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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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des Schwarzen Ritters, damit ihr guter Ruf keine Schmutzflecken abbekam. Wahrscheinlich arbeiteten sie mit einem Verbündeten in der Tageswelt zusammen. Und mich hatten sie ebenfalls für ihre verderblichen Zwecke instrumentalisiert. Je intensiver ich hier draußen die Ermittlungen betrieb und mich in Irrungen und Wirrungen verlor, desto weiter rückte der Verdacht von ihnen ab. Scham, aber auch unheimliche Wut mischten sich in meine Versagensgefühle: Noch nie in meinem Leben war ich so übertölpelt worden!
    »Eine andere Frage: Wie kommt man als Kanadaluchs von Kanada in diese Umgebung?«
    »Per Flugzeug.«
    »Da ihr Luchse wohl keine eigene Airline betreibt, gehe ich davon aus, daß das Ganze mit deinem merkwürdigen Namen zusammenhängt.«
    »Richtig geraten. Sagt dir der Begriff ›Auswilderung‹ etwas?«
    »Soweit ich weiß, ist das der Fachausdruck für die Wiederbesiedlung einer Naturlandschaft mit Tierarten, die einst in diesen Gebieten heimisch waren, aber inzwischen ausgerottet wurden. Die Menschen möchten wieder echte Tiere in ihrem Öko-Disney-Land sehen. Meistens geht es schief.«
    »Ja, meistens geht es schief«, sagte er schwermütig, tat einen Schritt zum Ausgang der Höhle und drehte mir den Rücken zu. »Ich war Nummer acht in der achtköpfigen Gruppe. Sie erwischten uns mit Betäubungsprojektilen und verfrachteten uns dann über den Luftweg hierher. Erst wurden wir eine Weile in einer gigantischen Käfiganlage gehalten, damit wir uns akklimatisieren konnten. Ein tödlicher Witz, spürten wir doch gleich zu Beginn, daß unsere Hauptnahrungsquelle in diesem Waldtyp so gut wie gar nicht vorhanden war. Wir ernährten uns fast ausschließlich von Schneeschuhhasen. Auch Wald- und Schneehühner, auf die wir im Notfall zurückgreifen, existieren in diesem Kulturwald fast überhaupt nicht. So war unser Schicksal bereits bei unserer Ankunft besiegelt. Nachdem sie uns in die Freiheit entlassen hatten, versuchten wir uns eine Zeitlang mit Wühlmäusen, Flughörnchen und Hirschkälbern über Wasser zu halten. Aber es reichte nicht. Zwei Weibchen verhungerten elendig im Winter. In unserer Not überfielen wir das Vieh der Bauern, worauf sie drei aus unserer Gruppe erschossen. Wir übriggebliebenen drei verloren uns irgendwann aus den Augen, ohne daß Nachwuchs gezeugt wurde. Wir hatten uns einfach geweigert, weiteres Elend auf die Welt zu setzen, nur damit irgendwelche vermeintlichen Naturfreunde ihr Plansoll erfüllten, um nachher Auszeichnungen und Orden als professionell gute Menschen zu erhalten. Wir sind durchaus in der Lage, unsere Vermehrung zu regulieren, was man vom Menschen nicht gerade behaupten kann. Obgleich er die Erde schon abermilliardenfach bevölkert, kann ihn kein Desaster abschrecken, schier heuschreckenhaft häßliche Duplikate seiner selbst zu reproduzieren. Wie dem auch sei, ich jedenfalls blieb im Wald als einziger zurück. Und da mir keine Konkurrenten mehr das Terrain streitig machten, verbesserte sich die Jagdausbeute.«
    »Aber du bist einsam«, sagte ich mitfühlend. Er wandte sich mir zu, und ich sah, daß ihm Tränen aus den Augen rannen.
    »Stimmt, Francis, ich bin der einsamste Luchs auf Gottes Erden. Ob ich eine Hungerphase durchstehe oder einen tollen Jagderfolg feiere, stets tue ich es allein. Nie spüre ich den heißen Atem eines Weibchens an meiner Wange, und nie blickte ich in die strahlenden, erwartungsvollen Augen meiner Kinder. Ich weine alleine in der Nacht, und wenn ich lache, ist es das Lachen eines Wahnsinnigen, der, von allen verlassen, über sein grauenhaftes Schicksal nur noch irre lachen kann. Ich sehne mich nach meinen Brüdern und Schwestern, Francis, mehr als nach dem Leben. Der Tod soll mir willkommen sein, wenn ich nur vorher einem Wesen mit schwarzen Haarbüscheln an den Ohrspitzen begegnen und es fauchend begrüßen darf. Die Höhle wäre ideal für einen Wurf von vier Jungen gewesen, und ich hätte alles in meiner Macht Stehende unternommen, sie und die Mutter durchzubringen. Aber es war vorherbestimmt, daß dieser Ort für mich eine Isolationszelle sein sollte und der Wald da draußen der einsame Gefängnishof. Ich verfluche die Menschen, die mir, meiner Rasse das angetan haben. Ich verfluche alle Menschen. Und ich verfluche ihren Gott, der sie erschaffen hat. Die einzige Möglichkeit, wie er seine Existenz unter Beweis stellen könnte, wäre, sie mit Stumpf und Stiel wieder auszurotten. Weißt du, was die Welt dann wirklich sein würde,

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