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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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furchteinflößend. Drei Abweichungen vom herkömmlichen Tyrannen, wie er in jedem Revier zu finden ist, waren es, die das Blut in meinen Adern einem Gefriertrocknungsverfahren unterwarfen. Der erste Punkt erschien im Vergleich zu den anderen noch recht harmlos. Der Riese dünstete einen derart widerlichen Geruch aus, daß der Verdacht nahe lag, er tauche jeden gottverdammten Tag nach irgendwelchen Schätzen in der Kanalisation. Ich überlegte, ob ich gleich kotzen oder erst abwarten sollte, bis er meine Speiseröhre durch seinen ganz speziellen operativen Eingriff freigelegt hatte. Der nächste Unterschied war besorgniserregender. Er hatte keine Augen. Das heißt, Augäpfel besaß er wohl, aber diese waren wie bei einer helleren Variation des Grauen Star von einem milchigen Film bedeckt. Da die weißlichen Sehorgane jedoch in einem graublauen Gesicht steckten, stachen sie besonders grotesk hervor und verliehen ihrem Träger den nicht mehr zu überbietenden Schauerausdruck eines finsteren Okkultisten aus dem Mittelalter. Mein Mörder in spe war blind wie ein Maulwurf. Was ihn aber vom Menschen unterschied, war die Kleinigkeit, daß er nicht unbedingt Augen brauchte, um sich zu orientieren und schon gar nicht um zu töten! Und schließlich folgte da die Sache mit den Ohrringen; goldene, vom Schmutz und Kot seltsam reingebliebene Ringe, die im gespenstischen Licht funkelten und die die Ohrlöcher in schlimme Fetzen gerissen hatten, weil sie wahrscheinlich hin und wieder irgendwo festhakten und sich so immer mehr Freiraum verschafften.
    Der Vollstrecker meines Schicksals stand in der Lichtflut da, mächtig, nein, allmächtig, so unwirklich erscheinend wie eine wiederauferstandene Horrorweihnachtsgans bei geöffneter Kühlschranktür, und er starrte mit seinen Nebelschleieraugen andächtig auf mich herab, als zerbreche er sich gerade den Kopf darüber, welches meiner Organe ihm wohl am besten munden würde. Sein glänzender, von Dreckkrusten und kahlen Rattenbißschmissen gemusterter Pelz verlieh seinem voluminösen Körper das Aussehen eines verschlissenen Bärenkostüms, das arbeitslose Schauspieler auf Kindergeburtstagen zu tragen pflegen. Geradezu grazil hob er nach einer Weile den Kopf und schaute um sich. Ich tat es ihm gleich und folgte seinem blinden Blick. Angesichts dessen, was ich daraufhin sah, fühlte sich meine Blase erneut zu einer Schockentleerung genötigt, doch war sie leider schon leer. Die Armee, die mich verfolgt hatte, hatte mich inzwischen eingeholt und eine dichte Traube um mich gebildet. Jeder der Gaffer schien ein unverhohlenes Abbild des Oberzampanos zu sein. Natürlich waren nur die wenigsten von ihnen Kartäuser, soweit man es bei diesem Zwielicht überhaupt unterscheiden konnte, und keiner von ihnen trug goldene Ohrringe, was darauf schließen ließ, daß es sich bei meinem Gegenüber um einen ganz ausgefallenen Knaben handeln mußte. Aber alle stanken zum Herrgotterbarmen. Und allesamt steckten sie in diesen vernarbten, vom Fäkalienmatsch verknäulten Fellen. Und alle, aber auch wirklich alle waren blind und glotzten mich mit diesen milchigen, nutzlosen Augen an.
Hinter der ersten Reihe des Kreises kam Unruhe auf. Anscheinend hatte jemand die Glocke zum Frühstück gebimmelt, und die hinten stehenden Hundertschaften drängte es an den Futtertrog. Der ehrfurchtgebietende Alte mit den total verklebten Schnurrhaaren beugte sich zu mir herab, und ein sardonisches Lächeln umspielte seine verschorfte, feiste Visage.
    »Das ist dein Ende, Kleiner!« sagte er in einem sehr tiefen Baß, der mich an das Gebrumm schwarzer Schauspieler in Drogenmafia-Filmen erinnerte.
    Statt ihm eine Antwort zu geben - vielleicht: »Ich kann euch zeigen, wo es sagenhaftes Dosenfutter zu kaufen gibt!« - fragte ich mich nun zum x-ten Mal, weshalb ich diese blödsinnige Flucht angetreten hatte. Ich hätte jetzt schon längst aus der Narkose aufgewacht sein können, hätte im Spiegel meine neue windschnittige Anatomie bewundern, danach ein herzhaftes Mahl einnehmen und ein neues Dasein ohne lästigen Sexterror beginnen können. Verflucht, ich hätte weiterleben können! Doch vor allen Dingen hätte ich mich an meinen wohlbewährten Schopenhauer halten können, der die Brisanz von unüberlegten Lebensentscheidungen vortrefflich durchschaut und solche Minderbemittelten wie mich schon vor mehr als einem Jahrhundert ermahnt hatte: »Wenn auch die schlechten Streiche erst in jener Welt gebüßt werden, so doch die dummen

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