter allen Lebewesen wird so Zugang in die
Welt finden, und außer der liebevollen Unterscheidung zwischen Brüdern und
Schwestern wird es keine andere mehr geben.«
    »Gut gesprochen, Refizul«, pflichtete ich ihm bei. Der
Kerl hatte zwar eine Meise von der Größe einer Doppelhaushälfte, aber wenn bei
diesem Größenwahn etwas für uns heraussprang, warum nicht? Paps hätte sich
sicher gefreut. »Und bevor wir uns alle ganz lieb an den Pfoten fassen, möchte
ich noch einmal auf diese Sache mit dem Rehrücken zurückkommen ...«
    Ein Glastisch, auf dem Stapel von Filmmagazinen lagen, zwang
uns zum Ausweichen. Inmitten des ganzen Durcheinanders machte es sich quer
ausgestreckt eine unglaublich fette American-Shorthair-Dame bequem. Ihre
Fellzeichnung war schon außergewöhnlich genug: Die typischen
Silber-Tabby-Flecken machten sie zu einem Zebra in Felidae-Gestalt. In
Verbindung mit ihren kanariengelben Augen und den stämmigen Beinen hätte es
sich bei ihr auch um ein sündhaft teures Stück aus einem Accessoires-Laden
handeln können. Doch das rosafarbene Bluetooth-Headset an ihrem rechten Ohr
setzte der Dekadenz noch die Krone auf.
    »Tom-Darling, mach dir mal keinen großen Kopf«, hörte ich
sie trällern, während wir an ihr vorbeigingen. »Quentin Tarantino ist ganz
hingerissen von dem Stoff. Und John hat auch schon zugesagt ... Welcher John?
Na, der Travolta John natürlich ... Was heißt, Mann von gestern? Der Mann von
gestern verlangt immerhin zwanzig Millionen Eier und eine zwölfprozentige
Gewinnbeteiligung! Wir reden hier von einem Produktionsvolumen von
hundertachtzig Millionen Dollar. Deine Credibility ist nach deinen letzten
Ausfällen ziemlich im Keller, Darling. Deshalb will das Studio Scarlett als
deine Partnerin haben. Wegen der Fuckablity. Tom Cruise, Scarlett Johansson und
John Travolta als Mr. Martini in Einer flog über das Kuckucksnest 2. Na,
wie klingt das?«
    Am Ende des Rundgangs drehte sich Refizul um, und wir
ließen die Blicke über die emsig schnatternden Sprachbotschafter in spe
schweifen. Das Ganze war immer noch ein unglaublicher Anblick für mich. Eine
Art Großraumbüro mit Möbeln der Edelklasse, in der recht exzentrische
Mitarbeiter herumsaßen und mit recht exzentrischen Artgenossen plapperten,
alles beschienen von der kalten, grellen Wintersonne, die durch die gigantische
Glasfassade strahlte.
    »Wie kommen denn die vielen Botschafter zu den
strategischen Orten in aller Welt, Refizul?« fragte ich. Der Mann in Schwarz
verwöhnte meinen Kopf mit raffinierter Streichelakrobatik. Eins mußte man dem
komischen Kauz ja lassen: Er hatte in der Tat ein Händchen dafür, was unsereins
glücklich macht.
    »Die Menschen bleiben hier und unterrichten die neue
Generation von Tieren«, erwiderte er. »Deine Kollegen werden bei Ebay
versteigert.«
    »Wie bitte?« Schlagartig richteten sich meine Rückenhaare
auf wie kleine Nadeln. Trotz meiner frischen Nähte bewegte ich mich so ungestüm
in seinen Händen, daß er sanften Druck ausüben mußte, um mich nicht fallen zu
lassen.
    »Nicht so voreilig, Junior.« Refizul lachte wieder. »Das
sind keine normalen Ebay-Angebote. Der Startpreis liegt bei dreihunderttausend
Euro pro Tier.«
    »Na, das beruhigt mich ja einigermaßen«, sagte ich. »Das
heißt, so beruhigend klingt die ganze Sache vielleicht doch nicht, wenn ich es
mir genau überlege. Wer soll bei dieser Startsumme überhaupt mitbieten? Falls
überhaupt jemand zu bieten anfängt. Jedenfalls habe ich irgendwo gelesen, daß
sogar Ingvar Kamprad sein Regal bei IKEA kauft. Ich kann mir kaum vorstellen,
daß so einer für meinesgleichen mehr ausgibt als – null Cent?«
    »Die Auktion ist doch nur Tarnung, Junior. Und die hohe
Summe nur ein Schutz, damit nicht jeder Depp mitbieten kann. Unsere
Sympathisanten sitzen rund um den

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