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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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darunter:
    www.animalfarm.com
     
     
    Ein Fernsehaffe im karierten Anzug und mit Hornbrille trat von rechts ins Bild, worauf sich der Kamerafokus von dem Plakat im Hintergrund zu ihm verlagerte, und lächelte den Zuschauer vielsagend an. Dann sprach er in ein gelbes Mikrofon mit einem fußballgroßen Schaumstoffschutz. Er redete über die Befindlichkeit von Geschöpfen, deren Namen dem Menschen von heute geläufiger sind, als die seiner Tanten und Onkel: MICROSOFT hatte Schluckbeschwerden, SAP lag auf dem Sterbebett, DAIMLER CRYSLER war gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden, SIEMENS mit schweren Kreislaufbeschwerden eingeliefert, man dokterte immer noch am Krebs von HEWLETT PACKARD herum ... Der Mann schoß seine weltbewegenden Infos wie Maschinengewehrsalven ab und gab zu jeder Patientenakte seinen Senf dazu.
    Plötzlich hellte sich seine Miene auf, und sein tadelloses Porzellangebiß funkelte im Licht des Scheinwerfers. Er vollführte mit dem rechten Arm eine gönnerhafte Bewegung in Richtung des Plakats.
    »Ja, meine Damen und Herren, Sie sehen es hinter mir, da will Animalfarm im neuen Jahr ein großes Faß aufmachen. Hier kursieren die wildesten Gerüchte, mit welcher Art von Produkt der angeschlagene Konzern wieder aufs Siegertreppchen zurückkehren will. Wie allgemein bekannt, hat Animalfarm in den letzten Jahren schwere Gewinneinbrüche zu verkraften gehabt. So viel rote Tinte konnte das Management gar nicht besorgen, wie es rote Zahlen zu schreiben galt. Hahaha! Irgendwann zog man die Notbremse und wechselte die komplette Führungsriege aus. Ein neuer Kapitän kam an Bord, und der ist schweren Seegang gewohnt. Maximilian Hutchkins ist der Kapitän Ahab der Finanzwelt, und wenn Sie mich fragen, ähnelt er diesem auch äußerlich. Hahaha! Seit seiner Ernennung zum unumschränkten Herrscher hat er den Riesentanker Animalfarm radikal umgebaut und sich von unrentablen Firmenteilen getrennt. Vor allem aber forciert Hutchkins die Entwicklung von Produkten, die für den Markt der Zukunft bestimmt sind, ohne das traditionelle Segment der Futtermittelherstellung aus den Augen zu verlieren. So viel sickerte schon durch: Anstatt wie bisher nur Tiere zu füttern, werden die Animalfarmer am zehnten Januar 2003 der Öffentlichkeit selbst ein Tier vorstellen. Man munkelt, daß es sich dabei um ein Haustier – Insidern zufolge dem Haustier der Zukunft – handeln soll. Dieses Tier mit dem Produktnamen MAX01 ist anscheinend das Ergebnis jahrelanger geheimer Forschung, wobei jedoch weniger Zuchtexperten denn hochrangige Genetiker Geburtshelfer gespielt haben dürften. Um was für eine Art von Tier es hierbei geht, ist völlig geheim, ebenso, weshalb man bei Animalfarm so fest daran glaubt, daß man es im industriellen Maßstab vermarkten kann. Na, hoffentlich liegt da nicht ein Werwolf unter dem Weihnachtsbaum. Hahaha! Wie wir in den letzten Wochen beobachten konnten, ist jedenfalls durch diese Indiskretionen der Kurswert des Konzerns um sage und schreibe siebzig Punkte in die Höhe geschossen ... «
    Das perfekte Haustier ... Sie hatten das perfekte Haustier produziert ! Während des ach so witzigen Vortrags war mir das Blut in den Adern gefroren. Ich atmete stockend, und Schübe von Übelkeit suchten mich heim. Meine Phantasie überschlug sich vor düsteren Visionen und präsentierte mir das Bild einer Welt, bevölkert mit Tausenden, Abertausenden, Millionen von ... MAX01. Dennoch konnte kein Entsetzen der Welt so mächtig sein, daß es meinen altertümlichen, aber verläßlichen Frageapparat dazu bringen könnte, seinen Dienst einzustellen. Und so fragte ich mich erneut: Wie sieht das perfekte Haustier aus? Wie ein Hund, der wie ein Abbild Goofys daherkommt, damit die Kinder ihn leichter ins Herz schließen können? Oder wie ein Pferd, das während des Trabens Countrysongs trällert? Oder ging es am Ende wirklich um ein bizarres Wesen mit einem Stand-by-Gen, das seinem Besitzer erlaubt, es bei Bedarf einfach auszuknipsen?
    Nein! sagte mir der Apparat auf der anderen Seite meines Schädels, der für die Antworten zuständig ist, ebenfalls recht zuverlässig. Nein, Francis, nein, das perfekte Haustier ist eine Mischung von allem. Denk darüber nach, was die Menschen an einem Tier besonders mögen. Seine Wildheit? Zu gefährlich. Was ist, wenn es tritt oder beißt? Seine Natürlichkeit? Kein Mensch will in eine auf seinem teuren Parkett schwimmende Urinpfütze treten oder im Eßzimmer den strengen Geruch eines Esels

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