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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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inhalieren. Seine animalische Schönheit? Süße Kinderfratzen wärmen das Herz des Menschen nachhaltiger, das menschliche Auge ist darauf geeicht, daß es eine Bulldogge nicht gerade als ästhetisch empfindet. Was bleibt also übrig, was ist des Menschen bester Freund? Ein Freund, für den man einen hohen Preis bezahlen würde, dem man die kostbarsten Delikatessen spendieren und dem man die beste Pflege, die luxuriösesten Pflegeprodukte zukommen lassen würde ...
    Plötzlich fiel der Groschen, und ich sah, wie sich die Rätselwolken vor mir so wunderbar auflösten wie nach einem Kurzgewitter über einem klaren Bergsee. Ich muß gestehen, daß die Initialzündung durch die Erinnerung an Maximilians Schreibtischschmuck in Gang gesetzt wurde: die vielen Wolpertinger, aus Gliedern unterschiedlicher Tiere zusammengesetzte Phantasiewesen, welche eigentlich zum Lachen provozieren sollten. Nun, da ich die wirkliche Antwort kannte, blieb mir das Lachen im Halse stecken.
    Der beste Freund des Menschen war nicht, wie allgemein angenommen, der Hund, sondern der Mensch! Und deshalb war das perfekte Haustier für einen Menschen ebenfalls ein Mensch. Da aber der Mensch sich im tiefsten Grunde seines Herzens selber haßte, seine Eltern, seine Verwandten, seine ihm nur im Rausch des Liebestaumels erträglich erscheinenden Geschlechtspartner, seine ihn enttäuschenden Kinder, seine ihm entweder unter- oder überlegenen Freunde, gab er seine überschüssige Liebe an uns weiter, an die Tiere. Wir waren nur Ersatz, aber ein schlechter Ersatz! Wir verstanden ihn nicht richtig, und er verstand uns nicht. Er war Mensch, wir waren Tier ... Ja, letzten Endes brauchte der Mensch angesichts des durch seinesgleichen verursachten Mißvergnügens einen ihn liebenden Menschen in Tiergestalt – mit hundertprozentig menschlichen Eigenschaften.
    Es handelte sich bei Maximilians und Fabulous' krankem Sohn um ein und dieselbe Kreatur, eine sogenannte Chimäre, ein Mischwesen, ein Tier, durchsetzt und vermischt mit menschlichen Genen! Dank Agathas und Dr. Gromykos Zauberkünsten. Adrian war in der Tat ein miserabler Detektiv gewesen. Sein eigenes Unglück hatte ihn blind gemacht gegen das Ungeheuerliche, das Unaussprechliche, das sich hinter den Experimenten mit den hypoallergenischen Tieren in Wahrheit verbarg. Seine Halter waren im Auftrag von Animalfarm einen Schritt weiter gegangen, und doch waren sie, so wie es schien, an dem gleichen Problem gescheitert wie bei den Experimenten zuvor. Animalfarm wiederum hatte ebenfalls ein gewaltiges Problem, denn es mußte wegen des fallenden Aktienkurses auf die Schnelle ein Produkt aus dem Hut zaubern, welches der Finanzwelt den Innovationswillen des Unternehmens bewies. Obwohl Maximilian Hutchkins wußte, daß es sich bei Max um einen unausgereiften, im wahrsten Sinne des Wortes zum Tode verurteilten Prototyp handelte, mußte er ihn auf Biegen und Brechen so bald wie möglich das Licht der Öffentlichkeit erblicken lassen. Die Sache mit der vorzeitigen Vergreisung würde man irgendwann und irgendwie schon in den Griff kriegen, schien er zu glauben. Auf den Prototyp würden andere, verbesserte Typen folgen. Es ging einzig und allein um die Botschaft an den Konsumenten: YOU ARE THE ANIMAL! Dem Haustier ist mehr als ein gewöhnliches Haustier, es ist das perfekte Haustier, es ist wie du!
    So weit, so schlecht. Der gute Maximilian hatte jedoch die Rechnung ohne das Produkt gemacht, ohne Max. Die Chimäre, das Monster, war seinen Schöpfern entlaufen, vermutlich während seiner Überführung mit den anderen Versuchskaninchen von Asien nach Europa. Und damit nicht genug. Max entpuppte sich als ein unartiges Monster, das sich nicht damit begnügte, sein Leid still zu ertragen und sich ansonsten seiner neu gewonnenen Freiheit zu erfreuen. Da man ihm die DNA-Abschnitte, die ihn zum Tier prädestinierten, bis auf Äußerlichkeiten entfernt hatte, war sein Schicksal mit dem des Menschen verbunden, und zwar auf Gedeih und Verderb. Es haßte seine Schöpfer, weil sie es zu einer solch grotesken Existenz verurteilt hatten, und doch fühlte es eine unwiderstehliche Affinität zu ihnen. Deshalb trieb es seinen Schabernack mit ihnen, wollte sie und ihre Verbrechen vor aller Welt bloßstellen. Dabei instrumentalisierte es die Vertreter seiner anderen Hälfte, die Tiere, die Felidae für seine Zwecke und inszenierte mit den Leichen aus Gromykos Kühltruhen ein makabres Theater. Wer konnte schon sagen, wie viele Leichen es

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