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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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Trächtige umbrachte, weil er damit einerseits die Fortpflanzung anderer Rassen unterbinden und andererseits Platz für die neu entstehende Superrasse schaffen wollte. So hielt er es auch mit den Krüppeln. Doch was hatte es mit dieser besonderen Rasse nun wirklich auf sich?
    - Um Zugang zu den unergründlichen Motiven des Schlächters zu erhalten, hatte Pascal zu Mitteln des Rollenspiels gegriffen (der gute Pascal, er war in der Tat ein begnadeter Schauspieler!):
    »Also ich bin jetzt der Mörder. Ich gehe in regelmäßigen Abständen in die Nacht hinaus, um aus Motiven, die nur Gott und mir bekannt sind, meine Artgenossen zu ermorden. Ich morde und morde und immer verwische ich meine Spuren, indem ich mir die Leichen zwischen die Zähne klemme, sie zu den verborgenen Eingängen der Luftschächte und aufgegebenen Wasserkanäle schleppe und durch sie in die Katakombe befördere. Aber von heute auf morgen gebe ich diese Methode auf, was bedeutet, da ß man meine Freveltaten über kurz oder lang herausbekommen und mich jagen wird. Warum tue ich das? Warum tue ich etwas, was mich in Gefahr bringen könnte?«
    Mit einem Mal erkannte ich die Wahrheit: Der Mörder war alt geworden! Viel zu alt und viel zu krank, um noch irgendwelche Leichen durch die Gegend zu schleppen und sie in verborgenen Löchern verschwinden zu lassen.
    Ich glaubte noch einen weiteren Grund zu wissen, weshalb der Unhold seine Opfer neuerdings dort liegen ließ, wo er sie gekillt hatte. Aber diesen Grund wollte ich mir von ihm höchstpersönlich bestätigen lassen ...
    - Die Deutung meines vierten Alptraumes erübrigte sich geradezu. Ich hätte mich ohrfeigen können, denn die aufdringliche Symbolik und die Botschaften in dieser Vision hätte sogar ein Hirnamputierter begriffen.
    »Ich bin der Mörder, ich bin der Prophet, ich bin Julius Preterius, ich bin Gregor Johann Mendel, ich bin das ewige Rätsel, ich bin der Mensch und das Tier, und ich bin Felidae. All das bin ich in einer Person und noch viel mehr«, hatte der Mörder gesprochen, der vermöge der Traumverfremdungsmaschinerie ein strahlend weißes Aussehen angenommen hatte.
    In Wirklichkeit jedoch war er alles andere als weiß - weder äußerlich noch innerlich. Mit seinem vieldeutigen Geständnis hatte er aber die Wahrheit gesagt: Er war tatsächlich all das in einer Person …
    »Alles, was je war und sein wird, besitzt keine Bedeutung mehr ...«
    Ja, ein neues Zeitalter brach nun für meine Art an, und nach den gloriosen Plänen des Propheten sollten wir uns alle wie die Bremer Stadtmusikanten zusammentun und die lange wunderbare Reise zu den Ursprüngen antreten.
    »Nach Afrika! Nach Afrika! Nach Afrika!«
    »Und was werden wir dort finden?«
    »Alles, was wir verloren haben ...«
     
     
    ... In den Savannen von Afrika, in den menschenleeren Skylineschluchten von New York, in den Eiswüsten Sibiriens, unter den stählernen Füssen des Eiffelturms, an der Chinesischen Mauer, an den Hängen des Himalaja, in den Steppen Australiens, überall und überall wälzten sie sich dahin: Karawanen, Armeen, Milliarden, Abermilliarden, Myriaden von FELIDAE, sandfarbene Vertreter einer alt-neuen Rasse mit glühend gelben Augen. Sie zogen über die Erde, die nun ihnen allein gehörte. Den Fluch der Domestikation hatten sie schon längst abgeschüttelt; sie waren wild, frei und gefährlich. Jeder, der ihnen die Weltherrschaft streitig machen wollte, wurde auf grausamste Weise vernichtet.
    Der letzte Mensch beobachtete hinter einem Felsen heimlich den gespenstischen Zug. Er war völlig verwahrlost und hatte Tränen in den Augen. Und als er die Dimension dieses titanischen Heeres erkannte, verlor er den Verstand. Er lief davon. Nur allzu rasch holten sie ihn jedoch ein, umzingelten ihn und rissen ihn kreischend in Stücke. Das Fleisch bekamen die Kinder, das Blut tranken die Alten, und sein Skelett wurde in einem ehemaligen Raubtierkäfig im Zoo ausgestellt, als Warnung an all die anderen Lebewesen auf der Welt, da ß niemand es jemals wieder wagen möge, sich über die Königsart FELIDAE zu erheben. Dann zogen sie wieder weiter, vielleicht in Richtung der Raketen und Raumschiffe, mit denen sie die Galaxien, das Universum und noch andere Universen besiedeln wollten ...
    Es war der Traum eines Irren!
    Es war der Traum von Claudandus, dem Propheten, der vom Himmel herabgestiegen war, um das Unrecht, das an seiner Art geübt worden war, zu rächen. Doch nicht nur Rache war sein Ziel. Er wollte mehr, er wollte

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