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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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züchten beabsichtigte, hatte naturgemäß nicht die Mittel, die einem Menschen zur Verfügung standen. Es konnte nur dafür sorgen, da ß das zu Zuchtzwecken auserwählte Männchen mit dem entsprechenden Weibchen zusammentraf. Und wenn ein fremdes Tier dazwischenfunken wollte, mu ß te es daran gehindert werden. Aber wenn dieses Tier sich nun nicht hindern ließ? Wenn es auf seiner Lust beharrte? Tja, dann ...
    Bei den unteren Ästen der Stammbäume standen schließlich die etwa hundert Namen derjenigen, die dem Zuchtziel am nächsten gekommen waren. Wahrscheinlich befand sich unter ihnen auch die Holde, mit der ich einen der bezauberndsten Vormittage meines Lebens verbracht hatte. All diese Namen klangen sehr absonderlich und unaussprechbar, und ich vermutete deshalb, da ß der Erschaffer dieses Programms sich nicht nur mit unserer Art, sondern auch mit unserer Ursprache intensiv beschäftigt hatte. »Khromolhkhan« hieß da zum Beispiel einer und ein anderer »Iiieahtoph«. In der Tat, der Vergleich mit dem safaribehelmten Archäologen, der in den mysteriösen Grabsystemen der Pyramiden sein Unwesen treibt und endlich auf den z eit seines Lebens gesuchten massivgoldenen Sarkophag stößt, wirkte in meiner Situation nicht weit hergeholt. Das, was ich letzten Endes herausgefunden oder besser gesagt ausgegraben hatte, entpuppte sich wahrhaftig als eine satanische Truhe, deren Inhalt mit noch mehr überraschenden Geheimnissen aufwartete.
    Ja, es gab tatsächlich noch mehr zu entdecken. Im unteren rechten Winkel der Stammtafel verbarg sich nämlich ein klitzekleines schwarzes Totenkreuz, von dem ich annahm, da ß es ein Symbol für den Abruf eines weiteren Bildes war. Ich bewegte den Cursor auf dieses Zeichen und drückte dann wieder die Befehlsausführtaste. Wie erwartet, erlosch die Stammtafel, und zum Vorschein kam eine nicht enden wollende Liste mit Namen, denen jeweils eine Nummer, Datum und Uhrzeit und eine kurze Notiz beigefügt waren. Eine Einheit sah zum Beispiel folgendermaßen aus:
     
     
    287 ... PASCHA
    18.6.1986 / zirka 0.30
    Versuchte Tragiyahn zu begatten. Alle Überredungskünste waren vergeblich. Tragiyahn ist ohnehin ein Problemfall. Sie hält sich nicht an die Abmachung und durchstreift den gesamten Distrikt, wenn sie in Hitze gerät. Wann werden sie endlich soweit sein, da ß sie sich nicht mehr mit dem Fußvolk einlassen?
     
     
    Ein anderer Eintrag:
     
     
    355 ... CHANEL
    4.8.1987 / zirka 23.00
    Sie war von Chrochoch schwanger. Es war so sicher wie das Amen in der Kirche, da ß der Halter den Wurf an Freunde und Bekannte in der näheren Umgebung verteilt hätte. Das durfte auf keinen Fall geschehen. Ich habe schon Schwierigkeiten genug, die meinigen bei den Menschen unterzubringen.
     
     
    In diesem nüchternen Ton ging es Nummer für Nummer und Name für Name weiter. Es war ganz offensichtlich, was diese Liste enthielt: nur Tote! Der Mörder hatte alle seine Freveltaten in der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit akkurat dokumentiert und katalogisiert. Bei der Zahl 447 hörte die Grauensaufstellung endlich auf. Kein Wunder, da ß die Zahl, die mein geistiger Zwillingsbruder und ich errechnet hatten, dieser so nahe kam.
    Ich starrte mit offenem Mund auf den Bildschirm, und je länger ich in dieser steinernen Reglosigkeit verharrte, desto intensiver wurde ich von einer Trauer erfa ß t, wie ich sie noch nie empfunden hatte. So viele, so schrecklich viele mu ß ten ihr Leben lassen, damit ein Besessener seinen Traum von der einzig wahren Rasse verwirklichen konnte. Es war ein alter Traum, den viele Besessene vor ihm geträumt hatten, und zugleich der allerdümmste. 447 Schwestern und Brüder, die alle nichts anderes als leben und lieben gewollt hatten. Weiter nichts, weiter nichts, verdammt noch mal!
    Tränen stiegen mir in die Augen, und in meiner Vorstellung sah ich diese vielen unschuldig Dahingerafften zu einer Gruppe versammelt, so wie ich sie auch immer in meinen Alpträumen gesehen hatte. Sie waren bewegungslos und hatten einen entrückten Ausdruck in ihren Gesichtern, als sei dieses Bild ein im Himmel gemachter Schnappschu ß . Aber wenn sie sich auch nicht über ihr schreckliches Schicksal beschwerten, so sah ich ihnen doch an, dass sie aus diesem verfluchten Kasten heraus wollten, um endlich ihre Ruhe zu finden. Zumindest das!
    Ich beschlo ß , dieses Teufelsprogramm auf der Stelle zu löschen. Es war der letzte Ehrendienst, den ich den Toten erweisen wollte ...
    »Weißt du jetzt alles,

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