Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
Vom Netzwerk:
im Laboratorium Preterius' rechte Hand gewesen und hatte fast bis zum schauderhaften Ende einen lückenlosen Einblick in alle Tierversuche gehabt. Er hatte Claudandus gekannt und um seine unerträglichen Leiden gewu ß t. Er hatte Mitleid für den armen Burschen empfunden, und wahrscheinlich waren die blutrünstigen Experimente sogar der Grund für seine Kündigung gewesen:
    »Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Heute hat uns Ziebold ade gesagt. Um einen plausiblen Grund für seine Kündigung hat er sich erfolgreich gedrückt. Während des traurigen Abschiedsgespräches, das wir in meinem Büro führten, redete der Mann die ganze Zeit wie ein Rätselbuch ... «
    - »Felidae ... « hatte Pascal bei unserer ersten Begegnung schmachtend gehaucht, und sein Blick war so merkwürdig entrückt gewesen. »Die Evolution hat eine erstaunliche Vielzahl von Lebewesen hervorgebracht. Mehr als eine Million Tierarten leben heutzutage auf der Erde, aber keine nötigt einem mehr Respekt und Bewunderung ab als die Felidae. Obwohl sie nur etwa vierzig Unterarten umfa ß t, gehören ihr die absolut faszinierendsten Geschöpfe an. Wenn es auch noch so abgedroschen klingt: ein Wunder der Natur!«
    Pascal hatte sich sehr eingehend mit seiner Art beschäftigt, vermutlich aber mit allen Tierarten und ihrer Entstehung. Wie kam er zu diesem Wissen?
    Ziebold! Der Kerl besaß als Biologe und Mendel-Fan bestimmt Unmassen von Literatur über die wissenschaftlichen Hintergründe der Evolution und der Vererbung.
    Genauso, wie er hinter dem Rücken seines Herrchens heimlich dessen Computer manipuliert hatte, so war Pascal eines Tages sicher auch auf dieses wissenschaftliche Material gestoßen und hatte es dann intensiv studiert ...
    - Mein dritter Alptraum ... Ich war durch unsern Distrikt gewandelt, der sich wie nach einem nuklearen Krieg in eine Trümmerstätte verwandelt hatte. Der düstere Ort war kreuz und quer mit Erbsenpflanzen von riesenhaftem Wuchs überwuchert gewesen. Erbsenpflanzen! Das Grünzeug, an dem zum ersten Mal auf wissenschaftlicher Basis die Gesetzmäßigkeit der Vererbung bewiesen worden ist. Und nachdem der Riese Mendel ein Heer von toten Artgenossen wieder zum Leben erweckt und sie mit dem gigantischen Marionetten-Spielkreuz zu einem blasphemischen Tanz gezwungen hatte, war er quasi mit seiner wahren Identität herausgerückt:
    »Versuche über Pflanzenhybriden! Versuche über Pflanzenhybriden! Des Pudels Kern verbirgt sich in der Erbse! ...« So hatte er lallend gesungen und mir den Titel seiner wissenschaftlichen Arbeit genannt. Ich jedoch war des Traumdeutens nicht fähig gewesen und hatte die untrüglichen Zeichen in diesen Visionen als Alpdrücke abgetan. Unverzeihlicher Fehler, Francis!
    - Auch das Tagebuch von Preterius enthielt Botschaften, die der Verfasser, ohne sich ihrer bewu ß t zu sein, in Form von vagen Andeutungen festgehalten hatte:
    »... Da es ausgesprochene Nachttiere sind, treibt es sie immer um Mitternacht hinaus. Dann gehört ihnen die Stadt. Das mu ß man gesehen haben. Sie nehmen sie förmlich in Besitz. Ich hatte plötzlich den absurden Verdacht, sie fühlten sich uns überlegen und warteten nur auf einen geeigneten Zeitpunkt, an dem sie uns unterwerfen könnten. Es erinnerte mich an die Geschichte von der fleischfressenden Pflanze, die man sich als Sämling ins Haus holt, hegt und pflegt, bis sie eines schönen Tages, hochgewachsen und stark, die gesamte Familie verschlingt ... «
    Nicht nur die Familie, Professor, nicht nur die Familie ...
    - Nach der Entdeckung der Leiche der trächtigen Balinesin Solitaire hatte ich einen eklatanten Widerspruch in meinen Spekulationen wahrgenommen, weil damit bewiesen zu sein schien, da ß der Mörder vollkommen wahllos beim Aussuchen seiner Opfer vorging. Dies war eine falsche Annahme gewesen, denn der Widerspruch bestätigte sozusagen nur die Regel. Schwangere hatten ihr Leben im Namen der Reinrassigkeit lassen müssen. Denn auch die Männchen aus der alt-neuen Rasse waren nicht immer Herr über ihre Gelüste gewesen und hatten sich gelegentlich mit weiblichen »Standards« amüsiert. Die Saat jener Vereinigungen erschienen dem Mörder jedoch minderwertig, bestenfalls nicht ins Konzept passend, und mu ß te deshalb ausgelöscht werden. Infolgedessen trug Solitaire zum Zeitpunkt ihrer Ermordung nicht die Nachkommenschaft Kongs im Bauch, sondern die eines alt-neuen Männchens. Armer, gehörnter Kong!
    Anzunehmen auch, da ß der Mörder ganz unbeteiligte

Weitere Kostenlose Bücher