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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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hat für den Filius da oben in der alten Porzellanmanufaktur sogar ein provisorisches Krankenhaus herrichten lassen. Was aber Fabulous angeht – nun ja, sie hat überhaupt keinen Sohn!«
    »Ist ja gut, Francis«, sagte das ältere Früchtchen, und diesmal war ihr Ausdruck weder besorgt noch tragend, sondern nur voller Mitleid. »Das ist doch kein Grund, sich so aufzuregen. Es gibt, wie ich meine, zwei mögliche Erklärungen. Entweder haben sowohl dieser Hutchkins als auch Fabulous einen kranken Sohn, oder sie hat uns angeflunkert und ist in Wahrheit aus einem ganz anderen Grund traurig.«
    »Das letztere scheint mir eher der Fall zu sein. Ich habe nämlich das Gefühl, daß Fabulous das Flunkern berufsmäßig ausübt.«
    »Können wir jetzt weitergehen?« sagte die andere. »Meine Pfotenballen verwandeln sich schon in Eiswürfel!«
    »Klar.«
    Ich tat drei Schritte vorwärts, um dann wieder zu stoppen.
    »Eine Frage noch: Habt ihr Fabulous' kranken Sohn schon einmal zu Gesicht bekommen?«
    Die beiden machten den Eindruck, als bereuten sie inzwischen, die Lotsendienste des ehrenwerten Gentleman in Anspruch genommen zu haben,
    »Nein«, antworteten sie im Chor.
    »Hat ihn überhaupt jemand zu Gesicht bekommen?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte die Ältere und schnaufte schwer. »Francis, wir sind an diesem Kranker-Sohn - Klatsch nicht annähernd so interessiert, wie du es anscheinend bist. Fabulous tut uns nur leid, weil sie immer so schwermütig ist. Wir wollen unserer Freundin ein wenig Trost spenden, weiter nichts.«
    Zehn Minuten später lieferte ich die beiden an der verschnörkelten Steinbrüstung eines Balkons ab. Er ragte aus der Hochparterrewohnung am rückwärtigen Teil eines stattlichen Altbaus hervor. Ein Blick durch die Glastüre ins Innere reichte, um festzustellen, daß hier nicht gerade die bevorzugte Kundschaft der staatlichen Fürsorge ihre Zelte aufgeschlagen hatte. Ein behaglich lodernder Kamm beschien ein im antiken Stil eingerichtetes Wohnzimmer. Eine junge Blondine in einem blauen Kostüm, die eine Zigarette rauchend im Raum auf und ab ging und sich bestimmt schon ernste Sorgen um ihre Lieblinge gemacht hatte, bemerkte uns und kam erleichtert herausgelaufen. Mit einem Gezwitscher, das zwischen Wiedersehensfreude und nicht sehr ernst gemeintem Geschimpfe schwankte, umschlang sie mit beiden Händen meine Begleiterinnen am Bauch und zog sie ins Warme.
    »Noch eine allerletzte Frage«, rief ich den Glückspilzen hinterher, bevor sich die Glastüre schloß. »Hat Fabulous je den Namen ihres Sohnes erwähnt?«
    »Nein«, sagte die Jüngere.
    »Doch«, widersprach die Ältere. »Ich glaube, sie sagte irgendwann einmal, daß er Max heiße. Bis bald, Francis!«
    Max ... Wenn der Herr Sohn, gleichgültig wessen Sohn, wirklich so hieß, dann stand nur erneut harte Kombinationsarbeit bevor. Schon wieder mußte ich zusehen, wie eines meiner so mühevoll errichteten Hypothesengebäude zusammenbrach. Max – natürlich erinnerte ich mich an diesen Namen: Er war in geschwungener Schrift auf der goldenen Plakette eingraviert, die über der Tür jenes riesigen Käfigs hing. Fabulous hatte also auch da gelogen, als sie sagte: »Maximilian befaßt sich nicht allein verstandesmäßig mit der geschundenen Kreatur. Er will ihr Leid auch ganz konkret erfahren. Deshalb wechselt er bisweilen die Seite und bleibt tagelang in diesem speziell für ihn angefertigten Käfig ...« Welche Schlüsse allerdings aus diesem seltsamen Detail zu ziehen waren, mochten allein der liebe Gott und jener geheimnisvolle Max wissen. Und wenn Fabulous je einen Sohn geboren hatte, der die Größe eines Menschenbabys besaß, dann wollte ich künftig Garfield heißen!
    Ich grübelte weiter, doch spürte ich nun, wie meine Kräfte zusehends erlahmten. Es war wirklich an der Zeit, nach Hause zurückzukehren, den Napf leerzuschlingen und auf Gustavs Fesselballonbauch eine Mütze Schlaf zu nehmen.
    Es dauerte nicht lange, und ich stand auf der Fensterbank vor unserer Toilette, das Fell mit kleinen Eiszapfen bestückt und, um es multikulturell auszudrücken, hundemüde. Bei dem unerhörten Glück, das mir heute widerfuhr, war das Fenster natürlich geschlossen. Ich sah Gustav hinten in seinem kleinen Arbeitszimmer vor dem Computermonitor hocken. Wie ein Berserker hackte er mit seinen Wurstfingern auf die Tastatur ein. Wenn dieser Hirnamputierte mit seiner Internet-Horoskopie auch nur eine Dose Futter für mich erwirtschaftete, dürfte er künftig

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