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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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doch denken, wer mich die ganze Zeit heimlich beobachtet und - da ich hartnäckig im Raum verweilte - nun die Nerven verloren hatte. Guter alter Blaubart, auf sein Wort war doch stets Verlass!
    »Domino!«, rief ich und stoppte. »Domino, du hast vor mir nichts zu befürchten. Ich heiße Francis und bin gekommen, um dir zu helfen.«

    Keine Reaktion. Ich rührte mich wieder. Ohne jede Hast kroch ich in Richtung des kleinen Ganges, der von den nebeneinander aufgestellten Kisten gebildet wurde. Allmählich sah ich an der dahinter befindlichen Mauer einen undeutlichen Schatten, aber doch deutlich genug, um ein leichtes Zittern zu erkennen. Hier war Überzeugungsarbeit gefragt.
    »Wenn du wünschst, dass ich wieder gehe, brauchst du es nur zu sagen, Domino«, fuhr ich fort. »Dann siehst du mich nie mehr wieder, was übrigens keine Katastrophe wäre. Und wenn du wünschst, dass ich von hier aus meine Ideen zur Lösung deines Dilemmas von mir gebe, so ist das auch okay.«
    »Hör mal, Francis oder wie du auch sonst heißt: Ich bin weder an einem Gespräch interessiert noch an irgendwelchen Ideen oder Lösungen«, sagte eine Stimme, die sich dermaßen lieblich, aber auch ängstlich anhörte, sodass mir ganz blümerant wurde. Es klang wie eine noch nie vernommene und doch vom ersten Ton an eingängige Melodie. »Und in einem Dilemma befinde ich mich auch nicht, weil …«
    »Weil du erstens die ganze Kohle gar nicht erben kannst und zweitens, weil unseresgleichen mit Geld nichts anfangen kann«, vollendete ich ihren Gedankengang und blickte ihr geradewegs in die golden strahlenden Augen. »Aber das weiß ich doch schon längst, Domino.« Während sie noch redete, hatte ich es mir nämlich nicht verkneifen können, geräuschlos weiterzudackeln und den Kopf um die Ecke der Kiste zu stecken. Nun stand ich einem Geschöpf gegenüber, dessen Schönheit, aber auch Hilflosigkeit mich ganz und gar erschütterte. Domino war eine Kreuzung, eine solch berückende, die selbst noch dem abgebrühtesten Züchter vor Bewunderung den Atem geraubt hätte. Zweifelsfrei kam die eine
Hälfte ihrer Gene von der Russisch Blau. Dafür sprachen der feingliedrige Körperbau, der schmale Kopf und die kurzen, seidigen, abstehenden Fellhaare, die etwas von einem Robben- oder Biberpelz besaßen. Doch das Fellkleid unterschied sich in einem für diese Rasse typischen Detail. Anstatt im mittleren Blauton gehalten und mit silbergetippten Leithaaren, schwankte es zwischen Dunkelblau und Tiefgrau. Außerdem fehlte das charakteristische Ozeangrün in den Augen, die, wie schon erwähnt, goldfarbig waren. Diese Merkmale musste sie von dem anderen Elternteil geerbt haben, dessen Rasse ich jetzt auf die Schnelle nicht bestimmen konnte.
    Natürlich war da noch eine Kleinigkeit, weshalb ich mich - wie soll ich mich sachlich ausdrücken? - IN DOMINO AUF DER STELLE UND BIS ÜBER BEIDE SPITZOHREN VER-LIEBTE! Sie glich sehr der jungen Sancta. Was kaum verwunderte, entspringen die Russisch Blau und die Korat doch ein- und derselben Ursprungsrasse. Hieß das nun, dass ich meiner Traumfrau im reiferen Alter überdrüssig geworden war und spontan das Junge-Gemüse-Update bevorzugte? Oder aber, dass Sancta schon so tiefe Liebesfurchen in mein Herz gezogen hatte, dass ich automatisch jedem ihr ähnlich sehenden Weibchen verfiel? Die Antwort, mein Freund, wusste nur der Wind. Im Augenblick jedenfalls war ich ungeheuer damit beschäftigt, mich mit dem Verlieben zu beschäftigen.
    Ich sah dieses zitternde Ding dort hinter der Kiste eingeklemmt wie ein von Jägern in die Enge getriebenes Wild, von nichts anderem als der Furcht um die nackte Existenz beherrscht und, wie es aussah, ziemlich ausgehungert. Das war also der Preis für eine Milliardenerbschaft? Und noch etwas
sah ich: die Tränen in ihren Augen, die ihr in winzigen Flüssen kontinuierlich das Maul herabrannen. Meine Beschützerinstinkte intensivierten sich, je länger ich dieses erbärmliche Bild betrachtete, und gingen eine Beziehung mit diesen anderen Instinkten ein, mit jenen … na, Sie wissen schon.
    »Domino, von deinem Problem habe ich eigentlich so nebenbei erfahren.« Ich bemühte mich, meine ins Schmachten entgleitenden Gesichtszüge unter Kontrolle zu bringen, und tat so, als würde ihr Anblick in mir lediglich fürsorgliche Gefühle auslösen. »Ich kann mir denken, dass du im Augenblick nichts anderes als deine Ruhe haben möchtest und deshalb diesen Schutzraum bevorzugst. Dennoch fürchte ich, dass du

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