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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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wollen, sich zu begatten. Wieso hatte ich mich eigentlich nicht gefragt, welches Weibchen sie decken wollten? Warum um alles in der Welt hatte ich meine Nachforschungen nicht von Anfang an darauf gerichtet, welche von den Weibchen im Revier zum Zeitpunkt der Morde rollig gewesen waren?
    - Ich hätte von vornherein auf meine Träume hören sollen. Denn in ihnen waren von meinem unfehlbaren Instinkt magische Schlüssel hinterlegt worden, Schlüssel, mit denen man die stählernen Tore dieses Mysteriengebäudes hätte aufschließen können.
    Der erste Alptraum im neuen Revier, der erste Schlüssel ... Der Mann in dem langen, weißen Kittel und ohne Gesicht in diesem weißen Nichts, welches eindeutig das Folterlaboratorium symbolisieren sollte, war Professor Julius Preterius gewesen. Das Gesicht hatte ihm gefehlt, weil der Professor wahrhaftig kein Gesicht mehr besaß - er war schon seit sieben Jahren tot. Am Schlu ß hatten in diesem leeren Gesicht zwei phosphoreszierend gelbe Augen aufgeleuchtet, die weinten. Diese weinenden Augen gehörten Claudandus, der sich wegen seiner grauenvollen Erlebnisse im Labor schließlich selbst in einen Preterius verwandelt hatte ...
    - Dann der zweite Alptraum, in dem Deep Purple immer wieder in die blutspritzende Wunde an seinem Nacken gegriffen, ein Junges nach dem anderen daraus hervorgezogen und sie wie Bälle gegen die Wände der Garage geschmissen hatte. Ein Sinnbild dafür, da ß Deep Purples Nachkommen unerwünscht waren, und was der Mörder mit ihnen angestellt hätte, falls sie gezeugt worden wären. Außerdem hatte der Zombie von irgendwelchen bahnbrechenden Behandlungsmethoden geschwärmt, was einen weiteren Hinweis auf die grauenhaften Experimente der Vergangenheit beinhaltete ...
    - Ohrenzeugin Felicitas' entscheidende Worte: »Ich konnte nicht verstehen, worüber sie redeten. Doch eines konnte ich immer wieder heraushören: Dieser Unbekannte sprach sehr eindringlich und bedeutungsschwanger, als wolle er seine Gesprächspartner von etwas überzeugen ...«
    Der Mörder war keinesfalls ein amoklaufender Psychopath, sondern ein fairer Zeitgenosse, der seinen Opfern durchaus eine letzte Chance gegeben hatte. Er hatte ihnen nämlich vorher stets die Sachlage auseinandergesetzt und sie gebeten, sich nicht mit der für die Zucht auserwählten Rasse zu paaren. Ansonsten konnten sie sich paaren, mit wem sie wollten. Das heißt, er hatte nie etwas Persönliches gegen seine Opfer gehabt. Doch sie hatten nicht auf ihn hören wollen. Sobald der betörende Gesang eines rolligen Weibchens aus der »alt-neuen« Rasse durch das Revier gehallt war, hatten sie ihren Trieb nicht mehr kontrollieren können und waren nur noch von dem Gedanken besessen gewesen, sich mit der empfangsbereiten Sängerin zu vereinigen. Dadurch aber brachten sie das mühsam aufgebaute Zuchtprogramm des Mörders in Gefahr, der das auf keinen Fall dulden konnte ...
    - »Ich glaube, der Bursche, dem dieser Kasten gehört, macht irgendwas mit Wissenschaft. Mathematik, Biologie oder Parapsychologie, weiß der Teufel ...«, hatte Blaubart bezüglich des Berufes von Pascals Herrchen gemutmaßt, als er mich zum ersten Mal zu der Yuppievilla führte. Richtig, Blaubart! Der Kerl war Biologe von Beruf, und er hatte sich sein Idol, einen Revolutionär der Biologie, diesen Wegbereiter der Genetik, an die Wand seines Arbeitszimmers pinseln lassen: Gregor Johann Mendel. Doch wie hieß Karl Lagerfeld wirklich?
    Nur ein einziges Mal, es war gar nicht so lange her, hatte Pascal beiläufig seinen Namen fallen lassen. Ich überlegte angestrengt, versuchte mich krampfhaft an die vielen Gespräche mit Pascal zu erinnern. Unzählige Dialogfetzen huschten mir durch den Sinn, bis ich schließlich den gesuchten Ausschnitt aus den Tiefen meines Unterbewu ß ten hervorkramte:
    »Ziebold, mein Halter, hat frisches Herz zubereitet ...«
    Pascal hatte den Namen erwähnt, als ich ihm vor etwa zehn Tagen meine neuesten Informationen übermittelt hatte, woraufhin eine heiße Diskussion entbrannt war.
    Ziebold ... Ziebold ... Ziebold ...
    Den Namen kannte ich!
    »Ziebold habe ich aus dem Institut ›entführt‹. Auf den ersten Blick scheint er seinen Beruf verfehlt zu haben. Denn seine täglich wechselnde modische Kleidung und sein geckenhaftes Gehabe passen eher zu einem Dressman als zu einem Wissenschaftler. Während der Arbeit jedoch geht in ihm eine gespenstische Veränderung vor sich, und er verwandelt sich in einen Besessenen ... «
    Ziebold war

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