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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Patienten ihrer elementarsten
Rechte beraubt und in Raten vernichtet.
    Während ich völlig apathisch in einer Ecke des wie von
verwirrten Gespenstern heimgesuchten Zellentrakts den Dösenden gab, kam Efendi zu mir. Der
rabenschwarze Artgenosse, der in seinem ganzen Wesen einem hyperaktiven Kind
glich und sowohl für seine menschliche als auch für seine animalische Klientel
immer einen aufmunternden Spruch auf den Lippen hatte, rieb seinen Kopf
tröstend gegen meinen.
    »Du wirst mir doch wohl nicht schon am ersten Tag in
diesem Puff schlappmachen, Alder«, sagte er. Seine dunklen Schnurrhaare zuckten
wie Kabel einer Überlandleitung bei starkem Wind. Das keilförmige Gesicht mit
den wie von innen beleuchtet wirkenden, goldfarbenen Augen schien einen
beständig zu scannen.
    »Laß mich zufrieden, Efendi. Ich muß mich
zunächst einmal an das ganze Elend gewöhnen. Wenn ich überhaupt in der Lage
dazu bin.«
    »Ach, so schlimm ist es auch wieder nicht, Alder. Wir
haben manchmal total lustige Tage hier. Letztens haben sich gleich drei Julius
Cäsar in die Haare gekriegt und Anspruch auf Germanien erhoben. Bis zwei
Napoleons ein Machtwort sprachen.«
    »Es will mir nicht in den Kopf, wieso ihr nichts gegen die
barbarische Unterdrückung unternehmt. Ich meine, was die Menschen betrifft,
sind die ja offenkundig sehr krank und leben in einer Wahnwelt. Aber zumindest
unseresgleichen scheint doch noch völlig bei Verstand zu sein.«
    »Was sollen wir schon unternehmen? Wir sind alle
freiwillig hier. Auch die Patienten.«
    Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Wer in dieser
Hölle auch nur drei Minuten freiwillig verbrachte, war in der Tat nicht bei
klarem Verstand.
    »Ihr seid freiwillig hier? Heißt das, ich kann jeden
Moment hinausspazieren und werde nicht sofort von einem dieser Gorillas gegen
die Wand geklatscht?«
    »Na klar doch, Alder.« Efendi ließ sich vor mir
nieder und warf ein aufwendiges Putzprogramm an. Obwohl die Bekloppten sowie
ihre Seelenverwandten im Fellkleid um uns herwuselten und ein nie abebbendes
Stimmengewirr zu vernehmen war, zog der Schwarze die Putzerei so locker durch,
als befände er sich gerade am Rande eines Swimmingpools unter rauschenden Palmen
auf den Bahamas. Zunächst nahm er sich die Hinterpfoten vor, harkte mit den
Zähnen die Krallen gründlich durch und brachte anschließend mit der Zunge die
Haare an den Unterschenkeln in Fasson. Es wirkte ansteckend, und da ich mich
nicht mehr entsinnen konnte, wann ich mich zum letzten Mal der Körperpflege
gewidmet hatte, tat ich es ihm gleich.
    »Fragt sich nur, wo du hinwillst, nachdem du hier
rausspaziert bist«, fuhr Efendi fort. Jetzt kam der Bauch dran. In
einer Kombination aus Lecken und Kämmen mit den Zähnen schaffte er es in
kürzester Zeit, diesen Bereich samtig strahlen zu lassen. »Wir alle haben ein
hartes Schicksal und zumeist eine blutige Vergangenheit hinter uns. Du
vermutlich auch. Ich zum Beispiel bin einem echten Massaker entronnen.«
    »Moment mal«, sagte ich und unterbrach das Putzen. »Du
bist auch einem Massaker unter Artgenossen entkommen?«
    »So sieht's aus, Alder. Jeder hier wird dir eine ähnliche
Story verklickern. Wir alle haben einmal in Gemeinschaften gelebt, bis diese
plötzlich ausgerottet wurden. Ich selbst habe nur mit knapper Not ein Gemetzel
in einem Tierheim überlebt, als mich Refizul gerettet hat.«
    »Wer verübte das Gemetzel?«
    »Keine Ahnung. Es war in der Nacht, und als ich aufgewacht
bin, waren alle tot. Ich werde nie den metallischen Geruch von Blut in meiner
Nase vergessen, das aus all den aufgerissenen Wunden geströmt ist. Und nie
werde ich den Anblick der reglosen Körper in den Gehegen überwinden. Es sah aus
wie ein Teppich des Grauens.«
    »Wieso wurdest du verschont, Efendi?«
    »Refizul ist plötzlich aufgetaucht. Ich war verwirrt und
geschockt und kann mich an den Ablauf der Geschehnisse nur dunkel erinnern. Er
war wohl wegen seiner Studien unterwegs.«
    »Er hat mit dir gesprochen.«
    »Ja ... Das heißt, ich will dir mal unter uns Pfarrerstöchtern
ein Geheimnis anvertrauen, Alder.« Er rückte ganz nah an mich heran und blickte
sich konspirativ um, als fürchtete er, daß man ihn belauschen könne. Dann
senkte er die Stimme auf Flüsterton-Level. »Also, wenn du mich fragst, sprechen
wir gar nicht miteinander. Dieses ganze Gequatsche zwischen Mensch und Tier ist
eine ziemlich einseitige Angelegenheit, weißt du.«
    »Wie meinst du das?«
    »Die Menschen können gar nicht mit

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