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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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gebraucht werde.«
    »Ich sollte wohl darauf etwas Geistreiches erwidern. Aber mich beschäftigt eine andere Sache. Dich mag vielleicht nichts wundern, Adrian. Doch mich wundert es um so mehr. Nämlich, daß du meine Fragen alle so brav beantwortet hast.»
    »Was meinst du damit?«
    In dem roten Wollbündel schien erneut der Zorn aufzusteigen. Die Haare richteten sich langsam wieder auf, und das feindselige Gesicht kehrte zurück.
    »Nun, noch vor einer halben Stunde gabst du den Unnahbaren, dem sogar sein Name abgerungen werden mußte. Und jetzt erzählst du mir freiwillig deine halbe Lebensgeschichte. Kann es sein, daß du mich mit wertlosen Informationen abspeisen willst?«
    Er trat einen Schritt auf mich zu, und ich bemerkte, daß er dabei ganz leicht die Krallen ausfuhr.
    »Francis, ich sage es dir zum letzten Mal: Wir haben hier momentan nicht die rechte Muße fürs Detektivspielen. Wenn du mit deiner dir offenkundig grenzenlos zur Verfügung stehenden Zeit nichts anderes anzufangen weißt, als durch die Gärten zu hüpfen und irgendwelche Hypothesen über herumliegende Kadaver anzustellen, so wünsche ich dir dabei viel Spaß. Aber verschon mich bitte mit diesem Kriminal-Tango-Quatsch!«
    »Du kanntest den Toten, nicht wahr?«
    »Wie bitte?«
    »Er stammt von hier! Du wußtest, wer und wie alt er war.«
    Meine ins Blaue hinein angestellte Mutmaßung traf Adrian wie ein Dampfhammer. Seine Augen weiteten sich, der Mund öffnete und schloß sich mehrfach, ohne daß daraus ein Laut hervorkam, und sein Körper wurde von einem leichten Beben heimgesucht. Ein Glückstreffer mit ungeahnter Wirkung. Nach einer Weile hatte er die Fassung halbwegs wiedererlangt, kam ganz dicht an mich heran und drückte seine Stirn gegen die meine. Ich konnte den Haß, der wie übler Schweiß aus seinen Poren emporzusteigen schien, geradezu riechen. Nicht daß mir seine Kräfte Angst einflößten. Denn im Gegensatz zu den Menschen schaut es bei uns in Sachen Kräftemessen zwischen Jung und Alt ein wenig anders aus. Der Ältere, der schon etliche Kämpfe ausgefochten hat, über eine bessere Technik des Bluffens verfügt und wirkungsvoller austeilen kann, ist gegenüber dem Jüngeren fast immer im Vorteil. Da darüber hinaus bei uns der körperliche Verfall erst unmittelbar vor dem Tode einsetzt, haben die Jüngeren in handgreiflichen Situationen mehr Grund, sich vor den Alten zu fürchten. Dennoch spürte ich, daß Adrian nun zu einer Kurzschlußreaktion neigte. Schwer zu sagen, ob ich dann die Lage mit meiner eleganten Kampftechnik würde unter Kontrolle halten können.
    »Verschwinde endlich, Francis!« sagte Adrian. »Sonst vergesse ich noch meine guten Manieren.«
    »Du ahnst wohl selber, daß da drin nicht alles mit rechten Dingen zugeht, was, Freundchen? Ärgerlich für dich, aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Ist dir auch schon aufgefallen, daß die Sorte Kordel, die den Hals des Toten schmückt, auch den Baldachin deiner verehrten Agatha ziert?«
    »Purer Zufall. Derartige Kordeln finden sich in dieser Gegend in fast jedem Haushalt.«
    Unsere Augen befanden sich nun nur wenige Millimeter voneinander entfernt, und beide starrten wir in den dunklen Abgrund des jeweils anderen.
    »Ich wußte, daß du das sagen würdest. Vermutlich hast du für die hübschen Kühltruhen da hinten auch eine erstklassige logische Erklärung.«
    Sein Blick blieb auf meinem fixiert; er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Wir sind hier über dreißig Tiere. Und man hat es sich in diesem Haus zur Maxime gemacht, uns den widerlichen Dosenfraß zu ersparen. In den Kühltruhen wird Frischfleisch aufbewahrt, das jede Woche geliefert wird. Sonst nichts! Willst du auch noch den Lieferschein sehen?«
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Dr. Frankenstein besitzt zwei medizinische Kühltruhen mit Sicherheitsschlössern, um darin euer Freßchen aufzubewahren? Und was ist mit dem ganzen Instrumentarium dort drüben? Benötigt er es etwa, um das Fleisch zu Gulasch zu verarbeiten?«
    »Jetzt langt's mir aber!« brüllte Adrian und stürzte sich wie von einem Katapult abgeschossen auf mich. Ich sackte nach hinten, während ich schmerzlich seine Krallen in meinem Pelz spürte. Dabei stießen wir das übliche markerschütternde Gejaule aus und ließen die Hinterpfoten wie Kampfmesser rotieren. Zwei aneinander gequetschten Teigstücken gleich kugelten wir über die Terrassenbretter, wobei umherfliegende Wolken ausgerissener Haare mit den Schneeflocken

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