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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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mehr Jahre zurück. Was hat das mit dem Tod der Zwillinge zu tun? Schließlich ist Kantsky ein kommerzieller Betrieb und kein militärischer.«
    »Wie man’s nimmt. In ein paar Jahren wird es etwas anderes und besseres als GPS geben, nämlich ein Satellitennavigationssystem
der Europäischen Union namens Galileo. Es ähnelt dem amerikanischen Vorgänger, verfügt jedoch über dreißig Satelliten, wodurch eine deutlich verbesserte Abdeckung und eine Zielgenauigkeit im Zentimeterbereich erreicht werden. Außerdem wird es zum ersten Mal Livebilder der aufgerufenen Positionen geben. Und noch eine andere geradezu revolutionäre Neuerung: Galileo kann mittels der sogenannten Verkehrstelematik Fahrzeuge, Schiffe oder Flugzeuge eigenständig ins Ziel steuern, soweit sie technisch dafür ausgerüstet sind. Tja, solch technisches Gedöns kennt man irgendwann aus dem Effeff, wenn man fast den ganzen Tag auf dem Schreibtisch der Chefin die Dösende markiert. Jedenfalls wurde Galileo ursprünglich allein für zivile Zwecke konzipiert. Aber dann schaltete sich das Militär ein. Die Herren Generäle hatten Bedenken, falls die so genannten Schurkenstaaten freien Zugriff auf die ausgetüftelte Technologie erhalten würden. Deshalb verlangten sie wie bei GPS gewisse Abstufungen im Erfassungsbereich und einen absolut unknackbaren Supercode. Dieser sollte sich allein in ihren Händen befinden und gewährleisten, dass das System sich innerhalb von Sekunden für einen unliebsamen Landstrich abschalten ließ. Länder wie zum Beispiel der Iran oder Nordkorea würden in diesem Falle ihre Raketen niemals zum anvisierten Ziel steuern können. Adelheid, noch mehr aber die Zwillinge, hatten sich gegen diese dreiste Einmischung gewehrt. Sie wollten nicht schleichend in den militärischen Komplex eingebunden werden.«
    »Und so wurde ein Exempel statuiert«, führte ich den Gedanken für sie fort. »Dunkelmänner haben einen Anschlag auf die Zwillinge verübt, getarnt als Unfall, doch für Kantsky
als Warnung erkennbar. Offen gesagt, habe ich schon mal coolere Verschwörungstheorien gehört, Domino.«
    Sie machte ein ratloses Gesicht. Dabei bogen sich ihre Schnurrhaare erdwärts, ihr Stirnfell kräuselte sich, und die Glut in ihren Goldaugen verlor an Intensität. Doch selbst dieser desolate Anblick ließ mich noch tiefer in den Liebesabgrund blicken. Es war nur mehr eine Frage der Zeit, wann ich Sancta endgültig aus meinem Gedächtnis streichen und mich in diesen Abgrund fallen lassen würde.
    »Vielleicht hast du recht, Francis, und ich bilde mir das nur ein. Oder besser gesagt, die Leute in der Führungsebene von Kantsky haben es sich damals eingebildet. Adelheid hat es jedenfalls getan. Und Tatsache ist, dass Galileo für Operationen im Rahmen der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zur Verfügung stehen wird. Die Wissenschaftler im Haus arbeiten also nun zum Teil an einem militärischen Projekt.«
    »Gut, dass wir die politische Vorgeschichte geklärt haben. Schreiten wir nun zum emotionalen Teil. Wie kam es, dass Adelheid, eine offenkundig selbst im hohen Alter scharfsinnige Frau, am Ende ihrer Tage plötzlich den Verstand verloren und dieses verrückte Testament aufgesetzt hat?«
    »Sie hat nicht den Verstand verloren. Im Gegenteil, ich habe den Verdacht, dass das Ganze mit dieser politischen Vorgeschichte zusammenhängt.«
    »Jetzt blicke ich gar nicht mehr durch.«
    »Adelheid hat mich abgöttisch geliebt, Francis. Sie war das beste Frauchen , das man sich vorstellen konnte. Ich durfte sogar auf dem Nachbarkissen in ihrem Bett schlafen, und an Edelfutter und Streicheleinheiten hat es weiß Gott nicht gemangelt.
Doch es wäre ihr wohl nicht einmal bei einem akuten Verkalkungsanfall eingefallen, ihrem Haustier einen Weltkonzern zu vermachen, wenn sie dafür nicht einen triftigen Grund gehabt hätte. Sie hat ihr Geschäft clever geführt, und selbst bei dieser abstrusen Entscheidung hat sie sicher einen Plan verfolgt. Meiner Meinung nach ahnte sie, dass sie sterben würde - mit neunundneunzig braucht man dazu wahrlich keine Hellseherin zu sein. Sie wusste, dass nach ihrem Tod die Erben, also die entfernten Verwandten, und die Manager sich einen Dreck um die Firmenphilosophie scheren würden. Noch weniger würden sie sich für den moralischen Aspekt der im Unternehmen hergestellten Produkte interessieren. Für die spielte nur eine Rolle, wie sie sich kräftig die Taschen füllen konnten. Dadurch würde das Projekt Galileo

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