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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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abschüssigen Felsen gestützt, damit er nicht ins Tal plumpste. Das Beeindruckendste war die rollfeldlange Holzterrasse, die wie eine Riesenzunge in luftige Höhen ragte und am Rand lediglich von einem wohl nicht ganz ernst gemeinten Drahtgeländer umzäunt wurde. Eigentlich war ich schwindelfrei, aber man müsste mir vorher wirklich hartes Zeug ins Futter tun, damit ich eine Pfote auf diese Terrasse setzte. Von hier oben sah das Tal nämlich nicht mehr wie eine Modelleisenbahn-Landschaft aus, sondern wie die Metropole eines Ameisenstaats.
    Der Rest des Prunkbunkers bestach durch klötzchenartige Ausbuchtungen aus Sandstein, Glas und noch mehr Glas, Böden aus Marmor und so große Räume, dass darin komplette Einfamilienhäuser hineingepasst hätten. Da die Tür geschlossen war, musste ich letzten Endes doch den Umweg über die Terrasse nehmen, zu der ein Seitenweg aus weißem Kiesel führte. Schließlich ging ich durch den offen stehenden Hintereingang ins Haus und befand mich in einem lichtdurchfluteten, großen Saal. Eine wie ein hingeworfener Schal wirkende Freitreppe schwang sich vom Boden zu einer Galerie im ersten Stockwerk hoch, von der
einzelne Zimmer abgingen. Statt von Mauern wurde das ganze Haus überwiegend von großflächigen Glasfronten zusammengehalten, die mit elektrisch ausfahrbaren Raffstores behängt waren. Sämtliches Inventar und die Accessoires waren Designerstücke oder asiatische Antiquitäten. Überall standen Holztruhen mit eingeschnitzten chinesischen Schriftzeichen, Paravents mit farbenfrohen Geisha-Darstellungen oder mannshohe goldfarbene Buddhas. Donnerwetter, dieser Psycho-Doc musste aber schon im Hirn von reichlich vielen Pfeffersäcken herumgepfuscht haben, um sich den ganzen Krempel hier leisten zu können.
    »Du musst Francis sein!«
    Eine Stimme, so samten, als entstamme sie ebenfalls der asiatischen Sphäre. Sie hätte auch einem Kastraten gehören können. Ups! Da fiel mir ein, dass das bei meinesgleichen ja keine Seltenheit war. Jetzt verstand ich Sanctas Andeutung. Ich drehte mich um und erblickte auf der Treppe einen roten Perser von außergewöhnlicher Pracht und sehr dichtem Fell. Die intensiv leuchtenden kupferfarbenen Augen bohrten sich wie Laserstrahlen in die meinigen. Rote Perser sind am schwersten zu züchten, weil der Standard verlangt, dass sie überhaupt keine anderen Zeichnungen haben dürfen. Das ist aber wegen der Wirkung des Orange-Gens praktisch unmöglich. Da hatte der Psycho-Doc wohl ein paar Extra-Sitzungen mit der zur Hysterie neigenden Anwaltsgattin und dem Bankvorstand mit Burnout-Syndrom runterreißen müssen, um solch ein rares Exemplar sein Eigen nennen zu dürfen.
    »Woher wusstest du, dass ich dich aufsuchen würde?«, fragte ich und begab mich in die Mitte des Raumes.
    Sanft wie eine schwebende Feder kam Sigmund die Treppe heruntergelaufen. Er hatte etwas von einem Mops in Felidae-Gestalt, wenn auch der extrem buschige Schwanz nicht zu dem Vergleich passen wollte. Aus dem roten Fellknäuel lugten winzige verkümmerte Öhrchen hervor, und seine überaus schnurrbehaarte Maulpartie hätte auch einem gestandenen Schotten zur Zier gereicht.
    »Ach, weißt du, Francis, die einzelnen Reviere hier in der Gegend sind kommunikationstechnisch so exzellent miteinander vernetzt, dass praktisch jeder über jeden Bescheid weiß. Das ist übrigens auch die Ursache, warum die Erfindung des Mobiltelefons nicht auf unserem Mist gewachsen ist.«
    Toll, inzwischen wussten also alle, dass der einstmals so clevere Francis jetzt ein Rad abhatte! Ich wurde von Scham und Wut gleichermaßen überwältigt. Wenn ich wieder zurück war, hatte ich mit Junior ein Hühnchen zu rupfen. Bei mir den treusorgenden Sohn spielen, und sobald ich ihm den Rücken kehrte, jedem Dahergelaufenen erzählen, dass der Alte mittlerweile von allen guten Geistern verlassen war. Na warte! Oder war etwa Sancta das Tratschmaul?
    »Hör zu, Sigmund – du bist doch Sigmund? –, ich freue mich wirklich, deine Bekanntschaft zu machen«, log ich. In Wahrheit freute ich mich über diese Bekanntschaft, wie man sich über Bauchspeicheldrüsenkrebs freut. Der Kerl hätte mir gestohlen bleiben können, wenn ich nicht selbst an meinem Verstand zweifelte. »Aber ich bin nicht aus dem Grund hergekommen, von dem du annimmst, weswegen ich hergekommen …«
    »Welcher Grund mag das wohl sein, Francis?« Sigmund
lächelte verschmitzt, aber in keiner Weise höhnisch. Er trat ganz nah an mich heran und beeindruckte

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