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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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zwischen den Eisstücken vergraben. Ich war außerstande, Adrian oder wem auch immer zu antworten.
    Es hätte mich nicht gewundert, wenn Adrian in Anbetracht dieses Massengrabs nun auch einen Beinahezusammenbruch erlitten, wenn zumindest der Schrecken sich ihm in sein hübsches Gesicht gegraben hätte. Viele Varianten einer emotionalen Reaktion hätte ich für möglich gehalten, nur nicht, daß sich auf ebendiesem Gesicht nichts als Erleichterung ausbreitete, als er das Ergebnis meiner Schürfarbeit erblickte. In meinem Leben hatte ich beachtliche Formen von Abgebrühtheit kennengelernt, doch Adrians Verhalten durchbrach locker den obersten Wert der Skala.
    Langsam fand ich meine Sprache wieder, wenn auch nur stockend und unter Schluchzern.
    »Massenmord ...« sagte ich, immer wieder : »Massenmord ... Massenmord ...«
    »Ach, Francis, nun krieg dich wieder ein«, erwiderte Adrian so ungerührt, als unterhielten wir uns über den Wetterbericht. »Ich hab dir schon gesagt, daß niemand ermordet worden ist.«
    Nun machte er sich über die Opfer auch noch lustig!
    »Ach nein? Woran sind diese armen Teufel denn gestorben, an deinem Zynismus vielleicht?«
    Die Unbekümmertheit verschwand aus seinem Gesicht, und plötzlich machte er einen tieftraurigen Eindruck.
    »Nein, Francis, nein«, sagte er und seufzte. »Sie sind an Altersschwäche gestorben.«
    »Wie bitte?«
    »Ja. du hast richtig gehört. Altersschwäche, Genauer: vorzeitige Vergreisung. Kannst du mit dem Begriff etwas anfangen?«
    Und ob ich das konnte. Denn es erinnerte mich an die Worte des in Windeseile gealterten Dressman aus meinem Albtraum: »Aber was ist, wenn das Altern nur einige Atemzüge währt und keine Zeit bleibt für das Sammeln von glücklichen Momenten? Was ist, wenn das Leben im Zeitraffer an dir vorbeirauscht und dein Körper ebenfalls in dieser teuflischen Geschwindigkeit verfällt? Vorzeitige Vergreisung, sagt dir das etwas? Ist das überhaupt noch ein Leben? Und was sind das für grausame Götter, die ein derart kurzes Leben erschaffen und dulden?«
    Ich hätte von Anfang an auf meinen Instinkt hören sollen, der schon so oft in Gestalt prophetischer Träume zu mir gesprochen hatte. Aber ich hatte lieber auf kleinkarierte Logik vertraut als auf diese vielsagende Vision. Nun jedoch würde alles anders, denn eher würde ich Adrian eigenpfotig ermorden, als ihn hier hinausmarschieren zu lassen, bevor er nur nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte.
    Wie es schien, brauchte es diese Drohung nicht, um mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich hatte nämlich das Gefühl, daß er jetzt endlich bereit war, die Beichte abzulegen.
    »Du meinst, all die hier Verscharrten sind an Altersschwäche gestorben?«
    »Ja, Francis. Ich bin mit ihnen aufgewachsen und habe mit eigenen Augen ansehen müssen, wie sie durch die verschiedensten Altersleiden das Zeitliche segneten. Das Grausame daran : Der Älteste unter ihnen war gerade mal ein Jahr alt!«
    Er kam zu mir, setzte sich neben mich und starrte gedankenverloren auf die Unzahl steifgefrorener Toten.
    »Ich habe dir viele Lügen erzählt, Francis. Aber es steckte auch immer ein Körnchen Wahrheit darin. Und ob du es mir abnimmst oder nicht: Auch ich bin Detektiv, der Detektiv meines eigenen Schicksals. Ich sagte, daß Agatha und Dr. Gromyko als Molekularbiologen in Asien eine Bio-Tech-Firma für die Weiterentwicklung von Impfstoffen gegen tropische Krankheiten betrieben hätten. Die eine Hälfte stimmt, die andere nicht. Die beiden sind wirklich geniale Molekularbiologen. Und sie betrieben tatsächlich Forschungen in dieser Region, aber nur deshalb, weil man dort im Gegensatz zu hier bei fragwürdigen Experimenten gern ein Auge zudrückt. Animalfarm finanzierte ihre Projekte. Den Eintritt in die wunderbare Welt der Genetik ließ sich der Konzern eine Milliarde Dollar kosten. Maximilian Hutchkins ist ein Mann, der mehr will als Schweine mit Mais abzufüttern. Er strebt die Weltherrschaft auf dem Tierfuttermarkt an. Und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Eine Marktanalyse kam v or J ahren zu dem Ergebnis, daß fast doppelt so viele Menschen sich ein felines Haustier zulegen würden, wenn ihr Immunsystem nicht allergisch auf unser Fell reagierte. Gott hat bei der Schöpfung seiner Kreaturen schlampig gearbeitet – er hat nicht an die Aktienkurse gedacht! Die Zweibeiner beten unser Wesen und unsere Schönheit an, aber ein nicht geringer Anteil von ihnen leidet unter Niesreiz, laufender Nase, geröteten Augen,

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