Felidae 4 - Das Duell
Francis, bis jetzt hielt ich dich trotz deiner wirren Gedankeng ä nge für einen Mann der Logik, wenn auch für einen ziemlich alten Mann. Aber jetzt kann ich dir überhaupt nicht mehr folgen.«
»Vielleicht doch, Adrian. Gib dir ein bißchen Mühe, streng dein ach so junges Gehirn an. Stell dir vor, es existieren in asiatischen Ländern sogenannte Farmen, in denen unsereiner seines Fells wegen gefangen gehalten, gequält und ermordet wird, damit die Pelzindustrie Material zu Schleuderpreisen erhält. Zum Beispiel für Rheumadecken oder ...«
»Rheumadecken?« sagte Adrian wie zu sich selbst und legte das Gesicht in Falten, »In Zusammenhang mit uns? Das erinnert mich doch an irgend etwas!«
Er drehte sich plötzlich auf dem Absatz um und steuerte die Wendeltreppe an.
»Folgt mir!« beschied er kurz.
Ich wußte zwar nicht, was für eine Finte er jetzt schon wieder vorbereitete, aber da die Gesellschaft um mich herum anscheinend auf Sensationen aus war und ihm mit aufgeregtem Geraune folgte, blieb mir nichts anderes übrig, als mich der Mehrheit zu beugen. Wir stiegen die Treppe hoch und drangen in Dr. Gromykos Reich ein. Von hier oben wirkte der Schneefall draußen noch majestätischer. Er war inzwischen so dicht geworden, daß man die einzelnen Schneeflocken gar nicht mehr voneinander unterscheiden konnte, sondern alles wie einen wabernden Schleier wahrnahm. Dem Himmel fehlten nur noch ein paar Graustufen, um die Farbe der Nacht anzunehmen, und das Wäldchen in der Ferne zeichnete sich nur noch als unheimliche Silhouette ab.
Bis auf das Funzellicht einer kleinen Leseleuchte auf dem Glasschreibtisch herrschte auch in dem mit bronzenen Buddhas und einer tanzenden Shivastatue aus Gußeisen ausstaffierten Raum Düsternis. Die Computermonitore waren eingeschaltet und zeigten, wie am Tag zuvor, wieder Zahlenreihen und psychedelische Muster. Das heißt, bei letzterem konnte ich mich irren. Das, was ich gestern für psychedelische Muster gehalten hatte, erinnerte mich mit einem Male an etwas, das ich bereits gesehen hatte, ohne zu wissen, wo und in welchem Zusammenhang. Auf einem der Monitore waren grünlich leuchtende, wie aus Würstchen zusammengesetzte, verkrüppelte oder arg deformierte Xe auf schwarzem Hintergrund zu sehen. Vielleicht handelte es sich dabei um eine extreme Großaufnahme, wahrscheinlicher jedoch um eine Aufnahme durchs Mikroskop. Dafür jedenfalls sprach das Meßinstrumentarium neben dem Tisch, unter dem sich auch ein Elektronenmikroskop en miniature befand. Manchen Xen fehlte ein halbes Beinchen, andere waren derart mißgestaltet, daß man ihre ursprüngliche Form nur erahnen konnte. Der Monitor daneben präsentierte eine Art Röntgenaufnahme, allerdings von aneinandergereihten Streifen. Diese Streifen unterteilten sich in kurze und lange und helle und dunkle oder völlig schwarze Abschnitte, und das Computerprogramm sorgte dafür, daß sie beständig zum oberen Bildrand wanderten. Natürlich wußte ich sehr wohl, daß all dies mit der Arbeit des sauberen Herrn Dr. Gromyko zusammenhing, und ich wußte auch, daß ich ähnliches schon einmal irgendwo, vielleicht beim Betrachten eines Fernsehberichts, aufgeschnappt hatte. Nur welches Thema betreffend ?
Wie ich gemutmaßt hatte, befanden sich die restlichen Hausbewohner hier oben. Durch unser polterndes Eindringen erwachten sie aus ihrem glücklichen Dämmerschlaf mit Seufzern des Wohlbehagens. Hinter ihnen erstreckten sich meterlange Akten- und Bücherreihen in den ausgedehnten Regalen. Und nicht zu vergessen die zwei doppelflügeligen Tiefkühltruhen hinten in einem dunklen Bereich!
Adrian folgend, stürmten wir die Etage wie eine mit Fellen bekleidete Barbarenhorde Rom. Sogar Kong hatte es sich nicht nehmen lassen, mit Unterstützung von Herrmann und Herrmann die Wendeltreppe hochzuhecheln und in der vordersten Reihe Stellung zu beziehen und dabei ein hochbedeutungsvolles Gesicht zu machen, als sei er immer noch der General der Kommandoaktion .
Adrian, der Unfehlbare, sprang auf den Tisch und begann, wie irre mit der Maus zu hantieren und dann mit den Pfoten auf die Tastatur zu hämmern. Ich erkannte sofort, daß er eine Verbindung mit dem Internet herstellte. ( 3 ) Nachdem das geglückt war, sah er mit leicht zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm und bewegte dabei die Lippen, ohne einen Laut von sich zu geben. Dann löste sich seine Anspannung in Wohlgefallen auf.
»Bla bla bla ... ach, hier steht es ja! Hab mich also doch nicht
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