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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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sei nebenbei erwähnt, daß mein Gesicht danach etwa so aussah, als habe jemand sein Farbspray daran ausprobiert.
    »E-E-Entschuldige, Francis, aber das ist das A-A-Absurdeste, was ich je gehört habe ...«
    »Bevor du vor Lachen auseinanderbrichst, Ambrosius, eine simple Frage: Wurde je ein Wilder Opfer des Mörders?«
    »Nein.«
    »Ist es nicht äußerst sonderbar, daß der Schwarze Ritter allem Anschein nach das Hobby pflegt, die Rasse der Spitzohrigen auszurotten, doch ausgerechnet bei den Wilden ein Auge zudrückt?«
    Schlagartig gewann der Schreibtischtäter seine Ernsthaftigkeit zurück, als habe man ihn durch einen Tabubruch brüskiert. Da war es wieder: der fanatische Blick, die weltentrückte Miene, die das Abdriften in geheimnisvolle Dimensionen signalisierte, und die rabenschwarze Verachtung für diejenigen, die an der Integrität der geheiligten Waldgeschöpfe zweifelten. Diese Verachtung kannte ich bereits von Alraunes elitärem Naserümpfen. Ambrosius neigte sich mit dem gestrengen Ausdruck eines Oberlehrers mir zu, so daß unsere Nasen sich beinahe berührten.
    »Nimm's mir nicht übel, Francis, doch nun redest du wie ein Du-Du-Dummkopf! Da ich jedoch weiß, daß du keiner bist, sondern mich nur provozieren willst, möchte ich deine letzte B-B-Bemerkung überhört haben. Und dich ein bißchen über die Felis silvestris aufklären. W-W-Weißt du, mein Freund, es gibt eine Sü-Sü-Sünde, die alle anderen übertrifft. Nämlich die, daß man die O-O-Opfer eines Verbrechens dadurch verhöhnt, indem man sie nachträglich zu Tätern macht. Der Allmächtige hat nur wenige Ma-Ma-Manifestationen seiner Größe und Güte auf Erden hinterlassen. Doch noch weniger Angehörige der wi-wi-wilden Rasse. Und von T-T-Tag zu Tag werden sie weniger. Es enttäuscht mich zu hören, daß du dieselben gemeinen V-V-Vorurteile pflegst, die Menschen schon seit Jahrtausenden über unsere wilden Verwandten verbreitet haben. ›Unvergleichliche Grausamkeit‹, ›überschäumende Wut‹, dies waren noch die nettesten A-A-Attribute, mit denen die Herren der Schöpfung die Wilden von jeher belegten. Zu ihrer schnellen Au-Au-Ausrottung haben natürlich die Reformen der Forstwirtschaft beigetragen, die seit Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die Wä-Wä-Wälder, die damals noch den Charakter von Urwäldern hatten, nach und nach zu reinen, räumlich genau eingeteilten Beständen von Mo-Mo-Monokulturen machten. In solchen Gebieten bedeutete das Auslöschen jeder beliebigen Tierart keine Schwierigkeit. Wenn das Paradies stirbt, Francis, sterben auch die E-E-Elfen, und mit ihnen Gott. Es ist aber erstaunlich, wie stark auch wir inzwischen mit solchen gefährlichen, die wahren Mechanismen der Na-Na-Natur völlig verkennenden Menschenparolen wie ›Kampf den Schädlingen‹ infiziert sind. Widerstehe diesen verwerflichen Phantasien, Francis. Die Wi-Wi-Wilden sind nicht die Mörder, sie sind die Ermordeten! Würde sich ein Wilder an irgendeinem Leben, das außerhalb seines Beuteschemas liegt, vergreifen, würde ihn sein Stamm beim lebendigen Leibe ze-ze-zerfleischen. Allein der Gedanke ist aberwitzig! O nein, Francis, die Wilden sind der Wald, und er sch-sch-schenkt ihnen genug Nahrung. Fragt sich nur, wie lange noch.«
    Er schien jetzt Tränen in den Augen zu haben, so erschüttert war er von seiner eigenen Rede.
    »Sie werden de-de-demnächst gen Skandinavien ziehen, weil dort die Wälder ertragreicher sind und es mit dem Naturschutz besser bestellt ist. Aurelie, die Stammesführerin, wird im So-So-Sommer den Startschuß geben. I-I-Ich versuche, ihnen, soweit es in meinen Kräften steht, zu helfen, indem ich die alten Sa-Sa-Satellitenbilder auswerte und günstige Routen aufspüre. Na-Na-Natürlich im geheimen, wenn Diana ihre langen Spaziergänge u-u-unternimmt. Meine Ergebnisse teile ich Aurelie bei konspirativen Treffen mit. Ich hoffe, sie werden es schaffen und dort im Norden optimale Le-Le-Lebensbedingungen finden.«
    »Du hast mich völlig mißverstanden, Ambrosius«, sagte ich nach der moralischen Keule kleinlaut. Selbstverständlich war der Verdacht gegen die Wilden nichts weiter als eine Hypothese gewesen, obgleich Alraunes Antipathie gegen uns Domestizierte und ihr befremdliches Verständnis für die Grauenstaten des Schwarzen Ritters mich doch aufhorchen ließen.
    »Bitte, erspare dir und mir das Klischee vom feinen Stadtpinkel, der in den Kreaturen der Wildnis entweder dumme Tölpel oder gefährliche Ungeheuer sieht, doch von

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