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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Vielleicht hat er ja nie stattgefunden, sondern ist nur eine manipulierte Information in unserem Kopf. Oder aber es ist so, wie du es beschrieben hast: Wir sind nur Marionetten, die dazu verurteilt sind, bereits Geschehenes exakt rückwärts zu wiederholen. Wenn dem aber so ist, wenn wir also nicht die willentlichen Gestalter unseres Lebens sind, sondern bloß zombiehafte Ausführende eines längst festgelegten Drehbuchs, wer hat dieses Drehbuch dann geschrieben? Wir selbst können es ja schlecht gewesen sein.«
    Wieder hatte er recht. Aber er schoss über das Ziel hinaus. Denn so verblödet war ich noch nicht, dass ich seinen Schlussfolgerungen nicht hätte stets einen Schritt voraus sein können. Oder anders ausgedrückt, er hätte es mit der Logik gar nicht erst auf die Spitze treiben müssen. In intellektueller Hinsicht hatte ich mich ja innerlich schon längst geschlagen erklärt.
    Da griff Sancta ein. »Schluss jetzt, Junior!« Sie warf ihm einen giftigen Blick zu, und ihr silbernes Samtgesicht kräuselte sich für einen Moment unvorteilhaft. »Du brauchst deinen armen Papa nicht so in die Enge zu treiben. Ich habe das komische Gefühl, du willst es ihm argumentativ heimzahlen, weil er uns früher an Intelligenz immer überlegen war.«
    »Danke, Sancta«, seufzte ich. »Es verschafft mir unendlichen Trost zu wissen, dass ich früher einmal so eine Intelligenzbestie war.«
    »So habe ich es nicht gemeint, Liebster. Aber du scheinst echt Hilfe zu brauchen. Irgendwie ergibt das, was du redest,
keinen rechten Sinn. Ich habe mich bis jetzt zurückgehalten, weil ich es bei dir gewohnt bin, dass hinter jeder noch so verrückten Idee letzten Endes eine verblüffende Lösung steckt. Doch nun musst du vor dir selbst geschützt werden.«
    »Wie wäre es mit einem hübschen Einbruch in eine Apotheke, und ihr klaut mir ein paar Pillen gegen Altersdemenz?«
    Sie stand auf, begab sich zu mir und rieb sich zärtlich an mir. Dabei leckte sie mit ihrer zarten, feuchten Zunge mein Gesicht ab. Die Masche kannte ich. Gewöhnlich diente sie dazu, mir ein Versprechen abzuringen. Ich hätte vor Junior vor Scham im Erdboden versinken mögen.
    »Erspar uns deine blöden Witze.« Sie knuddelte sich richtiggehend an mich. »Wir werden alle mal alt. Das ist kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Jedenfalls werde ich nicht tatenlos zusehen, wie deine geistigen Kräfte von Tag zu Tag abnehmen und du dich immer verbissener in paranoide Ideen verrennst. Eine Anfälligkeit für Letztere hattest du ja schon immer.«
    »Und wie willst du das verhindern, liebe Sancta? Wollen wir öfters Memory spielen?«
    »Nun, ich kenne da zufällig jemanden, der dir weiterhelfen kann.« Sie hockte sich auf die Hinterpfoten vor mich hin. Auch Junior schien mittlerweile ganz Ohr, trabte näher zu uns und begab sich mit ausgestreckten Vorderpfoten in Liegestellung. »Er hat schon vielen Artgenossen im Revier mit, entschuldige, dass ich das sagen muss, psychischen Problemen geholfen. Ein echter Meister seines Fachs. Sigmund heißt er.«
    »Und der hat die Anti-Demenzpillen?«
    »Nein, Francis, er hat keine Anti-Demenzpillen. Er ist so eine Art Psychotherapeut für unseresgleichen.«
    »Eben meintest du noch, dass meine Aussetzer mit meinem Alter zusammenhängen. Jetzt aber klingt es eher, als ob ich nicht mehr richtig ticke. Was denn nun?«
    »Vielleicht hängt das eine mit dem anderen zusammen.«
    »Aha. Also bin ich alt und verrückt? Das wird ja immer schöner. Sag mal, du hattest doch nicht etwa was mit diesem Sigmund?«
    Sie lächelte ihr berückendes Lächeln. Dabei fuhren ihre schneeweißen Schnurrhaare fächerartig auseinander, und ihre tadellosen Zähne, insbesondere ihre Reißzähne, blitzten mit derartiger Intensität im Sonnenlicht, dass sie einen fast schon blendeten. »Nein, Liebster, nein. Wenn du Sigmund begegnest, wirst du dich sehr schnell fragen, ob der überhaupt je etwas mit einem weiblichen Wesen hatte.«

5
    Der Kerl sollte ziemlich abgelegen hausen. Und ziemlich hoch. Sancta beschrieb mir den Weg dorthin. Ich hatte erwartet, dass sie oder Junior oder beide zusammen mich begleiten würden, und war insgeheim etwas angefressen, als sie sich weigerten. Nun, auf dem beschwerlichen Weg zu meinem künftigen Seelenklempner ging mir allmählich der Grund für ihre Weigerung auf. Obgleich sie in Bezug auf meinen geistigen Verfall klare Worte gefunden hatten, wollten sie offenkundig nicht in die Rolle der Angehörigen schlüpfen, die den

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