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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Flecken Erde versammelten, zum Beispiel auf einer Insel. Dort würden die »Code-Träger« ihrem Tagesgeschäft nachgehen, sich ihres Lebens erfreuen, ohne jemals mitzukriegen, dass sie in Wahrheit jeder für sich ein Glied eines codierten Satzes in einem Navigationsprogramm waren. Auch die Fellmusterung von unsereins unterscheidet sich von der eines anderen Artgenossen so signifikant wie der Fingerabdruck bei den Menschen. Ganz abgesehen von anderen Merkmalen
bis hin zum genetischen Code, dessen unverwechselbare Prägungen ebenfalls mit einer neuartigen Technologie unterschieden und sortiert werden könnten.
    Das Resümee meiner Überlegungen hieß mitnichten »Problem erkannt und gelöst!«, sondern vielmehr »Problem erkannt und gelöst - und dadurch noch mehr Probleme geschaffen!«. Denn welcher Wert war solch einem Traum tatsächlich beizumessen? Welche logisch stimmige Auflösung sollten mir diese verwirrend vielen Fingerzeige vor Augen führen? Dass Adelheid und Forster in innigster Beschäftigung mit Domino von einem Geistesblitz getroffen wurden und daraufhin eine Software hatten entwickeln lassen, mithilfe derer sie in einer internationalen Krisensituation den Generälen die Kontrolle über Galileo hätten entreißen können? Dass der ganze Inselkauf nur diesem Zweck gedient hatte? Dass sie über tierische Gerüchte einen Köder ausgelegt und unseresgleichen mittels eines Staatsgründungskultes dazu animiert hatten, sich an einer Sammelstelle zum Abtransport zu der Insel der Seligen einzufinden? Genauso gut hätte der Glaube an Elfen und Kobolde die Wissenschaft ersetzen können. Wie könnte das denn überhaupt funktionieren? Sie hätten ja einen ebenfalls tierischen Agenten gebraucht, der für sie die Propaganda organisierte. Und zuletzt: Hätte man das Ganze nicht auch in die Wege leiten können, ohne dass man einer Nassnase dreißig Milliarden vererbte?
    Die gute Nachricht war, dass die vermaledeite Chose mich inzwischen so brennend wie der Fußgeruch eines Penners interessierte. Reiste man nicht deshalb schlafenderweise auf eine Trauminsel, um all den Ärger des qualvollen, in meinem Falle sogar mörderischen Alltags zu vergessen? Jawohl, genau
das tat man in der Regel! Weswegen also sollte ausgerechnet ich diese Regel brechen? Wenn ich mich schon auf einer Trauminsel befand, dann wollte ich gefälligst auch etwas davon haben und mir mein Hirn nicht weiter wegen dieser blödsinnigen Spekulationen zermartern müssen.
    Ich spürte den warmen Wind auf meinem Fell, der vom Meer her zu blasen und diesmal einen erfrischend algengetränkten Duft zu beinhalten schien. Und ebenfalls auf meinem Fell fühlte ich die Wärme der exotischen Sonne, welche sich darauf wie kostbarster Samt ausbreitete. Jetzt schnell noch diesen paradiesischen Zustand in vollen Zügen genießen, bevor mich die Schmerzen und Scherereien der wirklichen Welt wieder einholten. Wie wär’s vielleicht mit einer Bootstour? Ja, warum eigentlich nicht? Lust auf einen lockeren Spaziergang durch den Dschungel und dabei das Aroma nie gekannter Zauberblumen inhalieren? Auch nicht schlecht. Oder doch besser ein kleiner Rundflug über das Eiland meiner Sehnsüchte? Ja, das wäre das höchste der Gefühle (obwohl ich mir bei diesem Entschluss selbst ein bisschen wie ein hirngewaschener Felipolis-Jünger vorkam).
    Also schwebte ich davon. Im wörtlichen Sinne. Ich registrierte, wie meine Pfoten dem mehligen Sand Ade sagten, sah, wie ich in vollendeter Schwerelosigkeit abhob und der Strand unter mir allmählich immer kleiner wurde. Der Palmendschungel glich langsam einem Garten Eden en miniature, und die ganze Insel Felipolis einer in naivem Stil gearbeiteten Zeichnung aus einem Kinderbuch. Und ich vernahm weiterhin den Gesang vom Milchmann Tevje, der nahe den Wellen tänzelnd seinen »Anatevka« gab:
    »… Herr, du schufst den Löwen und
das Lamm.
Sag, warum ich zu den Lämmern kam!
Wär’ es wirklich gegen deinen Plan,
wenn ich wär’ ein reicher Mann?«

13
    Als ich die Augen öffnete, schwebte ich immer noch. Allerdings musste ich wohl in der Zwischenzeit in schwindelerregende Höhen gestiegen sein, denn es war weder eine Insel noch sonst etwas zu sehen. Außer natürlich jede Menge von der Sonne grell angestrahlter Schäfchenwolken am blauen Himmel. Auch hatte sich das angenehme Körpergefühl aus dem Traumland gänzlich erhalten. Die Genesung meiner inneren Organe und meines Schädels war durch die Schlafurlaube so weit fortgeschritten, dass ich

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