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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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der Deostift-Schädel als auch die spezifischen Konturen seines Cordanzugs bezeugten dies. Ich vermeinte
sogar, dort in der Ferne seine blauen Würfeleis-Augen auszumachen. Er musste hier hochgeschlichen sein, um Domino einzufangen und dann wer weiß was mit ihr anzustellen.
    In beiden Händen hielt er irgendwelche Gegenstände. Waren es gar Waffen, vielleicht Pistolen? Schwer zu sagen. Aus dieser Entfernung sahen sie eher wie kleine Gefäße aus. Vielleicht wollte er die Dinger am Ende sogar als Wurfgeschosse gegen uns verwenden und unsere Köpfe damit zertrümmern. Ganz langsam, gerade so als ahne er, dass scharfe Augen auf ihn gerichtet waren, schritt er den breiten Mittelgang zwischen den ausrangierten kartografischen Instrumenten in unsere Richtung. Der fade Glanz der Sterne durch die Gaubenfenster beschien ihn, und das Nachtgurren der Tauben auf den Dachbalken untermalte das Tack-tack seiner Schritte.
    Ich wandte mich Domino zu, die wie in eine Schockstarre verfallen war. Sie schlotterte am ganzen Leib. »Was machen wir jetzt?«, sagte ich. Zugegeben, eine selten dämliche Frage.
    »Er ist gekommen, um mich zu töten«, sagte sie. »Die Ursache allen Übels soll nun endgültig aus dem Weg geräumt werden.«
    »Niemand wird hier getötet«, tönte ich mannhaft, wenn auch im Flüsterton. »Gibt es noch einen anderen Ausgang als die Dachbodentür, durch die der Kerl hereingekommen ist? Ich meine, ich habe die ja auch nicht benutzt.«
    Mit einem Mal hellte sich ihr Gesicht auf, und so etwas wie ein kecker Silberstreif flog über ihre hübschen Augen. »Und ob! Siehst du die Öffnung da hinten?« Sie deutete mit einer Pfote über meinen Kopf hinweg.

    Ich drehte mich nach rechts und erblickte in etwa fünf Metern Entfernung eine Art metallenen, quadratischen Schornstein. Augenscheinlich war es ein weiterer Durchlass zum Gedärm des Belüftungssystems. Die Abdeckung war abgefallen und lag auf dem Boden.
    »Wenn ich es dir sage, rennst du los und springst da hinein. Dieses Lüftungssystem ist ein wahrer Irrgarten. Aber irgendwie wirst du schon ins Freie finden.«
    »Und du?«, fragte ich.
    »Ich nehme den anderen Ausgang.« Ihre Pfote deutete in die entgegengesetzte Richtung. Links befand sich ein weiterer Durchlass, ebenfalls mit einer abgefallenen Abdeckung.
    »Lass uns lieber gemeinsam in dieselbe Öffnung hineinspringen«, sagte ich. »So bleiben wir zusammen.«
    »Das geht nicht. Für zwei ist ein Schacht zu eng.«
    Da hatte sie recht. »Wann und wo sehen wir uns wieder?« Ich zauderte, obwohl für derlei melodramatisches Getue nun wahrhaftig keine Zeit blieb. »Domino, ich muss dir etwas gestehen: Wie gesagt bin ich eigentlich nur aus reiner Neugier hier hergekommen. Und ich wollte den großen Retter spielen, vielleicht aus Eitelkeit. Nachdem ich dich jedoch gesehen und kennengelernt habe …« Forster hatte inzwischen mehr als die halbe Strecke zu uns zurückgelegt, und es war nur mehr eine Frage von Sekunden, wann er die Beute entdecken würde. »… da, wie soll ich sagen, da will ich lieber mit dir gemeinsam in den Tod gehen, als ohne dich am Leben zu bleiben.«
    Sie lächelte süßlich und entblößte dabei ihre schneeweißen Hauer. »Wie war das noch eben: Niemand wird hier getötet! Oder vielleicht doch, wenn du dieses Abschiedsdrama
noch weiter in die Länge ziehst, Francis.« Sie kam ganz nah an mich heran und rieb ihre Nase an meiner. »Wer sich sucht, der findet sich, hat mir mein österreichischer Vater immer gesagt. Aber wenn wir nicht augenblicklich in diesen Löchern verschwinden, wird man uns beide lange suchen müssen. Also nimm dir ein Herz, auch wenn es so entflammt ist, und spring endlich. Los!«
    Ich tat wie geheißen, rannte wie von Knallfröschen drangsaliert in Richtung des Notausgangs und hechtete hinein. Natürlich konnte ich es mir dabei nicht verkneifen, kurz vor dem Absprung einen Blick zurückzuwerfen. Zu meinem Entsetzen sah ich, dass Forster gerade um die große Kiste gebogen kam. Und was noch schlimmer war: Domino hatte sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt. Vermutlich hatte das plötzliche Auftauchen ihres Bedrängers sie wieder in die Schreckstarre versetzt, obwohl sie vorhin doch so zuversichtlich gewesen war. Ich jedenfalls konnte ihr so oder so nicht mehr helfen, da ich mich mitten im Sprung befand. Was sollte also diese völlig unüberlegte und nun nachweislich misslungene Rettungsaktion, du Volltrottel?, verfluchte ich mich im Geiste, bevor ich im Durchlass

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