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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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mich bereits wie der Alte fühlte. Seltsam, wie sich hier Traum und Wirklichkeit so harmonisch die Hände reichten.
    Aber was für einen Quatsch spann ich mir da eigentlich zurecht! Ich träumte nicht mehr. Das hier war die Realität, und ich war hellwach. Blieb die Frage, weshalb meine Wahrnehmung so nahtlos vom Traumseits ins Diesseits gewechselt hatte. Ich schaute mich hektisch in alle Richtungen um - und wurde auch prompt mit einer beängstigenden Antwort auf meine Frage konfrontiert. Tatsächlich schwebte ich himmelhoch über den Wolken, jedoch keineswegs mittels eines geistigen Verzögerungseffekts, der mir immer noch irgendwelche Traumfetzen vorgaukelte, sondern, nun ja, mittels Helium. Ich befand mich in diesem verdammten Mini-Zeppelin Marke Eigenbau! Also eben dort, wohin mich Herzl
letzte Nacht fürsorglich geschubst hatte, nämlich auf ein weiches Kissen in einem Kasten, damit ich mich dem Erholungsschlaf hingeben konnte. Dieser seltsame Kasten war der Führerkorb des abenteuerlichen Fluggeräts, durch dessen türlose Einstiegsluke ich jetzt in die unendlichen Weiten des Himmels glotzte.
    Am Heck schräg über meinem Kopf brummte die Propellermaschine, die zwecks Steuerung vorne über Zugdrähte überall hin gedreht werden konnte. Und wenn ich nach oben blickte, wurde mein gesamtes Sichtfeld von dem gurkenförmigen, metallen glänzenden Gasballon mit der ANIMAL ARMY-Aufschrift eingenommen. Die schräge Konstruktion sah aus wie ein aerodynamisches Töff-Töff-Mobil. Offenkundig hatte der gute Herzl letzte Nacht den erschöpften Francis, in der Absicht, ihm eine ruhige Schlafstätte zu verschaffen, zum denkbar ungünstigsten Platz gelotst. Aber bei dem Tohuwabohu war ihm wohl auch nichts anderes übrig geblieben. Beim Ablegen des Zeppelins hatte man dann wohl meine Anwesenheit übersehen. Doch wohin führte die Reise? Und in welcher Mission war die Gurke unterwegs?
    Zwei Anhaltspunkte brachten mich auf die richtige Fährte. Seitlich von mir lag ein augenscheinlich aus Bettlaken zusammengenähtes Transparent, das rot gemalte Buchstaben entblößte und aus dessen Eckenspitzen lange Seile wuchsen. Da der Monsterlappen auf einen Haufen geschmissen war, konnte ich nicht erkennen, welche Botschaft man darauf gepinselt hatte. Ich nahm jedoch an, dass es sich um einen teils ironischen, teils anklägerischen Spruch über Tierrechte im Allgemeinen und über die notwendige Solidarität mit Domino
und den ihr vermeintlich zustehenden Milliarden im Besonderen handelte.
    Der nächste Hinweis auf das Ziel des Luftschiffes war ebenfalls unübersehbar. Zwei knielange dunkelbraune Wildlederstiefel unweit meiner Nase, in denen die Füße eines Hünen von ebenfalls zeppelinhafter Erscheinung steckten: Lars Büttel, Chef der Animal Army, steuerte das Fantasiegerät von einer Konsole am Bug aus. Sein sehr bärtiges Gesicht ähnelte einem Teigklumpen, den ein besoffener Bäcker geknetet hat. Die nach Schabernack Ausschau haltenden, großen Augen funkelten fuchsig. Er trug ein aus beigefarbener Jacke und Reiterhose bestehendes Safari-Outfit und einen Safarihelm auf dem Kopf. Vielleicht sollte das ja eine Art vorwurfsvoll-ironischer Witz über die Tiermörder der Welt sein. Sein gigantischer Bauch wölbte sich wie ein bis zum Platzen gefüllter Reissack und drohte den extrabreiten Ledergürtel zu sprengen. Die wurstigen Hände fummelten unentwegt an den Hebeln und Knöpfen der Steuerungskonsole. Ab und an drehte Lars den Kopf über die Schulter und grinste schelmisch zu mir herüber. Er schien froh darüber zu sein, bei seinem Flug Gesellschaft zu haben.
    Ich konnte mir leicht denken, was der Halbverrückte vorhatte: eine sogenannte Aktion. Er wollte mit dem Zeppelin vor den Augen der Medien und dem anfeuernden Gegröle seiner Anhänger beim Kantsky -Gebäude landen und dort das Transparent hissen. Büttel hatte es auf ein 20-Uhr-Nachrichten-gerechtes Spektakel abgesehen, um den Konzern moralisch unter Druck zu setzen. Ich erhob mich, machte zwei Schritte auf die offene Eingangsluke zu, steckte den Kopf über die Bodenkante und blickte nach unten. Tatsächlich,
die Vorbereitungen für den medialen Zirkus waren schon in vollem Gange.
    Etwa hundert Meter unter meinen Pfoten sah ich die vielköpfige Schar der Animal-Army-Anhänger, die sich, Protestlieder jodelnd, direkt unterhalb des Zeppelins einen Weg durch das steppenartige Gelände und das Wäldchen zum Kantsky -Park bahnten. Zwischen ihren Füßen strömten Hunderte der Unsrigen

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